No. 2122 af 10319
Afsender Dato Modtager
Franziska Caspers [+]

Afsendersted

Rom

Afsenderinfo

Rødt laksegl med aftryk: SALVE
Poststempel: ROM.

17.1.1819 [+]

Dateringsbegrundelse

Dateringen fremgår af brevet.

Charlotte Thierry [+]

Modtagersted

Hamburg

Modtagerinfo

Udskrift: De Rome / A Madame / Madame Charlotte Tiery / née Godeffrey / à / Hambourg / Abzugeben bei / Herrn P. Godeffroy

Resumé

Caspers har oplevet Vatikanmuseet i fakkelbelysning med en smittende begejstret Thorvaldsen som turguide. Hun omtaler hans ansigtstræk og kunstindlevelse med beundring. Dernæst giver hun en ekfrastisk beskrivelse af hans Merkur, jf. A5, og undrer sig over hans forhold til Frances Mackenzie. Caspers opdaterer Thierry om en lang række fælles venners kunstprojekter og familieliv. Hun nævner bl.a. nazarenerne Overbeck, Schnorr von Carolsfeld og Veits fresker i Casino Massimo og Louise Seidlers portræt af hende selv, B440. Til slut beskriver hun dronning Maria Isabellas ligtog.

Se original

Rom den 17ten Jänner 1819

Meine theure Lotte!

Die Art wie ich lebe muss mein langes Stillschweigen entschuldigen. In Rom schlägt eine andere Uhr u die Zeit hat Flügel. Du weisst wie lieb ich Dich habe, es ist also ganz unnöthig dass ich Dir sage wie unzälige Mal ich an Dich denke u sehnsuchtsvoll Dich an meine Seite wünsche – auch spreche ich mit allen Bekannten von Dir – welche den herzlichsten Antheil an Deinem Glücke nehmen.
Wir sind nun seit 10 Wochen hier – mir scheinen es kaum so viele Tage zu seyn u ich denke mit Ängstlichkeit an das Frühjahr, welches mich wieder nach dem abgeschmackten Ungarlande führt. Bin ich einmal dort so mache ich mir raison u alles geht gut – aber wenn ich in Rom bin u sehe es in der Ferne – da wird mir ums Herz – als lege sich eine kalte Hand daran fest.
Wir sehen diesesmal Alles ganz langsam – fast faul. Die Fürstin will immer die bessere Jahreszeit abwarten u denkt nicht, dass dem Menschen nur der Augenblick gehört. Neues habe ich wenig nur gesehen aber wie entzückt in Rom das Bekannte, wenn der Totaleindruck nicht mehr alle einzelne verschlingt – u man mehr staunt u bewundert als geniesst. Neulich sah ich zum ersten Male den Vatican bei Fackelbeleuchtung. Dieser Eindruck wird mir ewig bleiben. Die Wirkung dieses künstlichen Lichtes ist wirklich wunderbar u giebt den Statuen ein Leben eine Bewegung von der man keine Vorstellung hatte. Wie hoch steht die Kunst, die das erreichen konnte. – Torwaldsen dieses vom Himmel gegünstigte Genie leitete unsern Fackelträger – welch hohen Gewinn wir dadurch hatten kannst Du Dir meine liebe Lotte denken. Du hättest schon mein Entzücken getheilt. Torwaldsen mit seinen edlen schönen Zügen still wie der Sonnengott vor den Statuen – sein Gefühl für das Schöne – sein Sinn für die Kunst sprechen sich in diesen edlen Zügen sprechend aus – er war begeister und begeisterte mich – ich gestehe es Dir denn Du verstehst mich. Himmlisch schön war der Apoll man konnte sich nicht losreissen mit jeder wendung der Fackel traten neue Schönheiten ans Licht u das Halbdunkel hatte wieder seinen eigenen Reitz.
Meine Lieblingsstatue der schöne Meleager verlohr, weil wir ihn nach dem Apoll sahen – so wie man hier kein Atelier mehr ansehen kann, wenn man in Torwaldsen seinem war. Bei ihm siehst Du ein Mercur das herrlichste – gelungenste Werk der neueren Zeit und wäre er antik man würde ihn den schönsten Kunstwerken der alten an die Seite setzen. Er ist nur in Gips doch nächstens arbeitet er ihn in Marmor für den Fürsten Esterhazy. Ich will suchen, ihn Dir zu beschreiben, wenn meine schwache Feder es vermag darzustellen, was nur mit Aug und Herz empfunden werden kann.
Mercur ist in dem Augenblick dargestellt, wo er durch den Zauber seiner Hirtenflöte den Argus eingeschläfert hatte, um ihm das Haupt zu spalten – er lehnt sich – halb sitzend gegen einen Felsen in einer unaussprechlich reitzenden Stellung – die eben so weit vom gemeinen wie vom manirierten entfernt ist. Die Pfeife hält er mit der linken Hand nicht weit vom Munde – man sieht es – der letzte Ton ist kaum verhallt – horchend u mit banger Erwartung blickt er nach dem Schläfer – er fürchtet das geringste Geräusch könnte ihn wecken. Der rechte Arm hängt hinab um das Schwerdt aus der neben ihm liegenden Scheide zu ziehn. Man könnte sagen – eine dreifache Bewegung belebe diese Statue u man versteht gleich so vollkommen die Idee des Künstlers als sahe man den erwürgenen[?] Argus neben ihm liegen. Niemand weiss wie Tor. die reine schöne Form mit griechischem Geiste zu beleben – mögen seine Feinde immerhin sagen er bearbeite seinen Marmor nicht genug. Das ist das Geringste u fordert nur Fleiss. Sein Reichthum an Ideen, seine Leichtigkeit seine innern Bilder in äussere umzustellen – das kann Tor. eben u keiner kanns erlernen. Er reist dieses Frühjahr über Wien nach Warschau u dann nach Dänemark. Doch vor einem Jahr ist er in Rom zurück – wo er sich wahrscheinlich mit einer Engländerin vermälen wird – die er nicht liebt – die nicht hübsch, nicht jung, aber gebildet u reich ist – u ihn bis zur Anbetung liebt. Es thut mir leid – denn für liebe ohne Gegenliebe beglücken? Denke Dir immerhin was Du willst. Es ist wahr Tor. zeigt mir liebende Anhänglichkeit u schwer wäre es bei einem solchen Manne gleichgültig zu bleiben. Doch ich kenne seine Verhältnisse – u ehre sie – wenn ich sie auch nicht billigen kann – u das Andenken an ihn werde ich wie ein Heiligthum in meiner Seele wahren. – Ich will Dir von den übrigen Künstlern nur wenig sagen denn wie fände ich in eines Briefes eingeschränktem Raum Platz Dir auch nur das wichtigste zu nennen was unsre lieben Landsleute in der Arbeit haben. Der Marchese Massimi lässt in seiner Villa 3 Zimmer malen. Schnoor verewigt in dem einen die Geschicte des Ariosts – das heisst sein Orlando. Ich habe die ersten farbigen Zeichnungen noch gesehen – sie sind wunderschön u geben zu den höchsten Erwartungen Anspruch. Overbec hat in seinem Zimmer das befreite Jerusalem von Tasso. Von ihm sah ich schon den einen grossen Karton, wie Sophronice u Olinde am Phlint gebunden sind u Chlorinde zu Pferde erscheint – ein Meisterstück schöner Composition. Veit welcher unendlich viel Talent hat macht jetzt mit grossem Glück die Zeichnungen mit dem Dante für das 3te Zimmer. Cornelius hatte diese Arbeit übernommen u schon seine Kartons geendet – doch die Reise nach München hält ihn von der Ausführung ab. Wil. Schadow hat eine ganz himmlisch schöne Madonna mit dem Jesus Kinde vollendet. Ruschweih wird ein Bild von Giotto aus Florenz stechen – worauf prénumerationen gesucht u gewünscht werden – es erscheint in 3 Platten. Der Preis ist 15 pauli – 22 pauli machen erst einen Ducaten – willst Du nicht auch für einige Exemplare prenumerieren. Du könntest mir das Geld in Wien anweisen ich zalte es hier. Thue es. Die Arbeit kann nicht vor sich gehen wenn die Kosten nicht gehörig gedeckt sind – antworte aber gleich. Ich habe auch für einige Exemplare prenu[.] – es ist ein herrliches Bild – u Du weisst wie schön er sticht – er grüsst Dich freundlich – ich erzälte ihm neulich die Geschichte von unserem RodscheweyhDie Pobechheim lebt mit ihren Töchtern in Florenz – doch fehlt es hier nicht an deutschen Familien wo man seine Abende höchst angenehm mit den Künstlern zubringen kann. Rösel ist noch hier und liegt zu Deinen Füssen. Overbec hat Nina Haertel geheiratet statt Mönch zu werden u er hat recht gehabt – obgleich ich nicht weiss ob Nina so eigentlich für ihn passt. – Frau von Humboldt – deren Mann ehedem hier preussischer Minister war – lebt mit ihren 2 Töchtern hier, bleibt jeden Abend zu Hause u empfängt wer kömmt – es kommen aber stets lauter liebe Leute zu ihr – Frau von Schlegel – meine theure Freundin – die Mutter des lieben Veit ist auch hier – mit einer Hofräthin Herz aus Berlin – auch bei ihr sendet man jeden Abend fast einen schönen Zirkel. Bei Niebuhr dem preussischen Gesandten sieht man Dienstags die ganze Künstlerwelt – der Freitag gehört Reinholds deren Zirkel Du kennst – Dienstags wird Musik gemacht bei Buntzen dem preussischen Legationsrath der eine sehr gebildete Engländerin zur Frau hat. – Luise Seidler aus Jena – eine Jugendfreundin von mir welche Malerin ist – lebt diesen Winter hier – das macht mich sehr glücklich – wir sehen uns oft fast täglich. Sie malt mich jetzt in Öhl u ich glaube das Bild wird gut werden. – Wahrscheinlich wird wenn der Kaiser kömmt eine Ausstellung gemacht werden. – Das Leben in Rom ist doch unbeschreiblich reitzend u anziehend – mich reisst es gar aus allen Fugen – da ich in Wien ein so wenig interessantes Leben in geistiger Hinsicht führe.
Neulich wohnte ich hier der Begräbniss Feier der Königin von Spanien bei. – Lotte einen schönern Leichenzug kannst Du Dir nicht denken – alle Bruderschaften in ihren verschiedenen Vermummungen begleiteten die Leiche welche herrlich geputzt unbedeckt auf einem ungeheuer grossen Katafalk getragen wurde. Viele Monsignore in Cardinalskleidung ritten auf Maulthieren und hatten die zarten runden Hüte auf dem Kopf wie man sie immer in Raphaels Bildern sieht – kurz es war herrlich. – in der Früh lag sie exponiert in Maria Maggiore wo alle Säulen schwarz u gold behangen waren – es machte einen vortrefflichen Effect – viele 1000 Lichter brannten – Dieser Zug brachte sie des Nachmittags nach dem Peter wo sie bleibt. Nichts schöners sah ich in der Welt als den Petersplatz am Abend – der Mond strebte durch dichte schwarze Wolken zu dringen – der Platz war voll Menschen – die Bruderschaften zogen still mit ihren Lichtern fort – aus jedem Winkel kommen sie hervor u weithin zogen sich die Lichtstreifen – der Schaum der Fontana blitzte von 1000 Funken u in den Säulengängen sah man die vermummten wie Gespenster sich verlieren ich seh mein Papier geht zu Ende u doch möchte ich Dir noch so viel sagen.

Wir bleiben hier bis nach Ostern – machen dann eine kleine Spazierfarth nach Neapel u fort nach Hause. Schreibe mir ja gleich u viel – unter beiliegender Adresse – in dem F.C. erkennt man, das es für[?] mich ist. – Jeanette grüsst Dich von Herzen – sie ist mit uns hier u. Dir sehr anhänglich. – Lasse ihr doch ja etwas freundliches in Deiner Antwort sagen. – Sie ist ein so gutes Mädchen. – Siegmund Grünzenstein[?] ist recht betrübt u fühlt sich sehr verlassen – er war einige Tage hier – u recht innig lieb u gut – er grüsst Dich – auch Tobie der gestern von hier nach seiner bestimmung nach Mailand reiste. Er ist ganz der freundliche gute Tobie – dem es aber an Karakter fehlt glücklich zu seyn. Diese Schwäche hat mich kalt gemacht u was mir wünschenswerth erschien ist nun vorbei.

[drejet 90 grader i forhold til ovenstående:]
Hast Du keine Bestellungen für Rom – ich will Dir alles gern besorgen – Ich habe dieser Tage etwas recht Hübsches zum Geschenk bekommen. In pasten nachgemacht die 12 Monatssteine – auf jedem sein Himmelszeichen – mit diesen 12 Steinen kann man sich ein herrliches Armband fassen lassen – sie kommen auf 5 piastres – die Fassung auf 9 – es ist etwas ganz allerliebstes. Schreibe mir was Du haben willst ich nehme es dann mit nach Wien von wo sich leicht Gelegenheit etwas zu schicken findet. Reinholds grüssen sehr – ich umarme Dich u die Deinen.

[på hovedet i forhold til foregående passage:]
Schreibe mir gleich damit ich beruhigt sey dass dieser Brief in Deinen Händen ist zu welchem ich Deine rechte Adresse weiss. –
Rom den 20ten Jänner 19 Fanisca

[drejet 90 grader i forhold til foregående passage:]
Wir sehen[?] in unserem Haste[?] das Mausuleum des Augustus – ist das nicht classisch. –

[herunder med Johann Gottlob Samuel Rösels hånd:]
Ich unschuldiger Frevler grüsse auch, künftig werde ich um ein Todes Urtheil bitten.
Rom 19. Januar 1819. S. Rösel
Generel kommentar

Dette brev blev skænket af efterkommere til Charlotte Thierry til Thorvaldsens Museum i 1975.

Arkivplacering
m30A, nr. 92,3
Thiele
Ikke omtalt i Thiele.
Emneord
Følelsesreaktioner på skulpturer · Idolisering af Thorvaldsen · Kritik af Thorvaldsens værker, negativ · Kritik af Thorvaldsens værker, positiv · Kunstnermiljøet i Rom · Nazarenerne (Lukasbund) · Rejsen til Danmark, juli-oktober 1819 · Rejsen til Rom, august-december 1820 · Skulpturer i fakkelbelysning · Statuer, antik mytologi · Thorvaldsen som marmorhugger · Thorvaldsens forlovelse med Frances Mackenzie · Thorvaldsens kvinder · Thorvaldsens værksteder, besøg i · Ugift og fri
Personer
Christian Karl Josias von Bunsen · Peter von Cornelius · Nicolaus Esterházy · Frans 1. · Maria Leopoldina Grassalkovich de Gyarak · Henriette Herz · Frances Mackenzie · Barthold Georg Niebuhr · Johann Friedrich Overbeck · Sophie von Pobeheim · Ferdinand Ruscheweyh · Johann Gottlob Samuel Rösel · Wilhelm Schadow · Dorothea Schlegel · Julius Schnorr von Carolsfeld · Louise Seidler · Bertel Thorvaldsen · Philipp Veit
Værker
Sidst opdateret 29.01.2018 Print