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Gestern habe ich zu Augusts Geburtstag eine kleine Fete gegeben. Am Morgen habe ich ihm einige Kupferstiche geschenkt aus den Stanzen und das Porträt der Fornarina in der Tribuna von Florenz. … Die kleine Fete bestand aus einem Souper und einem Bischoff und Geburtstagskuchen. Die Gäste waren meist meine Hausgenossen. Thorwaldsen, Lund *), die beiden Riepenhausen *), Wach **) und Lengerich ***), Rösel †), Herr von Eckardstein und die beiden Schadows ††). Lund und Thorwaldsen hatten das Zimmer mit Lorbeer und Blumen ausgeschmückt, Deine Büste stand bekränzt auf einer Konsole und Blumen daneben, der Kronleuchter war ein Gewinde von Lorbeer und Blumen und unzähligen Lichtern. Das Ganze sah präentionslos und hübsch und freundlich aus. Du glaubst nicht, welche Mühe und guten Willen die Künstler gegen mich haben, zumal die älteren, die damals schon in unseren Hause ein und aus gingen. Wenn ich nur ein Wort fallen lasse, so müchten sie mir alles zu Liebe und Gefallen tun. Rösel ist ein Berliner, ein kleines, etwas verwachsenes Männchen von 40 Jahren, Landschaftszeichner, nur seit zwei Jahren hier in Rom, ein äußert gutmühiger und für die Zeit seines römischen Aufenhalts außenordentlich unterrichteter Mensch. Er fährt und geht viel mit August aus und weiß wirklich sehr gut, wo die Dinge sind, die alten sowohl wie die modernen. August war, wie Du Dir denken kannst, sehr gerührt und erfreut, und alles ging gegen Mitternacht vergnügt auseinander. Ich habe Deiner Büste beim Zubettegehen still eine gute Nacht gewünscht, und es war, als sähe sie mich freundlich an. In dieser Büste ist eine große Klarheit, und es ist eine der gelungensten unter Thorwaldsens Arbeiten.
Nun lebe wohl, meine süße Seele. Gedenke meiner um den 15. November herum. Da geht Adelheid weg. Ach, die Kinder wissen nie, wie weh einem die Trennung tut. Deine Li.