Rom 10 Febr. 1844
Hochverehrter Herr Justizrath
Thiele
Längst hatte ich Ihre werthe Zuschrift beantwortet, wenn ich nicht bis jetzt vergeblich Antwort aus Altona, wegen der Bücher erwartet wohin ich meinem Bruder schrieb, auf welchem Weg er sie am Besten senden könne. Dann ist Camia eine zweite Ursache, der mich von einer Woche zur andern vergeblich hinhält. So langsam wie er beim Zeichnen ist, so geht es auch mit diesem Verzeichniß. Ich hab ich [sic] versprochen ordentlich zu honoriren wenn er fertig ist, vergeblich, er läßt mir ein langes beschriebenes Blatt sehen sagt Tag und Stunde wenn er es bringen will, kommt aber doch nicht, ich bat ihm es mir zu geben wie es ist, dann hat er noch vieles hinzuzufügen, kurz, ich kann bitten, mich ärgern und muß doch warten bis es dem Lumpen gefällt es mir zu geben. Schon war einem Monat, vor der letzte Termin, wie Sie nach eingelegten Brief von Petersen ersehen können, dem ich ihm gestellt und ein Engländer bei dem er zeichnet, versprach ihm anzutreiben und nun soll ich es heute noch haben, NB, wenn er Wort, lege ich es bei, sonst pazienza Wolltreck, ist erst seit kurzer Zeit von Ferrara, zuletzt von Florenz zurück, ich hab ihm mit getheilt [sic] daß die Zahlung für seine Statuette von Thor. gleich gemacht wird, sobald sie in Kop. ankommt, womit er zufrieden ist. Nun möchte ich aber den Willen Sr Majestät unsers allergnädigsten Königs einholen, auf welchem Wegen Allerhöchstderselben befiehlt daß sie gehen soll. Zu Wasser von Livorno ist äußerst selten Gelegenheit nach Kop. und daher wage ich den Vorschlag zu machen, sie per Fuhrgelegenheit schicken zu dürfen. Ich sehe die Allerhöchsten Befehle entgegen und bitte ehrfurchtsvoll um Erlaubniß mit der Sendung das mir von Campana, für Sr Majestät, übergebene Werk seiner Terracotten schicken zu dürfen. Er hat es prachtvoll einbinden und mit dem Namen unsers Königs in Gold auf dem Umschlag verzieren lassen. Gleichfalls ist mir von Campana für Allerhöchstdemselben das Werk übergeben: Monumenti inediti d’un antico sepolcro greco, von dem Jesuiten Padre Leochi. Dasselbe Werk habe ich auch für Cap. Falbe erhalten worüber dieser bereits unterrichtet seyn muß. Unter uns gesagt, ich glaube Campana hat die Kosten zu diesem Werk aus seiner Tasche bezahlt. Dürfte ich dann auch das Werk von Canina für die Akademie, über die Kirchen senden, welches gleichfalls nicht im Handel gekommen und er mir geschickt.
Daß Sie wenn diese erste Abtheilung von Campana anlangt, die Hefte von der Königl. Handbibliothek für sich zurückziehen, habe ich früher geschrieben und Sie erhalten die Fortsetzung (ungebunden) gleichfalls
Ueber Thor’s Klagen wegen Torlonia, will ich Ihnen kurz den Hergang sagen. Während seiner Abwesenheit, wurden zwei Zahlungen vom Minister Pauli und dem Großfürsten Thronfolge von Rußland für Arbeiten gemacht und da diese bei Torlonia gezahlt wurden so ließ uch sie nach Thor. Willen gegen Depositoschein dort stehen. Diese Schein gab ich ihm bei seiner Zurückkunft, wo ich darauf drang er solle seine Rechnung mit Torlonia ordnen. Torlonia gab seinen Contocorent mit Angabe beider Summen so wie Berechnung der Zinsen, verlangte dahingegen alle seine Scheine zurück um ihm dafür einen Schein auf die berechnete Summe zu geben. Der Alte hatte aber diese Schein verlegt, gab vor sie wären in Kop. fanden aber später hier, wo sie vermutlich noch unter Schluß sind. Wie er nun so plötzlich abreiste gab er Holbeck einen oder beide Depositoscheine und wie dieser Geld nöthig hatte, wollte Torlonia nicht zahlen, da dieses Geld bereits berechnet und in Contocerent stehe, welches der eigentliche Quitung sey. Befehle Thor. Geld so möchte er nur eine Order schicken so könne er jede Summe ja das Ganze beziehen. Kolb, statt nun dem Alten die Sache ausführlich zu berichten ließ ihm in Ungewißheit, sendet den Schein ein und bemerke es wäre am Besten wenn er gleich selber nach Rom käme. Das geschah wie ich noch in Kop. war, meine Erklärung wollte er nicht glauben u zweifelte ob ich das Geld wirklich bei Torlonia deponirt, obgleich er dessen Schein in Händen hatte. Wie ich hier ankam erkundigte ich mich gleich bei Torlonia u erfuhr daß sie ihre Sachen in Ordnung hätten, die Summe wären berechnet, sie könnten aber nicht vorsichtig genug mit dem Alten seine Affairen seyn, daher hielten sie strenge auf den Geschäftsgang, wie sie als Kaufleute verpflichtet wären. Das hab ich Thor. berichtet, aber da Kolb sein Interesse dabei hat, den Alten wieder hierher zu bekommen, so schrieb er ihm, was ich ihm im größten Vertrauen gesagt, Torlonia habe sich zu seinem eignen Vortheil geirrt und einige hundert Scudi mehr ausgezahlt als berechnet, wie die Scheine bewiesen; dieser hinter meinem Rücken geschehener Schritt, hat dem Alten nun ganz beunruhigt, da beim Licht besehen, sich diese Sache bei der Abrechnung finden muß und ich an Thor. bloß als eine zu ordende Affaire schrieb. Dies ist der Hergang und sollte das Geld eines Tages nach Kop. übermacht werden, so muß sich Alles finden, denn daß Torlonia ihm beträgt ist nicht denkbar, indem er erstens nicht so ist und sich für seine Leute nicht bloß stellen kann. Hat Kolb ihm vielleicht so etwas geschrieben so soll es mir gar nicht wundern indem ich gestehen muß er kommt mir immer zweideutiger vor. Die besprochene Erklärung welche ich von ihm verlangt, sucht er unter allerlei Entschuldigungen auszuweichen. Deswegen habe ich gesucht mich auf andern Wegen sicher zu stellen, wenn ja die Sache zur Sprache kommen sollte. Außer den eingelegten Brief von Petersen, hab ich noch viele Grüße auszurichten und zu fragen, was Sie eigentlich für eine Arbeit von ihm wünschen, da er nicht erinnert irgend einen Auftrag für Sie erhalten zu haben.
Den zweiten beigeschlossenen Brief, an unsern gnädigsten Kronprinzen, ersuche ich Sie Höchstdemselben in meinen Namen abgeben zu wollen und zugleich meine tiefste Ehrfurcht auszudrücken, so wie ich bei dieser Gelegenheit mich Seines höchsten Schutzes und ferneres gnädigen Wohlwillen erbitte.
An einen, wie ich hoffe, gediegenen Kunstbericht für die Akademie, arbeite ich schon längere Zeit. Ich habe umfangreiche Mittheilungen gesammelt, gehe jetzt nochmals Alles durch indem ich die Ehre habe dem Kronprinzen von Württemberg, hier beim Besuch der alten wie der neuen Kunstwerke, umher zu führen. Sehr würden Sie mich verbinden wenn Sie vorläufig wegen diesen Bericht sowohl unsern allergnädigsten König als unsern Kronprinzen unterrichten wollte. Wie gesagt ich hoffe Ehre damit einzulegen, und spätens in drei Wochen hoffe denselben von hier abzuschicken.
12 Febr.
Soweit war ich vorgestern gekommen, als ich vom Kronprinzen vom Württemberg ersucht wurde, ihm bei Eröffnung des Carnevals zu begleiten, wodurch die Absendung vorhindert ist. Ich bin soweit damit zufrieden, denn wie ich am Abend nach Hause kam, fand ich einen Brief aus Kop. vor, worin mir unter Andern auch die frohe Nachricht mitgetheilt wurde, Sie, so wie Ihre werthe Gemahlin, würden bald nach Rom kommen, wozu ich Ihnen nun meine Freude sagen sagen [sic] kann. Mit mir freuen sich alle Landsleute, denen ich es gestern mittheilte, aber auch Alle wollten wissen wann Sie kommen? Se werden doch vorher schreiben, u dann wissen Sie daß wir Alle zu Ihren Diensten sind. Das machen Sie gut, reißen sich mal loß aus allen Geschäften, bravo Sig. Consigliere, bravo bravissimo! – Zugleich ersuche ich auch Thor will mit Vogt hierher reisen, doch will es keiner recht glauben. Wir leben nun im Saus u Braus des Carnevals, doch ist das Wetter schlecht. Von Gurlitt viele Grüße er hat zwei Landschaften fertig. Seine hüpsche Frau sieht ihre Niederkunft im nächsten Monat entgegen. Die Paulsen lebt sehr zurückgezogen, ihre Gesundheit ist so so. Küchler grüßt er wird nächstens seyn Bild für Zeuthen schicken. Die Familie Scavenius, so auch die beiden Grafen Friis sind von Neapel hier. Dürfte ich Sie nun bitten dem geheimen Etatsrath Adler, so wie dem Conferenzrath Dankwart und dem Kammerherrn F. v. Blücher, so wie meinem Capitän Zahrtmann wenn Sie die Herren sehen, ergebenst zu grüßen.
Da ich nun von Ihrer Güte gegen mich so viele Beweise habe noch mit Commissionen quälen? Nemlich mit Geld einkassiren. Erstens für Hr. Etatsrath Treschow, habe ich ausgelegt, für Einpackung seines Bildes von Küchler 4 Scudi 30 Baj, wie ich ihn damals schrieb, ist es Ihnen nicht unangenehm, diese für mich zu begehren? Dann nach eingelegter Nota von Assessor Collin 9 Scudi und 8 Baj, so wie von Hilker für zwei Blätter aus den Bädern von Titus, 1 Scudo, welche ich Sig. Rossi mitgab. Nehmen Sie es nicht übel daß ich mit solchen Sachen komme, aber da Sie grade herreisen so wäre dies die beste Gelegenheit wodurch die Herren ihre Schuld entrichten könnten. Was ich dahingegen für Sie hier thun kann, so befehlen Sie nur. Zum Schluß ersuche ich Sie mich bei Gelegenheit wegen Waltreck, Sr Majestät allerunterthänigst zu Füßen legen zu wollen. Zu dem guten Bissen meine Grüße so wie an alle Freunde. Mit Hochachtung Ihr ganz
ergebener J. Bravo.
[i venstre margen:]
Von Küchler so wie von den Landleuten soll ich Ihnen den Vorschlag machen, ob es nicht angebracht sey daß der schwedische Bildhauer Bengt Erland Fogelberg, Professor der Stockholmer Ak. Ritter des Nordstern, Correspondirendes Mitglied des Instituts in Paris, und der hannoverische Minister Legationsrath Kestner hieselbst, zu Mitglieder unserer Akademie gemacht würden. Thor. kennt sie beide und sie verdienen diese Auszeichnung in jeder Hinsicht