Hochwohlgeborner
Hochgeehrter Herr Etatsrath und Ritter!
Der gerechte Wunsch unserm großen vaterländischen Dichter Schiller, der Deutschland vor allen Nationen verherrlicht, in seinem Vaterlande, und zwar an dem Orte seiner Bildung, in Stuttgart, ein seiner würdiges Denkmal zu errichten, hat einem Verein seine Entstehung gegeben, der die Pflicht übernommen hat, für die Herbeischaffung der Mittel zur Ausführung eines so großen Zweckes thätig zu seyn, und für die würdige Anwendung derselben Sorge zu tragen. Die jährliche Einnahme einer von dem hiesigen Liederkranze für immer bestimmten öffentlichen Feier am Todestage des Dichters und die Beiträge von den Fürsten, Bühnen und Privaten, welche dem Verein nach einer von ihm ergangenen öffentlichen Aufforderung zugeflossen sind, haben ihn in den Stand gesetzt, ein zur Aufstellung des Denkmals passendes Grundstück anzukaufen und dazu einrichten zu lassen. Das Grundstück ist ein 5 Morgen großer Platz vor dem Hauptthore Stuttgarts, welcher regelmäßig abgetheilt mit Gras angesäet und mit Linden besetzt ist, und in dessen Mitte sich eine Erhöhung zur Aufnahme des Denkmals befindet. In Rücksicht dessen, was von den Beiträgen Deutschlandes zu diesem Zweck etwa zu erwarten seyn möchte, hat der Verein beschlossen, daß der sprechend ähnliche kolossale Kopf des Unsterblichen von der Büste unsers Hofraths von Dannecker dazu genommen und eine sitzende kolossale Statue in Bronze oder aus Eisen, und im letztern Falle bronzirt, nach diesem Maßstabe gegossen werden soll.
Dem Verein muß alles daran liegen, wenn er seinen Zweck erreichen will, daß im größeren deutschen Publikum die Ueberzeugung feststehe, dieß Denkmal werde seines Gegenstandes nicht unwürdig seyn und so auch Deutschland ehren, und diese Ueberzeugung würde unerschütterlich wurzeln, wenn – ein Thorwaldsen der Phidias unserer Zeit, Deutschland die Ehre erwiese, die Leitung der Anfertigung des Denkmals seines gefeierten Dichters zu übernehmen. Des Dichters Landsleute, Herr Geheimer Legationsrath von Kölle und Herr Weitbrecht werden Euer Hochwohlgeborn diese ergebenen Zeilen zu überreichen die Ehre haben. Der letztere ist vom Verein zur Anfertigung der Statue bestimmt und ersucht worden, wenn Euer Hochwohlgeborn unsern deutschen Dichter und Deutschland so hoch würdigen wollten, nach Ihrer Idee und Anleitung ein Model dazu anzufertigen.
Der Verein wagt es bei Euer Hochwohlgeborn eine hohe Theilnahme an dem großen Dichter, der nicht Deutschland allein, der Europa, ja der ganzen kultivirten Welt angehört, vorauszusetzen und so Entschuldigung für seine zutrauensvolle Aufforderung bei Ihnen zu finden, und wagt nur noch die kühne Bitte hinzuzufügen, daß es ihm erlaubt seyn möchte, dem gesammten Deutschlande die frohe Kunde von Ihrer hochherzigen Bereitwilligkeit mitzutheilen. Wahre eigene Größe trägt zum Triumph fremder Größe willig bei, weil sie darin ihren eigenen Triumph feiert.
Einer baldigen geneigten Antwort gewärtig, verharren wir mit ehrfurchtvoller Bewunderung
Stuttgart den 30 Januar 1830
Euer Hochwohlgeborn
ergebenste
Hofrath, Professor Dr. Reinbeck. Dr. Schott.
Prof. G. Schwab.
W. Ritter.
Stadelbauer.
Berge.
Dr. Menzel.
Mohl.
Rapp.
Mäntler.
Seeger.
Maler Dieterich.
Baumeister Thouret.
Prof. Hochstetter.
Hofcaplan Grüneisen.