Rom d. 19 Juniis 1819.
Wertester Herr und Freund
Wahrhaftig ich weiß nicht mehr, was ich sagen und schreiben soll. Ich weiß daß Sie mich zu gut kennen nur Übles von mir zu denken und doch scheint mir es, es komme heraus, als ob ich die Leute foppte. Ich ließ die Zeichnung sehr fleißig machen, brachte sie Thorwaldsen mit Bitte die Grotte, Wappen, Waffen und Namen darauf zu zeichnen, um eine Idee von der Sache zu geben und schreibe indeß meinen Brief, er war eben bei Metternich und ich ließ die Zeichnung in s[einem]. Hause, als ich darnach schickte, hatte er nichts gemacht. Gestern schrieb ich ihm beigelegtes Billet und bin diesen Morgen bei ihm gewesen, er that böse, allein ich hatte einen innern Grimm über die Sache, und fühle mich wirklich deßwegen übel, so daß ich fest blieb und sehr ernstlich sprach, er behauptete ein paar Wochen früher oder später mache nichts; ich behauptete aber das Gegentheil, er sagte ein Kunstwerk sey keine Glasflasche, die man aus einer Röhre bliese, ich sagte ihm man könne in zehn Monaten ein Modell vollenden, noch leichter, als eine Flasche in einer Minute blasen, er nennte mein Billet ein entsetzliches Billet, ich behauptete, die Leute aufziehen sey noch abscheulicher. Die Zeichnung sagte er, könne er nicht so aus dem Stegreif machen, die müße nach dem Modell gemacht werden, er wolle aber ein kleines vollendetes Modell machen, welches man als dann dem großen vorausschicken könne, und dieses verhieß er mir, so wie die Vollendung des Löwens in diesem Monat. Er behielt am Ende recht, welches in unsere Fall, eben so wenig geschadet hätte, als es genützt haben würde, wenn ichs befohlen hätte, und wo Gründe nichts fruchten, hat selbst der Kaiser sein Recht verloren. Um nicht zweimal das Gleiche zu schreiben schließe ich Ihnen den Brief bei, der vorige Woche, wegen Ausbleiben der Zeichnung nicht abging. Ich bitte Sie übrigens diese Conferenz mit Th. Niemand weiter mitzutheilen, ich werde treiben so viel ich kann, mein Ernst hat ihn doch ein wenig aufgeweckt und ich hoffe er wird Wort halten, was dann von mir abhängt soll mit Pünktlichkeit und Schnelligkeit besorgt werden, fürs zerbrechen haben Sie keine Sorge. Ich werde die gewöhnliche Route über den Gotthard wählen, da die Kisten so groß nicht werden. Wenn Sie mir selbst Adreßen nach Bologna Piazenza und Mayland schicken und an diese Leute wegen schneller Weiterbeförderung schreiben wollen, so ist das ganz gut in 6 Wochen vom Tag des Abreißen gerechnet sollte der Löwe in Luzern seyn. Th[.’s] Zögern setzt mich in einer fieberhaften Zustand, und sein Phlegma und meine Hitze kommen immer hart zusammen, ich fühle mich wirklich seit gestern nicht wohl, ich glaube [wenn] ich ihn nicht beständig belagerte, der Löwe wäre noch nicht einmal angefangen. Alle Menschen haben ihre Fehler, wo viel Licht ist viel Schatten. Th wäre eine Ausnahme von der Regel, wenn neben s. Künstlergröße noch die übrigen Vortrefflichkeiten eines grosses Mannes besäße, allein seine Phlegma und s[ein] Schläfrigkeit geben einem Künstler über ihn den Vortheil, der bei weniger Verdienst, eine ungeheure Thätigkeit und Intrigue verbindet, er kennt s[ein]. wahren Vortheil nicht und so oft ich ihm vorgepredigt ha[be] waren es Worte in die Winde gesprochen. s[ein]. Charakter kann kein Mensch ändern noch seine Organisation verbeßern. Mir ist leid, nichts Tröstlicheres melden zu können, die Beschreibung für das Morgenblatt werde ich besorgen. Der Löwe ist wirkl.[ich] wunderschön, steckte er nur schon in der Kiste. Mit aufrichtigen Achtung
Ihr
Keller.