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Rom

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Das
Buch der Welt,
ein
Inbegriff des Wissensvürdigsten und Unterhaltendsten aus den Gebieten der Naturgeschichte, Naturlehre, Länder- und Völkerkunde, Weltgeschichte, Gotterlehre zc.

Thorwaldsen
(mit Portrait.)

Albert Bertel Thorwaldsen, mit Canova der berühmteste Bildhauer der Neuzeit, war der Sohn eines Isländers, der beim Holm (in der Marine zu Kopenhagen) angestellt, sich im Schnitzen von Gallionenbildern zur Verzierung von Schiffen auszeichnete. Geboren am 19. November 1770 auf der See zwischen Island und Dänemark, wohin seine Eltern aus der Heimath des Vaters zurückkehrten, wurde seine Jugend durch die, wenn auch nur geringe, Stellung seines Erzeugers ungemein begünstigt; wie alle Kinder der Holmsleute, genoß er den Unterricht der königlichen Schule; sein reger, schaffender Geist entwickelte sich schon frühzeitig; im zartesten Knabenalter unterstützte er bereits den Vater in seiner Arbeit, und fand im elften Jahre schon Aufnahme in der Kunstakademie, wo ihm hinlängliche Gelegenheit geboten wurde, sich mit den Vorstudien der Kunst vertraut zu machen, Hand, Auge und Geist auszubilden. Sechs Jahre vergingen hier, ehe es ihm gelang, die Aufmerksamkeit seiner Lehrer zu erregen, und erst nachdem er im siebzehnten Jahre die kleine, im neunzehnten Jahre die große silberne Preismedaille durch seine Thätigkeit errungen hatte, nahm sich der Historienmaler Abildgaard des jungen Kunstschülers mit Liebe an, und trug wesentlich zur Kräftigung seiner Ausbildung bei. Im Jahre 1790 gewann er die kleine, 1793 die große Goldmedaille, und lenkte durch diese wiederholt erhaltenen Auszeichnungen die Aufmerksamkeit des Staatsministers, Grafen Reventlow, auf sich, der ihm von dieser Zeit an ein warmer Beschützer wurde, und ihm die Aussicht eröffnete, zu seiner weitern Ausbildung und Kräftigung nach Rom gelangen zu können. Im Jahre 1796 erst sollte sein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gehen, seine schwächliche Gesundheit erlaubte ihm aber nicht, die Reise dahin zu Lande zurückzulegen, und durch Vermittelung seines Gönners erhielt er einen Platz auf einem, nach dem mittelländischen Meere abgehenden Orlogschiffe, auf welchem er volle zehn Monate zubringen mußte, ehe er Rom, den Zielpunkt seiner Reise, erreichte. ¬ An den berühmten Dänen Zoëga empfohlen, fand er bei diesem Rath und Beistand, da dessen Anforderungen aber sich nicht mit der Künstlerindividualität unsres Thorwaldsens vertrugen, zog sich dieser immer mehr von dem Landsmann zurück, und schloß sich mehr dem Maler Carsten an, der mit Begeisterung das Höchste in der modernen Kunst zu erstreben suchte, und mit seinem Feuer die Künstlergluth Thorwaldsens noch mehr anfachte. Gleichen Eindruck machte auf ihn der damals schon hochgefeierte Künstler Canova, der im schlichten nordischen Anfänger noch nicht den Rivalen zu ahnen vermochte. Mit ausdauerndem Fleiße strebte Thorwaldsen der Meisterschaft entgegen, und unter rascher Thätigkeit schwanden ihm die drei, zu seinem Aufenthalt in Rom bestimmten Jahre nur zu bald dahin. Die nach der Heimath gesendeten Arbeiten lieferten dort den besten Beweis seiner Fortschritts, und fanden volle Anerkennung, nur er allein war mit den Früchten seiner Thätigkeit nicht zufrieden: ein höheres Meisterwerk, das vor seinem geistigen Auge stand, ein Jason, der das goldene Vließ erobert, sollte noch vor seiner Heimkehr von ihm ausgeführt werden; mit diesem wollte er dem Vaterlande den Beweis seiner Meisterschaft bringen. ¬ Mit Liebe machte er sich an das Werk; der Jason wurde in natürlicher Größe ausgeführt, vollendet, fand aber ¬ keine Aufmerksamkeit, und wurde vom Künstler selbst ¬ zertrümmert! ¬
Nicht muthlos geworden, begann der begeisterte Künstler seine Arbeit von Neuem. Diesmal wurde der Jason in übernatürlicher Größe ausgeführt, und nach des berühmten Fernows Urtheil war derselbe ein Werk, wie er in neuerer Zeit keines in so reinem und großem Style gesehen; auch Canova ließ dem Jason lebendige Anerkennung angedeihen, nur wenige andere Stimmen wurden aber zu dessen Lobe laut, und bald hätte auch er das Schicksal seines Vorgängers getheilt, hätte nicht der Zufall, oder vielmehr die Vorsehung, da die Weltordnung keinen Zufall kennt, ihn zur Brücke gemacht, über welche Thorwaldsen aus seinem bescheidenen Dunkel zur Weltberühmtheit übergehen sollte. Die Zeit der Abreise von Rom war gekommen; der unselige Jason, an welchen Thorwaldsen seine ganze schaffende Kraft verwendet hatte, sollte in Rom stehen bleiben, um gelegentlich zu Wasser nach Dänemark transportirt zu werden, wohin unser Künstler zurückkehren mußte, der die Reise in Gesellschaft des Bildhauer Hagemann von Berlin zu unternehmen beschlossen hatte, als durch den Paß dieses Letzteren die Abreise noch um einen Tag verzögert wurde. An diesem Tage erschien der reiche Engländer Th. Hope in Thorwaldsens Atelier, um dessen Jason zu sehen. Sein Kennerblick wußte das Kunstwerk zu schätzen; er fragte Thorwaldsen, wie viel derselbe für die Ausführung in Marmor verlange, und da derselbe 600 Zechinen verlangte, bot ihm Hope von selbst 800, und gab ihm sogleich Marmor, um das Werk zu beginnen. ¬ Von diesem Augenblicke an war Thorwaldsens Glück, mit der Ausführung des Jason, der jetzt in London steht, sein Ruf begründet. ¬ Bestellungen folgten nun auf Bestellungen, mit rastloser Thätigkeit schuf er Kunstwerke über Kunstwerke; dem Jason folgte Amor und Psyche, und in zwei Jahren modellirte er Bacchus, Ganymed, Apollo, Venus und Hebe, welch’ beide letztere er später völlig umarbeitete, und begann die kolossale Gruppe Mars und Venus. Im Jahre 1807 führte er, im Auftrag der Gräfin Schimmelmann, einen Taufstein in Marmor für die Kirche in Trolleburg aus, und nach demselben später einen zweiten, den er für Island bestimmte. In den nächstfolgenden Jahren arbeitete er langsamer, und führte während dieser Zeit die Meisterwerke Adonis, Psyche und Amor mit dem Schmetterling aus. Einige Jahre später entstand unter seinem Modellirstock Alexanders Triumphzug, den Napoleon zur Dekoration eines Schlosses für seinen Sohn bestimmt hatte, ein Werk, dessen Ruf über ganz Europa ging, und dessen Ausführung in Marmor ihm der König von Dänemark für die Christiansburg übertrug. Von Polen aus wurde er 18I3 veranlaßt, zwei Karyatiden auszuführen, die auf einer Erztafel Napoleons trostreiche Antwort tragen sollten; nach dem Sturze des Kaisers blieben dieselben aber in seinem Atelier stehen, bis sie später zu Trägern des Thronhimmels in der Christiansburg Zu Kopenhagen angekauft wurden. Im Jahre 18I5 entstand das Basrelief von Piamus und Achilles, nach dessen Vollendung unser thätige Freund in tiefe Schwermurh verfiel, ans welche er nach drei Monaten mit neuer Lebenskraft, mit verjüngtem Künstlermuthe erwachte, und auf Einmal an einem Tage das schöne Basrelief, die Nacht, und das Gestenstück dazu, den Tag, erschuf. In reger Geschäftigkeit schwanden die folgenden Jahre dahin, und während dieser Zeit führte er für Luzern das Denkmal für die am 10. August 1792 bei der Vertheidigung der Tuilerien gefallenen Krieger, den an seinen Wunden sterbenden Löwen aus, nach dessen Vollendung er endlich 1819 seine Reise nach Dänemark antrat, die durch Deutschland einem Triumphzug glich. In Kopenhagen wurde der gefeierte Künstler, der den Freund Canova als Plastiker weit übertraf, mit allen möglichen Ehrenbezeugungen überschüttet; vom König von Dänemark zum Etatsrath ernannt, war auch hier der unermüdliche Künstler, um den sich, als den Mann des Tages, Alles scharte, rastlos thätig, und die Büsten des dänischen Königepaares waren hier seine ersten Arbeiten. Die Kommission für den Wiederaufbau der Frauenkirche in Kopenhagen nahm der plastischen Ordnung wegen, die Hilfe Thorwaldsens in Anspruch, und der Meister beschloß, in dieser Kirche eine Anzahl von Arbeiten zu Einem großen Ganzen zu vereinen: Für die Fronte bestimmte er Johannes den Täufer, die Erscheinung Christi verkündend; für die Peristyls die beiden Propheten und Sybillen, welche Christi Erscheinen vorausgesagt; für die Vorhalle der Kirche einen Fries, den Gang Christi zu Pilatus und nach Golgatha darstellend; für die zwölf Pfeiler der Kirche die zwölf Apostel, und in ihrer Mitte vor dem Altar den auferstandenen Christus, die Gemeinde begrüßend; an beiden Seiten des Altars zwei Basreliefs, und zwar, bei dem Eingange zum Beichtstuhl die Einsetzung des heiligen Abendmahls, beim Eingang zur Taufkapelle die Taufe Christi. ¬ Die beiden letztern Werke nahm er sogleich in Arbeit, die Ausführung der größern Sachen aber verschob er bis zu seiner Rückkunft nach Rom. Am 11. August 1820 verließ er Kopenhagen, nach seiner Künstlerheimath zurückzukehren, verweilte in Berlin, Dresden und Breslau, wo Schüler und Freunde sich um ihn schaarten; portraitirte zu Warschau den Kaiser Alexander, und übernahm daselbst die Ausführung der Monumente für Pomatowski und Kopernikus, in Krakau das Denkmal für den General Potocki, und in Troppau das Denkmal für den Fürsten Schwarzenberg. In Wien verweilte er nür drei Wochen, da ihn die Nachricht von dem Einsturz des Fußbodens eines seiner Ateliers in Rom, gar schnell dorthin zurückführte. ¬ Hier begann er wieder mit rastloser Thätigkeit zu schaffen, ohne sich deßhalb der Geselligkeit zu verschließen. Alle auf seiner Reise übernommenen Arbeiten waren in sieben Jahren im Modell vollendet, in zehn Jahren sämmtlich in Marmor ausgeführt, und biezu kam noch ein Monument für Pabst Pius VII. ¬ Ein Besuch, den er in jener Zeit von dem damaligen Kronprinzen, dem jetzigen König von Baiern. erhielt, brachte ihn in noch engere Freundschaftsbeziehungen zu diesem, und war die Veranlassung zu einer Reise nach München, von wo er mehrere Bestellungen mit nach Rom nahm und bis 1838 daselbst der Kunst und dem heitern geselligen Leben, in der Mitte seiner jüngern Freunde, die ihn alle wie einen Vater verehrten, ruhig fortlebte. In diesem Jahre unternahm er abermals eine Reise nach Kopenhagen, wohin ihn ein längst gehegter Wunsch, und die daselbst beabsichtigte Gründung eines Museums für seine Werke und Kunstschätze zog. Seine Zurückkunft war ein Nationalist, nicht nur für Kopenhagen, sondern für ganz Dänemark, und von da an lebte er nun, eine kurze Reise nach Rom ausgenommen, bis an sein Ende abwechselnd in Kopenhagen, im vertrautesten Umgange mit seinem Freunde Oehlenschläger, oder in Nyson, einem Gute der Baronesse Stampe, wo er sein eigenes Atelier in einem Pavillon des Gartens hatte. Mit ungeschwächter Kraft schuf er auch hier noch Meisterwerke; die kolossale Statue Christian IV., das Basrelief „die Weihnachtsfreude im Himmel,” den jugendlichen Herkules, und vieles andere, und förderte den Bau seines, schon früher begonnenen Museums durch bedeutende Schenkungen. So schwächlich er in seiner Jugend gewesen war, so kräftig war er an Geist und Körper in seinem Alter. Am 24. März 1844, noch heiter und vergnügt im Kreise seiner Freunde, mit denen er noch der Aufführung von Halms „Grifeldis” beiwohnte, endete im Theater ein Schlagfluß sein thätiges, der Kunst und Freundschaft gewidmetes Leben. ¬ Die Trauer um ihn war allgemein; ¬ seine Leiche wurde in einer Seitenkapelle der Frauenkirche beigesetzt, um nach der Vollendung seines Museums, innerhalb der Flügel desselben, unter einen Rosenhügel versetzt zu werden. Nachdem alle Kunstschätze Thorwaldsens aus Italien angekommen waren, erfolgte 1846 die Eröffnung des Museums, des größten Denkmals künstlerischer Schöpferkraft eines einzelnen Mannes. ¬ Thorwaldsens letzte große Werke, sein „Guttenberg“ (in Mainz), „Schiller” (in Stuttgart), und das kolossale Reiterbild Kurfürst Maximilian I. (in München), so trefflich ausgeführt dieselben sind, erreichen seine Darstellungen idealer, mythologischer Gestalten nicht, in denen er allen Zeitgenossen, selbst einem Canova, voran stand, ¬ mögen seine zahlreichen Schüler im Geiste des Meisters fortarbeiten, und das neunzehnte Jahrhundert in der Geschichte der plastischen Kunst das werden, was Phidias und Praxiteles Zeitalter für die bildende Kunst der Griechen war!

Arkivplacering
Thorvaldsens Museums Småtryk-Samling 1848, Das Buch der Welt
Andre referencer

Denne tekst er udkommet i Das Buch der Welt, Stuttgart, Hoffman´sche Verlagsbuchhandlung, 1848.

Emneord
Jason og Hopes bestilling · Nysø · Rejsebeskrivelser
Personer
Antonio Canova · Adam Oehlenschläger · Christine Stampe · Georg Zoëga
Sidst opdateret 10.03.2015 Print