I
FEST-GESANG
(Mel. Heil dem Manne, der im grünen Hain etc. etc.)
SOLO.
Heil dem Meister, der im ew’gen Rom,
Fünfzig Jahre sind’s, die Heimath hat gefunden,
Ohne dass ihm in der Jahre Strom
Deutscher Sinn und Deutsche Art entschwunden!
Recht der Deutschen Eichen
Ist er zu vergleichen,
Alter-stark die Gipfel,
Jungbelaubt die Wipfel.
CHOR.
Heil dem Meister, der im ew’gen Rom,
Fünfzig Jahre sind’s, die Heimath hat gefunden,
Ohne dass ihm in der Jahre Strom
Deutsche Frische, Deutsche Kraft entschwunden!
SOLO.
Wenigen nur ward die Kraft zu Theil
In den Wundern, die sie blendend hier umstrahlen,
Stets den Pfad zu finden, den zum Heil
Ihrer Kunst sie mögen sicher wallen;
Sein begeistert Schauen,
Muthiges Vertrauen,
Eifrig treues Ringen
Liessen’s ihm gelingen.
CHOR.
Heil dem Meister, der im ew’gen Rom,
Fünfzig Jahre sind’s, die Heimath hat gefunden,
Ohne dass ihm in der Jahre Strom
Deutscher Eifer , Deutsche Treu entschwunden!
SOLO.
Aber wer die Pracht der schönen Welt
Frisch und freudig will im Bilde wiedergeben:
Freudig, wie der Aar durch’s Himmelszelt,
Muss er selber ob der Erde schweben.
Drum dem Weidmannsleben
Hat er sich ergeben;
Bild und Wild zu jagen,
Lustiges Behagen!
CHOR.
Heil dem Meister, der im ew’gen Rom,
Fünfzig Jahre sind’s, die Heimath hat gefunden,
Ohne dass ihm in der Jahre Strom
Deutsche Freude, Deutsche Lust entschwunden!
SOLO.
Auf denn Ihr, die in der Staedte Stadt
Liebend sich um solchen würdgen Meister schaaren,
Die sein Werk und Wort belehret hat,
Die Genossen seiner Freuden waren,
Jauchzt dem Jubelgreise
Recht in Deutscher Weise,
Dass der Klang der Lieder
Hall‘ in Deutschland wieder!
CHOR.
Heil dem Meister, der im ew’gen Rom
Fünfzig Jahre sind’s , die Heimath hat gefunden,
Ohne dass ihm in der Jahre Strom
Deutscher Sinn und Deutsche Art entschwunden!
II.
REINHARTS LIED
Bekraenzt mit Laub den lieben vollen Becher
Und trinkt ihn jubelnd ans,
Dem alten REINHART gilt’s , dem wackern Zecher
Zu seinem Jubelschmaus.
Aus Deutschland kam er her vor fünfzig Jahren
Ein frisches Künstlerblut ,
Die Sinne offen allem Schönen, Wahren
Und voller Kraft und Muth.
Ein halb Jahrhundert in des Südens Fülle
Nicht beugt es seinen Sinn;
Was ihn beseelt, mit edler Kraft und Stille
Stellt er’s im Bilde hin.
Viel Künstler ziehn daher vom Deutschen Reiche,
Doch giebt es manche, hört,
Die, wie die weiland Kreter, faule Bäuche
Und nicht Italiens werth.
Manch andrer weiss den Pinsel wohl zu schwingen,
Doch schliesst er eng’ sich ein,
Und malt und malt und kann dabei nicht singen,
Dabei nicht fröhlich sein.