Rom 8 Sept. 1842
Hochgeschätzter Herr Justizrath
Thiele.
Für Ihr geehrtes Schreiben, vom 25 Juli, meinen verbindlichsten Dank und heute habe ich die Ehre Ihnen die Nachricht mitzutheilen daß die Kunstschätze unsers großen Landsmannes, von hier abgeschickt und vom Ausfluß des Tibers, am 4 d. M. nach Livorno abgegangen sind. Es sind 61 Kisten und Koffer die Thor. zugehören, ferner 19 andere Kisten, für Bissen und andern Landsleute, welche zusammen in diesem Augenblick hoffentlich glücklich in jenen Hafen angelangt seyn werden.
Nach Ihrem Auftrag hatte ich, unterm 3 Juli, dem Capitain v. Zahrtmann nach Malta geschrieben, vonwo [sic] er mir unterm 25 v. M. antwortete. Er gedenkt den 8 – 10 d. in Neapel zu seyn und am 20 d. in Livorno einzutreffen, wo er alles zur Einschiffung in Bereitschaft vorzufinden hofft. Ich habe hier mit dem Schiffer welcher die Sachen nach Livorno bringt, eigens den Contract gemacht sämmtliche Kisten am Bord zu behalten und wenn die Fregatte kommt, sich an deren Seite zu legen, so daß für Erhaltung der Kunstschätze keine Gefahr noch Zeitverlust, ber der Ueberschiffung entstehen kann. Hoffentlich geht mit Gott alles gut.
In acht Tagen gedenke ich von hier nach Livorno zu gehen um sowohl bei der Einschiffung gegenwärtig zu seyn als prompt zur Reise zu stehen. Dies will nur sehr wenig sagen; unser Thorvaldsen, spricht schon viele Tage davon mit mir dahin zu reisen. Heute Vormittag habe ich ihm nochmals gefragt ob er wirklich noch entschlossen sey nach Livorno zu gehen, welches er bestimmt bejahte. Ob auch mit nach Dännemark, wie er einmal äußerte, will er nicht so gewiß sagen. Aus mehreren Anzeichen zu schließen, glaube ich fast anzunehmen zu dürfen, er geht mit. Das wird sich erst in Livorno entscheiden, wohin ich an unsern Consul seine Ankunft habe avisiren, so auch nach Neapel an Cap. Zahrtmann. So wie nun in Livorno etwas beschlossen ist, werde ich nicht ermangeln gleich an Sie zu schreiben, aber meine Bitte wäre nun, außer unsern allergnädigsten Monarchen, Niemand anders von diesen Vorhaben etwas wissen zu lassen, indem Thorvaldsen, es noch als Geheimniß zu erhalten wünscht. Ueber die Ursache dieses Entschlusses, wenn wirklich etwas daraus werden sollte, mündlich ein Mehreres.
Daß unser Freund Bissen den 21 v. M. mit Familie von hier abgereist ist, nehme ich an, wird Ihnen anderweitig bekannt seyn. Er muß meiner Rechnung nach in diesem Augenblick schon in Tyrol seyn. Es ging ihm hier so gut mit seiner Gesundheit und seine hier gemachten Werke, erregten unter den Künstlern aller Nationen, allgemeines Aufsehen, was in Rom, wo so viele ausgezeichnete Leute, was bedeuten will. Ueber das hiesige Mißgeschick, seiner leidenden Frau, ist besser nichts zu sagen, aber beklagen muß ich meinen armen Freund, der grade in Rom der Welt am schnellsten bekannt geworden wäre und dem Vaterlande die größte Ehre gemacht hätte. Zuletzt war kein anderes Mittel, wenn er nicht die Seinigen opfern wollte, als fort zu gehen und hoffen wir zu Gott, daß die Reise seine Gesundheit gestärkt hat. Wollen Sie wohl die Güte haben, ihm bei seiner Ankunft zu sagen, seine Sachen wären mit dem Schiffe von hier glücklich abgegangen und wären gezeichnet AT No 66 – 77, inclusiv.
Die Kiste mit Gipsabgüsse für die Akademie hat das Zeichen AT No 53.
Für Hr. Prof. Lund habe ich den verlangten Ultramarion gekauft und eine wahre Freude für mich ist, meinem früheren Lehren dienlich seyn zu können.
Auch einen antiken Stein und Pasten zu Ringe habe ich für Sie, mein Verehrteste, nicht vergessen.
Dürfte ich Sie ferner, ersuchen den Hr. Licentiat L. Müller mitzutheilen, daß das, in seinem Brief vom 1 Aug. von Cap. Falbe für die Königl. Bibliothek aufgegenebe Buch, Caroni, Raguaglio dell iraggio compendioso & hier nicht aufzutreiben war und daß ich deshalb nach Mailand geschreiben [sic], vonwo man es mir nach Livorno schickt. Die andern verlangten Schriften für die Königl. Handbibliothek: Annali dell instituto di corresponza, waren bereits mit nach Livorno in meiner Kasten AT No 54. Dahingegen von Avellinos Schriften um deren Anschaffung ich unsern Consul in Neapel habe ersuchen müssen, sind nach dessen letzten Mittheilungen erst einen Theil aufgefunden, doch hoffe ich alles in Livorno von ihm zugeschickt zu erhalten. Wegen der Auslagen werde ich mit Ihnen oder Hr. Müller in Kopenhagen schon fertig, da ich noch keine detaillirte Rechnung machen kann, um sie nach Form Ihnen vorzulegen.
Dürfte ich Sie schließlich noch bitten, mich bei Gelegenheit Sr Königl. Majestät, unsern allergnädigsten Herrn, unterthänigst zu empfehlen und Allerhöchstdemselben meine tiefe Ehrfurcht zu Füßen legen zu wollen.
Gott befohlend und auf ein glückliches Wiedersehen in Kopenhagen hoffend, verharret mit Hochachtung
Ihr
ergebenster Diener
I. Bravo.
PS
Unser A. Küchler ist auf einige Wochen
zur Erholung nach Perugia.
C. Hanson arbeitet fleißig an die Copie in Vatican
Petersen schneidet Conchylien mit Geschmack u vielen Geschick
und Koop copirt, ich glaub, zum 20 Mal, das Portrait Thorv.
von H. Vernet.
Jerichau ist ins Gebirge.
Sie nehmen es nicht übel wenn ich so frei gewesen bin meine Briefe nach Kopenhagen unter Ihre Adresse schieben zu lassen.