No. 3588 of 10318
Sender Date Recipient
Franziska Caspers 3.11.1824 [+]

Dating based on

Dateringen fremgår af brevet.

Charlotte Thierry [+]

Information on recipient

Ingen udskrift.

Abstract

They seldom write to each other, but Caspers assures Thierry that the time they spent together in Italy lives in her heart. She now leads a happy, practical life and expresses her dreams only once a year, but then she is seized with an intense nostalgia. Like Thierry, Caspers is worried that she may never become a mother, but she is pleased to have two children living with her and to teach six children in all. She encloses an engraving by Ferdinand Ruscheweyh as a present.

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Wien den 3ten Nov. 24

Es ist fast nothwendig theure Lotte, die Jahreszal zu unseren Briefen zu setzen – so selten fangen sie an zu werden. Glaube mir aber liebe, gute, dass das Andenken an Dich u die so schön u classisch mit Dir verlebte Zeit – recht lebhaft in meinem Herzen lebt. Du – Neapel – BajaFusaroTobiNiccolini – Wonne Freude – Scherz u Lachen – Lazaroni Wind Sybillische Grotte – ach! alles mit allem steht oft vor meiner fantasie – u obgleich in der Gegenwart sehr glücklich – weilt mein Geist mit Wonne auf jenen Stunden himmlischer Vergangenheit – u nie kannst Du mir fremd werden – mit der ich so genoss – In Italien berauschende Genüsse – ein treues deutsches Herz – u klaren Sinn zu finden – ist unendlich viel – u vielleicht erst das ganze – Den Tag von Lagi[?] möchte ich den Silberblick meiner Reise nennen! Si fortunato giorno e sacro al amicita – Lotte wir sollten uns gegenseitig irgendein Andenken geben – mit diesem lieben ewig wahren motto. –

Ich lebe jetzt eine ruhige glückliche Gegenwart – ein nützlich praktisches Leben – u solche Träume der Phantasie – kann ich mir höchstens einmal im Jahr schriftlich erlauben. Aber dann ergreift es mich auch mit [xxxx] der Allgewalt – der heftigsten Sehnsucht. –

Nun ein Wort von meinem jetzigen Leben. Der Himmel scheint mir wie Dir – die Freude Mutter zu werden versagen zu wollen – ich empfinde es oft recht schmerzhaft – doch trage ich es mit Ergebung.
Da mein Mann den ganzen Tag fast auf dem Comptoir zubringt – u ich immer allein wäre – so habe ich aus dieser u mancher anderer Rücksicht mich entschlossen, ein paar pensionnair zu mir zu nehmen – Ich habe jetzt ein junges recht liebes Mädchen von 12 Jahren Baronesse Palotiay[?] u in diesem Monat noch bekomme ich eine kl. Comtesse de Harnancourt – ein Kind v 6 Jahren – Diese wohnen bei mir – u ausser dem kommen noch 4 Kinder von morgens 9 Uhr bis abends 6 zu mir. Theils unterrichte ich sie selbs zum Theil kommen Lehrer – u diese Beschäftigung ist mir unendlich lieb. Herz u Geist findet Nahrung dabei – u feiern kann ich nicht. – Durch meinen vortrefflichen Stanislau bin ich auch mit jedem Tag mehr beglückt – meine Gesundheit ist gut – ich geniesse die Liebe vieler guter Menschen – Von meiner Mutter habe ich oft Nachricht – So kann ich mich wirklich glücklich nennen – Wir sind schön u bequem bewohnt u mein Leben fliesst nicht unnütz dahin – Komm nur mal meine Lotte – meine liebe Lotte – auch bei meinen vielen Freunden u Bekannten fehlt mir eine Freundin so wie Du – von meinem Alter – meinen verhältnissen etc. etc.

Ich sende Dir hier ein kleines Geschenk – was Dich gewiss freuen wird – es sind Küpferst: v: Russchweih nach Michel Angelo aus der Sixtina genommen – ich habe sie erst vor ein paar Tagen von Rom erhalten – Drücke sie mir an Dein Herz – Lebe wol schreibe bald –

Fanisca Doré
Wollzeil No. 850 3ten St.

General Comment

Dette brev blev skænket af efterkommere til Charlotte Thierry til Thorvaldsens Museum i 1975.

Archival Reference
m30A, nr. 92,10
Thiele
Ikke omtalt hos Thiele.
Subjects
Thorvaldsen's Women
Persons
Stanislaus Doré de Beauville · Antonio Niccolini · Ferdinand Ruscheweyh
Last updated 29.06.2016 Print