Wien d. 10te Maji 1801.
Lieber Freund. Ich bin endl. gegen das Ende des vorigen Monats, nach einer fast in jeder Rücksicht beschwerl.e und verdriessl.e Reise, hier angekommen, wo ich bald das Vergnügen hatte Ihren l. Brief v. 27ten Merz zu erhalten. Ich sehe daraus dass Sie Sich vergebl. bemüht haben, die von mir in Florenz vermissten Sachen zu finden; was nicht anders seyn konnte, da ich alles dieses wirkl. mit mir hatte. Aber ich hatte vergessen, dass in den KupferstickKasten auch Bücher und Steine eingepackt worden, und wurde dadurch veranlasst Ihnen das Ungemach zu verursachen wofür ich Sie hiemit um Verzeihung bitte. – Sogleich muss ich Ihnen aber von neuen beschwerl. fallen, indem ich Ihnen hiebey eine Anweisung von 180 Piastern auf Hr Scultheis sende, wofür Sie bey diesem Herrn den Werth einzunehmen und auf folgende Weise zu vertheilen belieben: neml. an Hrn Gmelin 80 Piaster
–– Reinhart 40
–– Koch 40
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Summa 160
und überdiess noch dem Kaufman den Rest meiner Schuld für den Apoll und für ein Microscop was ich von ihm habe ist er wol mit 1 Piaster zufrieden. Was von dem Gelde übrig bleibt behalten Sie bis zu meiner weiteren Verfügung. Einen Theil davon bitte ich zur Bezahlung von Gipsabgüssen von 6-8 der schönsten antiken Büsten von mitlerer Grösse anzuwenden. Diese müssen aber mit dem gewöhnl.e Encaustro überzogen werden und können meinen übrigen Sachen beygepackt werden. Fragen Sie Kaufman wie viel er für die Hygea haben will, und De Rossi was die Grablegung von Guercino, der Ecce Homo von Correggio und die grosse Landschaft von Poussin kosten. Thun Sie aber das letztere so dass es mehr Neugierde halber als vermöge eines Auftrages zu geschehen scheint. Ich kenne hier jemand der einige gute Gemählde, gegen nicht zu hohe Bezahlung zu haben wünscht, und ich habe geglaubt ihm die obengenannten mit Recht empfehlen zu können. Erinnern Sie Kaufman an sein Versprechen mir eine Handzeichnung von der Angelika zu verschaffen.
Wie weit ist Reinhard mit seinen Zeichnungen für mich gekommen ? Grüssen Sie ihn, Gmelin, Koch und Fernow herzl. und sagen Sie, dass ich ihnen sämtl. nächstens schreiben werde, was mir heute die Zeit nicht gestattet. Auch Zoega grüssen Sie recht sehr. Ich habe sein pacquet an Hrn Münter, welches hier nothwendig geöffnet werden musste dem Hrn v. Nissen zur weiteren Besorgung übergeben. Wenn Sie mir schreiben, welches ich bald zu thun bitte; so addressiren Sie den Brief an Chargé d’affaires Silverstolpe, oder bemerken Sie in der Aufschrift mein Logi Kohlmarkt No 302 im 2te Stock. Leben Sie recht wol und vergessen Sie nicht Ihren aufrichtigen Freund
Joh. J. Ekman.