An Thorwaldsen.
Zur Begleitung eines gedruckten Andenkens.
Arm ist das Wort! gefesselt durch die Schranken
Der Heimat, wo der Laut vernehmlich schallt;
Reich ist die Kunst! sie bildet den Gedanken
Lebendig aus in göttlicher Gestalt:
Wie still der Blick im Anschaun sich verliehret,
Wie Lautlos Aug’ im Auge sich erkennt,
So schaut der Geist, von ihrem Geist berühret,
Was dürftig kaum die arme Sprache nennt.
Das ist der Ruhm der Kunst, und das die Krone,
Die ihr der Meister um die Stirne schlingt,
Daß sie, gefühlt von jedem Erdensohne,
Dem Guten ihn und Schönen näher bringt!
Doch auch der Rede ward ihr Kranz beschieden;
Sie lenkt zum Ziel des Künstlers Adlerflug,
Und shenkt der Wahrheit Kraft dem, der hienieden
Zu lange nur des Wahnes Fessel trug.
Und hätte Saga nicht, was Helden thaten,
Am Faden der Jahrhunderte gereiht,
So hätte Hellas nicht, von ihr berathen,
Den Herrlichen die Tempel eingeweiht:
So hätte Jason nicht in seiner Stärke
Aufs neu erbeutet das gelobte Vlies;
So lebte Philipp’s Sohn nicht fort im Werke,
Das nicht nur ihm Unsterblichkeit verhieß.
Darum, Du Priester hoher Kunst, verschmähe
Den Spiegel nicht, den Saga vor dir hält,
Und zage nicht, ob eine Welt vergehe, –
Gebiert sie sterbend doch die schönre Welt.
Schau! muthig regt die jugendlichen Flügel
Die neue Hellas unterm Trauerflor!
Ein neues Kapitol hebt auf dem Hügel
Der Chesapeak das stolze Haupt empor!
Und dort, und wo bis zu der Erde Gränzen
Das Wahre mit dem Schönen sich vermählt,
Da wird im Sternenlicht Dein Name glänzen,
Den ersten hoher Namen beigezählt!
Kopenhagen am 21sten Julius 1820. | Schmidt Phiseldek |