Rom 4 März 1862
Lieber Thiele
Soeben bringt Bissen seinen Brief mit dem weißen Papier einige Worte an Dich zu schreiben Es ist der letzte Carnevaltag und wenn auch weit entfernt von dem früheren Glanz des hiesigen Carneval, so ist unterm meinen Fenstern an Via Condotti (dieselben Zimmern die Du mit Deiner Frau und Tante fame hier bewohntest) doch ein gränzenloser Spectakel, welcher nicht geeignet ist zu schreiben u Du muß allso vorlieb nehmen wie der Zusammenhang wird.
Deinem [sic] Brief, vom 20 Novb. v. J. hatte ich längst beantworten sollen, pazienza und wie Du auch an Bissen schreibst, will Du im nächsten Monat, mir durch einen Wechsel auf Paris, den Betrag von 150 Rdl für das Werk von Canina sende [sic]. Va bene. Wegen Caninas, Gli Edifizi di Roma antica & sua campagna so sehe ich stehet der Ladenpreis 1mo Sezione Sc. 86. 40 e 2do Sezione 43 Sc. 20 und sollte ich es auf irgend eine billigere Art finden so laß ich es Dir wissen. Es freut mich aus Deinem Brief an Bissen zu sehen, daß Du mit dem Ordnen von E. Meyer Sachen beschäftiget bist u ich habe nicht zuviel gesagt daß die Zeichnungen prächtig sind. Ich danke dir, wenn Du dem Ministerium es mittheilen wolltest daß ich meine Kunstsachen dem Museum in Kop. vermacht u daß ich gewiß alles anwenden werde mein Vaterland nützlich zu sein. Hier thue ich was ich kann um die Landsleute zu helfen und komme dadurch oftmals in Verlust. Was nun de Abgüsse von der Trojanssäule, betrifft so habe ich Bissen gerathen, er soll sie nicht für die Akademie, oder in deren Namen kaufen, weil die Leute sodann einen größeren Preis verlangen sondern sagen, er oder sein Sohn, wollen eine Auswahl für sich erstehen. Die Einpackung u Versendung will ich schon besorgen, basta wenn ich nur frei werden könnte von Livorno!!!
Wäre es Dir möglich mir einige Stücke Doppelspath (Spath d’Islande) zu verschaffen so wäre ich sehr dankbar. Nemlich der Graf Spada Medici, von dem ich 1841 eine ganze Samlung von Mineralien, an Christian VIII mit nach Kop. brachte wünscht diese für sich und einige andere Sammlung. In einer kleinen Kiste oder Kasten konnte ein Schiffscapitain sie ja leicht mit nach Livorno nehmen, ohne das Kosten daraus entständen. Dalgas konnte sie bei sich behalten ich ich [sic] sie selber abholte oder ein Landsmann sie mit herbringt. Roed reist wohl zu ersten von hier ab u wird Dir meine Grüße bringen. Bei allen den Geschäften die ich habe, ist auch jenes, Ernst Meyer Grabstein zu machen, welches ich recht gut u hübsch haben will. Das kannst Du den Bruder sagen. Nun lebe wohl, grüße Deine gute Frau u Deine Schwägerin Bissen, wünscht daß der Brief heute noch fort gehet und ich muß ihm deshalb via di Cezza gehen lassen. Lebe wohl, lustig und vergnügt dieses wünscht Dein alter Freund
I. Bravo.