Rom den 16ten. Januar 1842.
Ew. Hochwohlgeboren,
Sie haben uns durch Ihre Güte und Freundlichkeit stets so verwöhnt, daß Sie es wohl verzeihlich finden werden wenn ich Sie mit nachfolgender Bitte behellige. Da Ihr herrliches Basrelief, die Anbethung der Hirten darstellend, das wir heute Gelegenheit hatten zu bewundern, leider schon eine Bestimmung hat, so daß ich auf dasselbe direkt keinen Anspruch machen kann: so erlaube ich mir Sie freundlichst zu ersuchen mir wenigstens einen Gypsabguß jenes genialen Werkes zu überlassen und mir solchen, da Derselbe vor meiner Abreise nicht fertig werden kann, nach Berlin nachzusenden. – Der schöne Gedanke in Ihrem Basrelief – welcher noch in keiner Composition dieser Art ausgesprochen worden ist, daß der Heiland nämlich schon von den ersten Augenblicken seines Daseins mit den Himmlischen in unsichtbarern Verkehr gestanden habe, was selbst von seiner nächsten Umgebung unbemerkt geblieben: hat mein Gemüth im Innersten so ergreifen, daß ich mich sehr glücklich preisen würde das Basrelief wenn auch leider nicht im Original doch wenigstens in der Wiederholung immer vor Augen zu haben. – Diesem meinem Wunsche füge ich nach die Bitte hinzu, daß Sie die Güte haben möchten mir Ihren so werthen Namen selbst gefälligst nieder zu schreiben, damit ich denselben zu der herrlichen Erinnerungsreliquie legen könne, die mir durch die Derreichung Ihrer Locke geworden ist.
Mich Ihrem ferneren freundlichen Angedenken empfelend und hoffens Sie noch vor meiner Abreise zu sehen, habe ich die Ehre mit der ausgezeichnetster Hoch[ach]tung zu sein, Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebene Dienerinn,
Mathilda von Waldenburg.
NB. Viele Empfelungen
von Memechen und von
Geschwistern.