Florenz den 20 Mrz 1828
Lieber verehrungswürdiger Freund
Ihre vieljährige Güte die Sie für mich gehabt haben läßt mich hoffen, Sie werden |
mir verzeihen, wenn ich diese Güte auch jetzt, nicht bloß für mich, sondern auch für meinen Prinzen, den ich zu begleiten die Ehre habe, in Anspruch nehme.
Der Prinz Friedrich von Dänemark den Sie als Knaben in Kopenhagen gesehen haben wird nemlich in wenigen Tagen die Freude haben, Sie in Rom wieder zu sehen. Dieser Courier wird für die Bestellung eines guten u passenden Logis in dem besten Wirthshause sorgen, aber es giebt allerlei andere Gegenstände worüber ich mit Ihnen rathschlagen u weshalb ich um Ihren Beistand bitten muß, da auf mir die ganze Verantwortlichkeit in Hinsicht dieser Reise ruht. An wen könnte ich mich aber besser wenden als an Sie ? –
Es ist der sehr bestimmte Wille unseres Königs, daß der Prinz sein Incognito als Graf von Wagrien beibehalten u alle eigentliche Festlichkeiten meiden soll. Ich bitte Sie daher dieß an unseren General Consul gütigst zu sagen, um allen solchen G[e]legenheiten zu Ceremonien, Festen u d g vorzubeugen, weil dieß des Königes ausdrücklicher Wille ist. Allein den Pabst muß der Prinz doch sehen u die Kirchlichen Feierlichkeiten in der Charwoche u Ostern auf eine anständige Art beiwohnen. Wie nun dieses zu vereinigen, darüber wollen wir in Rom uns berathen. Ferner liegt es mir am Herzen, daß der Prinz doch Rom, das alte u das neue, kennen lernt. Ich darf Ihnen als Landsmann nicht verhelen, daß es ihm sehr an Vorkenntnißen fehlt u daß er auch kein sehr großes Interesse für Kunst u Wissenschaft hat. Man muß ihn oft mit einiger Mühe beim Besuchen festhalten. Viele Sammlungen zu sehen ist daher überflüsig, auch ist für seinen Aufenthalt in Rom nur die Zeit von vierzehn Tagen od[er] drei Wochen bestimmt.
Wäre es möglich einen recht verständigen Führer zu finden, der den Prinzen nach einem bestimmten Plan, jeden Tag einem Theil der Hauptm[er]kwürdigkeiten des alten u des neuen Roms zeigte, so daß er in der vorg[e]dachten Zeit das Meiste u Beste gesehen hätte, würde es mir ganz besonders angenehm seyn. Vielleicht haben Sie die Güte schon im voraus einen zu wählen, damit der Prinz seine Wanderungen sogleich anfangen kann. Dieser Mann muß aber ja nicht zuviel bei dem Prinzen vorausfahren u ihm bei jeder Merkwürdigkeit das Geschichtliche derselben, mehr wie sonst wohl geschieht, auseinandersetzen, ohne jedoch den Prinzen durch gelehrte Abhandlungen, für die er gar nicht gestimmt ist, zu langweilen. Die Aufgabe ist allerdings nicht leicht u nur durch Ihre große Güte darf ich hoffen Sie glücklich gelöst zu sehen. Der Prinz grüßt bestens. Wir haben in Carrara Ihren Christus gesehen u sind ganz entzückt. Welch ein göttliches Bild geben Sie mit ihm Ihrem Vaterlande!
Ihr Verehrer u Ihr Freund Rantzau