Hochgeehrtester Herr von Thorwalsen,
Vor allen Dingen bitte ich um Entschuldigung meines so langen Stillschweigen’s, Ihnen für Ihre vielseitig gehabte Bemühungen u. der Lehrreichsten Mittheilungen schriftlich widerholen zu durfen u. meinen herzlichen Dank zu erneuern, u. mich ferner Ihrer bisher genoßenen Gunst u. Gewogenheit zu empfehlen wünschte. Oft erinnere ich mich daß Sie die wesentlichste Triebfeder waren, durch Ihren g[üti]gen u. Einsichtvollen Rath in mein Vaterland zurükzukehren, die besten Folgen für mich haben würden we[ges] in der That sich bewies u. vollkommen mit meinem Schicksale zufrieden bin. Von Seiner Payestät dem König hatte das Glück sogleich bey meiner Ankunft 10 Colossale Brustbilder beauftragt zu werden, Alle Tonkunstler zum neuen Bau deß Odeon’s, welche bereits der Vollendung nahe sind, täglich erinnerte ich mich dabey Ihrer Lehren, u. verfolgte die Eigenthümlichkeit den verschiedenen Charaktere nach den best möglichsten Mustern welche aufzutreiben waren, so viel in meinen Kräften stund. Auch habe in der Zwischenzeit zwey Entwurfe gemacht zu einem Grab Monument der verstorbenen berühmten Sängerinn Vespermann, welche Sr. Mayestät dem König verlegte, u. das Publicum durch gütige Beyträge Ihr errichten will. Da das Mon[u]ment unter die Bogengänge auf unserm Kirchhofe soll zu stehen kommen, so habe eine Einfache Form, etwas in florintinischen Style angenommen, worauf der Genius deß Todes zur Einen Seite deß Sarges u. der andern, der Genius deß Ruhms, welcher einen Krantz darauf legt. Symbolische Gegenstände auf Gesang u. Musik, vertheilen in die übrigen Felder. In 6 Wochen reise auf der Landguth Sr. Excellenz dem Grafen v. Schönborn wo ich mehreres für Ihn zu besorgen habe, Er war mit seinem schlafenden Amor wie es scheint sehr damit zufrieden, auch habe für Ihn Eine Colossale Statue die Victoria zu machen Sie wird 9 Fuß hoch sitzend u kömt auf ein hohes Postament zu stehen gege[n]über der Constitutions Säule welche schon da steht. Diese Bestellung war mir doppelt angenehm u. ich hoffe mit Gottes Willen, auch mit Ehren davon zu kommen, um vielleicht ein größeres Vertrauen bey Sr. Mayestät dem König für größere Gegenstände dadurch zu gewinnen hoffe.
Gar oft denke ich an Sie Geehrtester Herr von Thorwalsen, u wüßten alle anwesenden junge Künstler in Rom den unersezlichen Verlust welcher durch die Entfernung von Ihnen eintritt, Sie würden jeden Ausspruch über Kunst von Ihnen mit noch größeren Nützen ziehen. Die Sammlung von Kupferstichen welche durch einen Verkehr mit Ihnen kurz vor meiner Abreise noch acquerirte, versüßen mir manche angenehme Stunden, ich wünschte mir daß ich auch noch die nachkommende Werke von Ihnen nach u. nach auch erhalten könt[e] um die Sammlung completter zu besitzen.
Ich muß Ihnen doch bey der Gelegenheit etwas von meinem Weibchen mittheilen, welche Gott Lob sich recht Wohl befindet, u. sich gerne in unsere deutsche Sitte zu schiken weiß, Sie ist auch allgemein geschäzt u. geehrt u. spricht schon ziemlich Deutsch, Sie trägt mir auf Ihnen viel angenehmes zu sagen, indem Sie Sich Ihnen bestens empfiehlt. Endlich füge keine andere Wünsche als daß Sie der, der Regierer so weislich leitet u. führet, Sie Uns noch lange mit beständiger Gesundheit erhalten möge u verbleibe in tiefster Hochachtung
Ihr treuer Schüler | |
München den 25ten Aprill | Leeb. |
1827 — |