Werthester Herr und Freund
Die Frau Herzogin von Leuchtenberg hat mich so oft gefragt wie es mit der Arbeit stände welche Sie die Güte gehabt haben für das Denkmal ihres verstorbenen Gemals zu übernehmen, und ich habe so ganz alle meine Antworten erschöpft um sie zu beruhigen, daß Sie mir vor einigen Tagen, wo sie sich durch eigenen Anblick überzeugte daß alles architektonische dieses Denkmals in 2 – 3 Monathen völlig vollendet seyn wird, Ihnen zu schreiben auftrug. Die Ungeduld der Frau Herzogin vor der Welt bewähren zu können daß sie dem Andenken ihres verstorbenen Gatten, durch die Hand des größten Künstlers seiner Zeit, ein Denkmal erreichten lies, ist so groß daß ich wahrlich kein Mittel mehr weis sie zu beschwichtigen, und Sie werthester Freund inständigst bitte etwas dafür zu thun daß die Frau Herzogin beruhiget und befriediget werde. Wenn nur wenigstens die Modelle der Figuren gemacht würden damit ich den unteren Sockel des Denkmals bearbeiten und das Denkmal einstweilen bis zur Ankunft der Figuren aufstellen laßen könnte. Ich wiederhole also nochmals die dringenden Auforderungen der Frau Herzogin, welche bey einem längeren Verzögern, die Vorwürf[e] der Welt für Sich selbst fürchtet, das Andenken ihres verstorbenen Gemahls so lange vernachläßigt zu haben, ich wiederhole nochmals meine inständigsten Bitten.
Leben sie wohl und laßen mich nicht lange auf eine beruhigende Antwort warten.
Mit den Versicherungen der aus[ge]zeichnetsten Hochachtung
Ihr
ergebener Diener und Freund
L v Klenze.
München d. 18 april
1826