Rom, den 23. Mai 1819.
Die Nachricht, die ich Ihnen nun zu geben haben, wird Ihnen ein grosses Vernügung machen. Thorwaldsen har mit versprochen, auf seiner Rückreise durch die Schweiz und zwar nach Luzern zu gehen, wo alsdann der Löwe seiner Endschaft nahe sein wird; denn ich bin versichert, der Künstler braucht nicht die Hälfte der Zeit dazu, die er glaubt anwenden zu müssen. Denn der Stein ist leicht zu bearbeiten; allein hier hat man keinen solchen und ist gewohnt, nur in Marmor und noch härten Steinen zu arbeiten. – Sehen Sie bei der wahl des Künstlers auf die Geschicklichkeit und nicht auf den Preis. Es ist besser, die Sache gut und etwas Theuer zu haben, als wohlfeil und schlecht: besonders da Thorwaldsen sie zu sehen bekömmt.
Ein Anderer würde den Löwen für einige 20 Louisd’or modellirt haben; denn es ist eine Arbeit von etwa 20 Tagen; allein kein Sterblicher würde Ihnen einen solchen Löwen gemacht haben. Mit einigen Arbeitern, die tüchtig zuschlagen, wird der Künster ihn bald aus der Masse herausmeisseln und wegen der Grösse können sieben bis acht angewendet werden. Das kleine Modell sollen Sie haben ; ich hatte es mir schon früher ausgebeten. – Sie werden in meinem Freunde den anspruchslosesten, einfachsten Menschen kennen lernen, und der grösste jetz lebende Bildner ist zugleich der bescheidenste Mensch. Ich bin nun mit Thorwaldsen übereingekommen, die grotte an dem kleinen Modell anzudeuten, um den Löwen ganz zu lassen, welches die Transportkosten um die Hälfte vermindert, denn ich studiere immer derauf, die Sache so öconomisch als möglich zu machen. Es thut mir sehr weh, wenn ich Ihre Lage bedenke, allein wie gross wird Ihr Triumph sein, wenn dieses Werk nun dasteht, einzig in seiner Art, riesenmässig und ewig den Ruhm der Schweizer verkündend. Lassen Sie Ihren Namen im Grunde der Grotte eingraben ex officio.