Rom den ten August
1815
Durchlauchtigster Prinz!
Gnädigster Herr und Fürst!
Unter dem gnädigsten Handschreiben vom 29ten. Juni aus Nancy geruhen Eure Königliche Hoheit das sehr gerechte Verlangen zu äußern, die Statue des Adonis bald fertig zu sehn. Nur allzusehr werden mich Eure Königliche Hoheit der Nachläßigkeit in Dero Dienst beschuldigen, allein das Vertrauen, welches ich in der großen Liebe setze, mit der Eure Hoheit die Kunst und ihre Zöglinge beehren, macht mich so dreist, die Ursache der Verzögerung Eure Hoheit offenherzig zu bekennen. Es waren nehmlich in dem kurtzen Augenblik der Ruhe nach dem so langen und unsrer Kunst so verderblichen Kriege viele Engländer und andre Fremde nach Rom gekommen, die mich mit verschiednen Aufträgen beehrten. Sie wollten wenigstens die Modelle zu ihren Arbeiten gemacht sehn, bevor sie Rom verließen. Es waren mir überdem zwei Porträtstatuen aufgetragen, die ich unmittelbar nach der Natur modelliren mußte. Im Vertrauen auf die Liebe, mit der Eure Hoheit im Allgemeinen des Fortschreiten der neuere Kunst zu befördern streben, wagte ich es die Arbeit an den Adonis auf einige Zeit auszusetzen, um die Gelegenheit alle diese Arbeiten anzufertigen, nicht gänzlich von der Hand weisen zu müssen. Jedoch diese Modelle sind jezt beendigt, und ich glaube als gewiß Eurer Hoheit die Vollendung des Adonis für diesen Herbst zusichern zu können, da ich mich von jezt an unausgesezt damit zu beschäftigen denke. Die Restaurationen zu der Figur des Alexander habe ich vollendet, und kann ich solche mit nächster Gelegenheit absenden. Indem ich mich noch einmal auf das dringenste bei Eure Hoheit, in Hinsicht der Verzögerung der Vollendung des Adonis entschuldige nenne ich mich in tiefster Ehrfurcht Eure Königlichen Hoheit
unterthänigster A Thorwaldson