Pokroy den 27.ten August. | |
8 Septem | 1817. |
Verzeihen Sie lieber Thorwalzen! daß ich Ihnen so spät, für die schönen Kunstwerke, die Sie die Güte gehabt haben für mich zu machen, den gebührenden Danke sage. Glauben Sie nicht deswegen, daß ich den hohen Werth dieser Gabe verkenne, aber verschiedene Umstände haben mich dran verhindert; denn erstlich habe ich sie, durch ein fatales Schicksaal, erst diesen Frühjahr erhalten, u. dann haben mich Geschäfts-Reisen dran verhindert. – Es war für mich ein höchst erfreulicher Anblik, das schöne Barelief wiederzusehen; Es war, als wenn ich einen alten jugendfreund, in der Wüste wiederfand, durch dessen Gegenwart alle schöne jugendliche Träume in mir wieder erwachten. – Ihre Venus hat mich überrascht, denn bis Dato hatte ich Sie nur im Heroischen bewundert; verzeihen Sie daher, daß ich zweifelte, daß Sie in beyden Genre gleich groß seyn werden. Sie wissen daß es fast keinem Günstling der Musen bis jezt gelungen ist. Aber Ihnen war es aufbehalten, nicht allein die Plastische Kunst in einem Theil zu der Höhe, wo Sie in den Zeiten des Pitias u. Perxiteles war, zurük zu führen, sondern sie in allen Theilen in ihrer ganzen Reinheit wiederherzustellen. Ihr Jason, das Barelief die Entführung der Brisis u. die Venus beweisen es. Was ich, nachdem ich Jahrelang, nichts von Kunst gesehen hatte, beym Anblik dieser herrlichen Werke empfand, kann ich Ihnen nicht beschreiben, sondern nur für diese Empfindung danken.
Da durch ein Versehen, ich Ihnen noch 100 Scudi für den Jupiters Kopf schuldig bin, so habe ich meinem jüngsten Bruder, der Ihnen diesen Brief abgeben wird, den Auftrag gegeben, sie Ihnen mit allem Dank einzuhändigen.
Melden Sie mir, wie es Ihnen ergeht, u. was Sie seit unserer Trennung Grosses hervorgebracht haben u. für welchen Preis Sie jezt, vier Statuen von fünf Fuß Höhe, nach Ihrer eigenen Wahl für einen runden Saal, machen würden.
Genehmigen Sie nochmals meinen innigsten Dank, u. seyn Sie überzeugt von der Achtung u. Freundschaft
Ihres
Theodor v.d. Ropp.