Rom 21 Mai 1845
Lieber Thiele
Dein freundliches Schreiben, vom 21 v. M., beantworte ich heute Abend, da ich morgen schwerlich dazu komme und daß ich an Euch Alle morgen mehr denke als Ihr denkt hat seinen Hacken, nemlich es wird morgen früh die Procession von Corpus domini gehalten; im vorigen Jahr wart Ihr Alle mit und tanto fame, trug den Krankheitsstof schon in sich. Es gab nachdem trübe, recht trübe Tage. Gott sey gedankt, die bösen Stunden sind glücklich vorüber und wenn wir jetzt auch ruhig davon sprechen so war da Allen damals ganz schlimm ums Herz. Aber nun zu Deinem Brief sonst werde ich nicht fertig, denn Du muß wissen gestern Abend hab ich bis 1 Uhr und vorgestern bis 2 Uhr nach Mitternacht geschrieben was ich heute nicht wiederholen will. Also Dein Brief, ja ich danke Dir vom ganzen Herzen und um nichts zu überschlagen gehe ich einen Satz nach dem andern über, bleibt später Zeit so noch Ein und das Andere. Nur wünschte ich daß auch sagen könnte – pas paa! – das Beste kommt zuletzt.
Die Inschrift der Prinzessin, habe ich mit einem Gesuch an den Präleten [sic], der sich als ein Art Präses des Kirchhof die Erlaubniß giebt, eingereicht. Unser Canina, welcher gestern aus den pomtitüschen Sümpfen zurück gekehrt ist, will eine Zeichnung zu dem Gußeiseren Gitter geben, welche das Grab umschließen soll. Nun ist die Sache mal im Gehen und wird auch wohl bald beendigt werden. Die 50 Scudi, von Sr Maj. bewilligt für die Congregation, will Hr. v. Ams noch immer nicht da vermuthlich nächstens eine ganze neue Verwaltung über den Kirchhof eingesetzt wird, daß ich sie geben soll.
Daß Sr die Gnade gehabt so viel Vertraun [sic] in mich zu setzen, mich nach Neapel zu schicken, for at kapre antikke Bronzer etc, ist wohl nicht so sehr in Folge meines Briefes als Deine Empfehlung gewesen. Daß ich mich zusammen nehmen werde kannst Du versichert seyn damit ich Deiner Empfehlung keine Schande bringe. Uebrigens sind die 500 Scudi bis heute nicht von Donner hier angewiesen worden. Wenn Du nun Sr Maj. dieses conferist [sic] und meinen allerunterthänigsten Dank darbringst, so bitte Allerhöchstdemselben, mitzutheilen daß ich so wie ich nur eben die Sachen von Paulsen Nachlaß, welcher mir zu ordnen von der Erbtheilungs-Commission in Kopenhagen übertragen ist, in Gang gebracht habe, so wie den Nachlaß von Carl, der wie Du erfahren haben wirst, am 29 v. M. hier gestorben ist, seiner Mutter in Altona überschickt habe, ich nach dem Süden abgehe
Ja, Carl’s Tod, hat uns hier Alle heftig ergriffen, er ist an einem Uebel am Herzen gestorben. Ich habe über seine Sachen ein Inventar mit Zeugen aufgenommen und der Mutter geschickt. Ein wunderschönes fertiges Gemälde welches so großes Aufsehen auf der Ausstellung machte habe ich seit ein par Tagen auf meinen [sic] Zimmer. Die arme Mutter, er war der einzigste Sohn.
Jerichau habe ich mit Deinem Grüßen zugleich Sr Maj. allergnädigste Huld mitgetheilt, wornach er einen Abguß seiner Gruppe Hercules und Hebe, auf Königs Rechnung einschicken kann.
Koop, lebt in der Hoffnung daß Sr Majestät, sein Gemälde ankaufen werde.
Professer [sic] Clausen, bitte ich zu grüßen, er soll willkommen seyn, sag ihm wenn ich ihm in irgend Etwas dienen kann, so soll er vorher schreiben. Auch wegen Besorgung eines Logis, doch mit genauer Angabe, wie viele Zimmer Betten und Preis, doch soll er sich damit nicht übereilen und erst schreiben wenn er in Italien selber ist.
Von Kolberg habe ich noch immer nichts Bestimmtes erfahren.
Wegen der Kiste mit Bücher für unsere Bibliothek und für mich, so wie die Kiste von unserm König, solltest Du wenn keine direkte Gelegenheit auf Livorno hast, nach Marseille an unsern Consul schicken sonst nach Altona, von wo ich bestimmt weiß, daß in einigen Monaten eine Ladung Tabak für die hiesige Regie nach Marseille abgeht.
Für die beiden Ritterkreuze meinen verbindlichsten Dank, wenn wenn [sic] sie nur zum 26 d. hier wären, so könnte meinem Ricci damit ein Geschenk zu seinem Namenstag machen. Man rühmt den Cand. Listow als einen liebenswürdigen Menschen und ich will ihm alles Gute bei der Paulsen wünschen, obgleich ich aus allen ihren Reden sehe, daß sie gar nicht gegen seine Ankunft sieht. Doch das kann sich erst zeigen wenn er da ist. Sie ist dick und fett aber auch ganz stravagant [sic] geworden. Ich habe in diesen Tagen ganz ernsthaft mit ihr gesprochen, auf mich kann sie schelten so viel, wie sie will aber auf Leute die mir werth sind will ich nichts hören und auf unsern König kein böses Wort mehr vernehmen sonst würde ich kein Fuß mehr in ihre Wohnung setzen, habe ich ihr rundaus erklärt. Ich hab ihr versprochen Dir zu schreiben, dich zu erinnern daß sie irgend ein Andenken aus dem Nachlaß von Thor. erhält. Sie hat freilich die schönsten Andenken aber seh zu daß man ihr in dieser Hinsicht befriedigt. Denke Dir sie zeigt jetzt den silbernen Becher, welchen die Freunde des Cand. Consaloi, an Thor. schenken, wie dieser dessen Grab im Panteon, gemacht. Es sind außer Inschriften, die Medaille von Consaloi darauf angebracht. Dieses für das Museum und Thor. Geschichte so interessante Stück, habe ich ihr vorgeschlagen dies Monument dem Museum, wo es den schönsten Platz hat und hingehört zu überlassen. Sie will von Nichts hören, melde dies den Executoren und man soll die Gelegenheit benutzen, wenn man ihr ein Andenken geben will es zur Bedingung zu machen daß dieser Becher, als Vase geformt, ans Museum kommt. Sonst die Affairen des Museums angehend, so hat Collin an mich geschrieben daß man uns statt 500 Scudi jeden 600 Scudi geben will, was mich für Ricci noch mehr als für mich selber freut. Die Stamperia, ist unverschämt, denke Dir, unterm 9 Mai, erhalte ich einen Brief von Dalgas, worin er im Namen seiner Frau Schwester verlangt, 1) eine Abschrift der Ordre, welche ich von Prof. Schouw erhalten haben soll, worauf ich die Statue von Thor. zu der ihre Disposition halten soll. 2) Abschrift von derselben Ordre welche ich von den Executoren erhielt, nach dem ich die Bemerkung gemacht daß ich mich nicht nach dem Verfügungen eines einzelnen Gliedes richten konnten [sic]. Hierauf habe ich ihne [sic] geantwortet, 1) ich hätte nie direkt eine Ordre von Prof. Schouw erhalten (das ist die Wahrheit gemäß, Dalgas selber hatte mir dies mal geschrieben scheint aber nicht, sich dieses zu erinnern.) 2) Ich halte mich nicht befugt irgend eine Abschrift von solchen Papieren zu geben, wollte deshalb vorher bei den Executoren anfragen! Dieses kannst Du in meinem Namen anmelden. Ich weiß nicht welchen Gebrauch die Frau Baronessin von solchen Papieren machen will, sie kann diese ja in Kop. leichter haben, wenn man sie ihr geben will, als von hier. Findest Du dies nicht auch? Er [sic] wäre empörend wenn sie diese Statue ausgeliefert erhielt. Wo in aller Welt bleibt der Künstler nicht Hr. über sein Modell. Collin hat auch an Holbeck geschrieben und sich nach dieser Figur so wie nach andere Basreliefen erkundigt. Ich habe Dalgas schon vor lange angeboten, wenn seine Schwester diese Portraitstatue in Marmor ausführen lassen wollte, so wäre hier ein Abguß wornach dies geschehen könnte. Aber sie will daß die Statue nicht ins Museum kommt, doch da habe ich eine für Museum im Hinterhalt. Grüße Prof Schouw recht vielmals. Wen hier soll ich von Allen Allen recht herzlich grüßen Ihr werdet oft mit Freuden gedacht. Meine Wirthin hat ihren Mann wiederum mit einem Söhnlein bescheert [sic]. Sie, Mann u die alte Angela lassen grüßen. Die Alte weinte wie ich Euren Gruß bestellte. Vielen Dank für Deine Bemerkung über das Uberflüssige [sic] in den Kunstbericht. Ich bin überzeugt Du hast recht, obgleich ich es im der besten Ueberzeugung, den jungen Herren zu nützen, that. Es soll mir zukünftig als feste Regel dienen nichts dergleichen zu erwehnen. – Seh nun zu daß Du, Deine Frau und Fräulein Auguste recht bald wieder flügge werden können, nun wieder herzukommen, denn abgerechnet der trüben Tage, haben wir doch auch frohe erlebt u ich sehe Deine Frau vor Augen, wenn ich an die Kneipen denke oder die Ausflüge im Albanergebirge. Gott behüte Euch ihr guten Seelen. – Dein Fund in den Papieren von Thor. ist ein wahres Schatz u nun bin ich doppel froh über die bösen Stunden welche ich im Keller zugebracht um die beschmutzten Papiere unter Staub u Dreck ans Tageslicht zu bringen. Wegen Deiner Rechnung kein Wort, die ist gewiß richtig und ich versichere auf Ehre ich habe mein Buch noch nicht nachgesehen ob wir übereinstimmen. Aber sag wie soll ich es mit der gleichen Sachen halten wenn ich für Bibliothek oder sonst Anstalten Sachen kaufe und bezahle, was hier contant geschehen muß u wenns Unglück will die Gegenstände nicht ankommen, da kann ich doch den Schaden nicht tragen. Dein Freund I. Bravo.
[På bagsiden:]
Lieber Thiele denk an unsern armen Raadsig, er ist wieder ohne Pension geblieben ich weiß nicht wie er durchkommen will. Er hat zwei recht gute Gemälde auf der hiesigen Ausstellung gehabt. Ich habe sie dem König von Wurttemberg [sic] vorgeschlagen. Auch hab ich diesem die Arbeiten von Gurlitt und Thöming empfohlen. Wollen sehen. – Die Procession ist glücklich von statten gegangen nur der Papst fehlte diesmal, er wird alt. Nochmals
Adio Dein
Bravo
[På samme side, men på hovedet i forhold til ovenstående:]
den 22 Mai
Damit Du nun nicht böse wirst und die lange Epistel von gestern Abend nicht zu kurz findet so hast Du hier noch ein Postscriptum. – Ich bin heute Früh bei dem Mons. Silvestri gewesen da ich keine Antwort auf mein Gesuch wegen der Inschrift auf das Grab der Prinzessin erhilt u er entschuldigte sich bis der Card Polidori zurück kehre könne nichts geschehen. Also Geduld das gewöhnliche verfahren [sic] in Rom, nur keine Eile. So eben hab ich einen Brief von Dalgas Sohn, Vater u Mutter waren am 17 d. nach Kop. abgereist u hatten ein Buch, für Sr Maj. noch zeitig mitgekommen, welches ich ihm hinzuschickt. – Ich habe nun alle Hände voll zu thun mit der Paulsen’schen Sache u Carl seinen Nachlaß ohne meine eigne Affairen. Collin hat nun auch die Rechnung verlangt u ich werde wohl in diesen Tagen davon müssen sie ist in mein Buch fertig nur muß ich sie für die Executoren abschreiben. Grüße Bissen, sag ihm die drei Stücken Marmor wären gekauft u lägen in Livorno sie konnten nicht mit der Dania verschifft werden, die schon am 20 v. M. abgegangen war.