Hochgeehrter Herr
Justizrath Thiele
München 12 Mai
1843
Hoffentlich haben Sie mein Schreiben aus Inspruck v. 3 d. M. erhalten, worin ich Sie ersuchte Allerhöchsten Orts mitzutheilen, wie ich den Prinzen Friederich von Hessen am 2, dort getroffen und die mir von Sr Majestät anvertraute Papiere, diesen eingehändigt. Ich hatte die Ehre den Tag, am 3ten, in Gesellschaft Sr Durchlaucht, die Merkwürdigkeiten Inspruck zu sehen und am 4 reiste der Prinz, mit seinem Begleiter, Cap. Oxholm über Salzburg nach Wien ab. Hier zurück gekehrt, wo ich meine Bagage gelassen, da ich glaubte den Prinzen bis Wien folgen zu müssen habe ich mein Augenmerk hauptsächlich auf unsere Künstler gerichtet und beifolgender Brief an Sr Maj. bezieht sich darauf.
Ueber die neuen Schöpfungen und Kunstrichtung in München etwas sagen zu wollen ist meine Zeit zu beschränkt nur bitte ich unsern Bindesboell gefl. sagen zu wollen daß ich ihm aufmerksam mache, wie man hier nach einer neuen Erfindung die Residenz ausmalt. Rottmann hat grade mehrere Bilder in dieser Art fertig welche für die Arkaden bestimmt sind. Diese Malerei bietet manche Vortheile, hauptsächlich in innere Räume. Soweit ich erfahren besteht das Bindemittel aus 1 [tegn for pund], gereinigten Terpentienöl, in welchen beim gelinden Feuer ½ [tegn for pund] pulverisirtes Gummi Damar u ¼ [tegn for pund] geschabtes Wachs zerlassen wird, mit diesem Gemisch werden alle farben angemacht, wie beim Oel nur daß es sehr schnell trocknet, auch etwas zähe zu behandeln ist, können aber nach Belieben so oft man will über malt werden, mißlungene Sachen können abgeschabt werden. Die Wand muß nach dem Gegenstand, glatt oder rauh praparirt [sic] werden und gehörig aus getrocknet seyn, ehe man beginnt. Ich hoffe es wird für B. Interesse habe bei seinen Versuch in Thorvaldsen Museum. Entschuldigen Sie meine Flüchtigkeit, ich soll in einer Stunde fort. In Rom erwarte ich Ihre Mittheilung so wie das Verzeichniß von Thor: Arbeiten. Meine Empfehlung an Ihre Gemahlin. Mit Hochachtung
Ihr
ergebenster
J. Bravo