Römische Leben
von
Friedrike Brun,
geborene Münter.
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Erster Theil
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Als ich im Februar 1809, an sein Krankenlager tretend, ihn eben erblaßt, aber noch nicht erkaltet fand, war die Seele, als Siegerin die bei seinem Leben immer kummerdurchfurchte Stirn glättend, eingegangen ins ewige Morgenroth. Keine Kummerspur war mehr sichtbar; heiter und eben wie die nach vorübergegangenen Winterstürmen wieder beruhigte Meeresflut glänzte diese hohe gedankenvolle Stirn, wie wir sie nie im Leben erblickten. Solch ein Vollender ist der Tod.
Thorwaldsen, von dieser wunderbaren Wandlung ergriffen wie ich, zeichnete den Todten. Es ward ein schönes edles Profil, und um den Mund spielte die sanfte Ironie, mit welcher der Unsterbliche, obwol noch in den engen Schranken desselben befangen, schon oft das Leben belächelte.
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