Rom D. 3 Juli 1819
Wertester Herr und Freund!
Endlich ist der Löwe fertig und geformt, der Gipsgießer sagte mir, daß er 14 Tage zum Trocknen brauche, ich werde indeßen die Kisten machen laßen, damit keine Zeit verloren geht. Ich bin froh, daß ich endlich durch unermüdliches Treiben zum Ziele gekommen bin, der Cammucini [,] Thorwaldsons Freund[,] sagte mir, es stehe seit zwei Jahren eine Statue bei ihm, die er restauriren sollte, und er habe nichts zu thun, als ein Vierterstündchen[sic], daran zu wenden, seinen Leuten zu zeigen, was sie zu machen hätten und thäte es nicht. Das erschreckte mich und ich quälte ihn, bis er fertig war. Einen Abguß behalten wir hier, es werden drei Kisten gemacht, zwei für den Löwen, eine fürs Modell im Kleinen, wo er die Spalten des Felsen genau angezeigt hat. Ich bitte Sie also mir das Geld für Th. in einem Wechsel auf Schultheiss, Torlonia oder Jullien zu schicken, ja nicht durch Snell. Ich lege Ihnen die römische Zeitung bei, wo der Löwe angezeigt ist nächstens sende die Beschreibung in das Morgenblatt. Die Zeichnung wollte er nicht hergeben, weil der Löwe mehr Wirkung mache, wenn er selbst erscheine, Künstler haben ihre Schwächen, ich mochte ihn gerade nicht zwingen, weil ich sah daß es ihm unangenehm war. Mit Achtung und Freundschaft
Ihr
Keller