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Sie geben zu gleicher Zeit mir den Auftrag im Namen des Grafen von Schoenborn wegen der von demselben bestellten Bildsäule des Bacchus mit Herrn v. Bertholdi zu sprechen. Ich that es und theile Ihnen nun den Erfolg davon mit. – Herr v. Bertholdi gestand mir natürlich ein, das von Seite des Grafen von Schoenborn auf diese zu vollendte Bildsäule 100 Lousd’or als die Hälfte der übereingekommenen Summe sey bezahlt worden. –
Von der Zurückgabe des Geldes könne in keinem Falle die Rede seyn: es hätten also blos zwey Auswege statt: das ist, entweder die bereits halbvollendete Bildsäule von einem Kunsterfahrenen schätzen zu lassen, und im Verhältnis der noch zu machenden Arbeit soviel von der ganzen Summe abzuziehen nach dem Grade die Arbeit unvollendet geblieben, wonach sodann Graf Schönborn das unvollendete Werk nach Seiner Willkühr könne vollenden lassen.-Oder zuzugeben, daß diese unvollendete Bildsäule von den Arbeitern des verstorbenen Schadow unter der Leitung irgend eines berühmten Künstlers, welchen Herr v. Schönborn selbst vorzuschlagen, ausgeführt und vollendet werde. –
Er setzte hinzu, daß Er nur diese Äusserungen schriftlich zu senden werde, damit ich nach Belieben Gebrauch davon machen, und solche dem Gr. v. Schönborn selbst mittheilen könne, welche ich hier im Original beylege. – Worüber nun Herr Graf von Schönborn zu entscheiden, zu was man sich als das vortheilhafteste zu erklären habe. Dero Entschließung ich nun von Ihnen erwarte.
Ich unterstehe mich, Sie blos auf einige Punkte aufmerksam zu machen: Erstlich, daß es nicht rathsam seyn möchte, die Sache zur gerichtlichen Entscheidung kommen zu laßen, weil man mit einem hartnäckigen Gegner zu thun hat, der wie es scheint, seine Freude daran hätte, wenn es dazu kommen sollte. Es würde daher keine andere Wahl übrig bleiben, als einen von den zwey Auswegen zu wählen, die Herr v. Bartholdi vorgeschlagen hat. In welchem Falle ich meiner unmasgeblichen Meinung nach, mich lieber zu dem zweyten Vorschlag als dem ersten verstehen würde: nämlich die Sache dahin zu bestimmen, das diese bis zur Hälfte vollendete Bildsäule vollends von denselben Arbeitern vollendet werde, jedoch unter der Leitung und Aufsicht eines braven und betriebsamen Künstlers. –
Herr von Bertholdi sagte mir, daß er deswegen schon mit Herrn v. Thorwaldsen gesprochen habe, und daß ihm dieser seinen Beystand versprochen hätte. Allein so sehr ich auch von dem hohen Talent und Verdienste des H. v. Thorwaldsen überzeugt bin, so glaube ich doch, daß er nicht so ganz der Mann dazu ist. Thorwaldsen ist, sowie er an Seinen eigenen Arbeiten bis jetzt immer bewiesen, in der Vollendung viel zu saumselig, als daß er sich um das Werk eines andern so ganz besonders oder mehr noch als um seine eigenen annehmen sollte. Ich würde daher meiner unmasgeblichen Meinung zufolge, eher den Herrn Tenerani, Thorwaldsen’s Schüler dazu vorschlagen, welcher ein sehr talentvoller und praktischer Künstler ist, und namentlich in der Bearbeitung des Marmors ganz vorzügliche Kenntniße besitzt, und dabey sehr emsig ist. Dieser würde, meiner Meinung nach, hierinn beßere Dienste leisten können, als jeder andere. Überdies bin ich nebstbey überzeugt, das da, wo es nöthig seyn sollte, und der Rath des H. v. Thorwaldsen dennoch nicht entgehen würde, und das man auf diese Weise den Meister und dessen besten Schüler zugleich zur Aushilfe bekäme. –
Man konnte es auch versuchen, mit H. Tenerani darüber zu sprechen, ob er es nicht über sich nehmen wolle, diese Bildsäule des Bacchus selbst zu vollenden: vielleicht würde er sich dazu noch lieber verstehen, solche für die noch zu bezahlende Summe auf Seine eigene Hand zu vollenden, und H. Grn. Schönborn würde auf diese Weise eben so gut fahren.
Ich bitte, dieses H. Gr. v Schoenborn gefälligst mitzutheilen, und Dero Entscheidung mir sodann wissen zu lassen, indem ich mir ein Vergnügen daraus mache den H. Gr. Schoenborn dienlich seyn zu können. Ich hatte zwar niemals die Ehre derselbe persönlich zu können, um so mehr bin ich mit Dessen Kuntschätzen in Pommersfelden und Gaybach bekannt.
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