Wettrennen zweier Dichterrosse am Tage der Schillersstatue-Enthüllung Heil, Friedrich Schiller, Heil! Heute ruft Alles Heil! Dichterfürst Dir! Von allen Seiten her Strömte ein Menschen-Meer! Alles bestaunt umher Dein Denkmal hier. Heil Dir im Lorbeerkranz: Mehr als Juwelen-Glanz, Schmückt ‒ inn’rer Werth? Du warst der Dichter Zier! Deutschlands Homer, Shakespeare! Du wirst von Allen hier Jubelnd verehrt. Dein Sohn und Enkelein Zeigten uns im Verein Dein Riesenbild. Zehntausend rufen hier, Ausländer, so wie wir: „Heil, Friedrich Schiller, Dir!” Von Lust erfüllt. Thorwaldsens Meisterhand Schuf dieß Bild, höchst frappant. Drum ruft ihm „Heil!” Sein edler Kunstgenoß, Wißt, Stiegelmayer goß Von Erz den Prachtkoloß, Auf! ruft ihm „Heil!” Dieß schöne Denkmal hier Weihen Verehrer Dir Aus Dankbarkeit. Zum Ew’gen laßt uns fleh’n: „Dieß Bild, vor dem wir steh’n, „Laß es nie untergeh’n „Im Strom der Zeit!“ Jeder nennt Schillers Bild Würdevoll, ernst und mild, Ein Meisterstück! Sein Haupt ist sanft gesenkt. Man glaubt, er dichtet, denkt. Was man Begeist’rung nennt. Strahlt aus dem Blick. Dieß Denkmal nennen wir: „Zierde der Hauptstadt hier!” Das Jedes ehrt. Wer Schillers Werke kennt, Ihn „Deutschlands Liebling” nennt, Der sagt: „Dieß Monument „Ist Seiner werth!” Es hebt des Festes Glanz Ein großer Lieder-Kranz, Der herrlich singt. Lindpaintners Kraft-Genie Schuf eine Meolodie, So lieblich schön, daß sie Zum Herzen dringt: Der Chor klingt imposant, Sänger vom ganzen Land Sind beim Verein. Der tausendstimmige Chor Freut jedes Herz und Ohr, Er steigt zu Dir empor. Und wird Dich freu’n. Heil, Friedrich Schiller, Dir? Den eine Welt, wie wir, Unsterblich nennt. Einst, in der fernsten Zeit, Sehen voll Lust und Freud, Urenkel (wie wir heut) Dein Monument. Ganz Stuttgart ruf’ jetzt aus: „Heil unserm Königshaus! „Heil, Wilhelm, Heil!“ Stuttgarts Glanz ist sein Ziel, Für sein Land thut er viel, D’rum ruft voll Dankgefühl: „Heil, Wilhelm, Heil!” Weil Marbach (wie ihr wißt) Schillers Geburtsort ist. Ruft „Marbach Heil!” In „Hoher Carlsschul” dann Fing seine Bildung an, D’rum ruf’ we[?] rufen kann: ,,Heil, Stuttgart, Heil!” Er ging nach Mannheim hin. Hoch schätzte Dalberg ihn. Auch Iffland, Beil. Er machte dort viel Glück, Schrieb manches schöne Stück, Mimen, preist sein Geschick, Ruft „Mannheim Heil!” Nach Weimar ging er dann, An ihm nahm Jedermann Großen Antheil. Der Fürst Carl August war Sein Gönner, Freund sogar. Was ihm auch Göthe war. Ruft ,.Weimar Heil!” Schiller in jener Welt, Du ‒ über‘m Sternenzelt, Siehst All‘ uns hier. Frölich tönt überall Pauken, Trompetenschall! Des Jubels Wiederhall Steigt auf zu Dir! Dein Ruhm bleibt unverletzt, Den ganz Europa schätzt, Ehrt selbst der Neid! Dein Geist wirkt ewig fort, Du lebst an jedem Ort, Dich lohnet hier und dort Unsterblichkeit! |
Wettrennen zweier Dichterrosse am Tage der Schillersstatue-Enthüllung Leih, Jungfer Deckerinn, Pallas, Erweckerinn, Heut mir die Kraft, Die ihm so reichliche. Nirgends gebräuchliche. Ach! unausweichliche, Zuckungen schafft! Er schuf ein „Jubel-Lied,” Daß es ihm Rubel biet’, ‒ Originell! ‒ Hörst du nicht Schillers Fluch? ‒ Prosa von Sillabuch Reißt ins Verhüllungstuch, Bricht das Gestell. Selbst übertreffend sich, Schrecklich bekleffend dich, Deutschlands Homer! Steigt kolossalischer, Sardanapalischer, Halbkanibalischer Ursina einher. Horch doch auf, Schillers V‘rein, Wie dein Lob superfein, Decker singt dir! Richte dich hoch empor, Du, Denkmals Matador, Reinbeck, und spitz’ dein Ohr, Stolz nach Gebühr! Lieber Freund, Stadelbau’r, Sieh dazu nicht so sau’r. Weil ungenannt. Im „großen Liederkranz” Steckst du als Erz-Popanz, Schallend voll Resonanz Im Vaterland. Auch der Haupt-Schillerfreund, Cotta hier still erscheint? ‒ Decker, wie dumm! ‒ Wer hat das Schillersfeld Besser, als er bestellt; Wer prägt so schönes Geld Aus Schillers Ruhm? ‒ Menzel, den Kritikus, Archipolitikus, Nennst du nicht hier? ‒ „Ein Schiller, wie Ein Gott,” Kreischt ja der Kunst-Zelot, Göthe’n zum großen Spott; Decker, selbst dir. Thouret auch ungenannt? ‒ Ei! das ist „höchst frappant.” „Drum ruf’ ihm „„Heil!”” Schwärmendes Dichter-Roß, Bis dich zum Prachtkoloß Auch Stiegelmayer goß, Sonst kommst an’s Seil. Kölle, der Kunstprophet, Auch nicht darinnen steht? ‒ Potz Sapperment! Decker! ‒ Er kam von Rom, Von Paters heil’gem Dom, Setz’ ihn mit Lavastrom Aufs Monument, Du auch, großmüthiger. Ewig vollblütiger Schillerfreund, Walz? ‒ Zeig’ ihm dein Riesenbild, „Würdevoll, ernst und mild,” Wie es von Schiller schwillt Bis an den Hals! Du auch der ritterlich, Rastlos und bitterlich, Schiller sein Feld, Daß dort Zuckertaig. Einst sich sein Tempel zeig Unter der Galgensteig, Zum Grab bestellt? ‒ Und der als Reichs-Prophet Ausrief: ,,der Schiller steht Wird nicht berührt? ‒ Großer Mercurius, Suevo-tellurius, Sieh! wie ein spurius Wirst ignotirt. Decker, sag’ an. wo steckt Mäntler, der Architekt, In deinem Lied? ‒ An Stiegelmayers Kranz, Füge flux einen Schwanz, Daß man auch Mäntlers Glanz Daraus ersieht. Auch Maler Dieterich, ‒ Decker, wie liederlich! Kommt nicht ans Brett? ‒ Auf! sing’ den Mahlenden, Schreibenden, Prahlenden, Lachenden, Zahlenden Noch ein Sonnet! Die ihr mit Salbung schuft Würzigen Albums-Duft, Weiht noch ein Blatt, Decker, dem würdigsten, Euch ebenbürtigsten, Kennern des Würdigsten, An meiner Statt. Was ihr verdienet habt. Bringt euch hier wohlbegabt Deckers Gesang. Herrliches Schillerbild, Bleib’, so lang Decker quillt. Eingepackt, wohlverhüllt. Sonst wird mir’s bang! |
No. 8113 of 10319 |
Sender | Date | Recipient |
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NN |
10.5.1839
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Dating based onDateringen fremgår af dokumentet. |
Omnes |
AbstractThe commentary for this document is not available at the moment. |
General Comment | |
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Disse digte blev trykt i Der schwäbische Humorist, Nro. 56. | |
Archival Reference | |
Thorvaldsens Museums Småtryk-Samling 1839, Der schwäbische Humorist, 10.5. | |
Persons | |
Friedrich Schiller · Bertel Thorvaldsen |
Last updated 15.05.2015
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