Gefühlsergießung
der Mainzer
bei Gelegenheit der Anwesenheit
des
Ritter Thorwaldsen
in Mainz
den 30. Juni, den 1. Juli u.f.
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Moguntia, dir wird ein selt’nes, hohes Heil
Durch einen selt’nen, hohen Gast zu Theil! ‒
Schon große Genien uns liebe Gäste waren,
Manch großen Mann hast Mainz du selbst erzeugt,
Vor allen Gutenberg, der sich vor Gott gebeugt,
Obgleich erhöht von lichten Geisterschaaren.
Und dieser Gutenberg, das große Augenmerk
Des ewig regen Danks für sein erhab’nes Werk,
Ist zweimal nun unsterblich uns gegeben,
Uns vor das Aug’ gestellt, um zweifach uns zu leben.
Ha! Wer hat solche Gabe uns gebracht?
Der hohe Schöpfergeist durch hohe Geistermacht,
Der Meister, der, als ein Pygmalion, das Leben
Aus Erz und Steinen weckt, hat huldvoll ihn gegeben.
Thorwaldsen, unser Gast, Mitbürger, Freund und Gönner,
Wir danken endlos Dir! Wann nach Jahrhunderten,
Im Kreise anderer Weisen, Künstler, Kenner
Einst die Geschichte strahlend wird erstehn
Und deiner Kunstmagie erhab’ne Werke preiset,
Dann hebt bedeutungsvoll den Finger sie und weiset
Nach unserm Gutenberg, die Bibel in der Hand,
Der fest noch steht wie er vor tausend Jahren stand.
Hoch lebe, edler Gast, noch eine lange Reihe
Von Jahren bleib’ Dir hell des Lebens eb’ne Bahn,
Bleib’ bis zum Ziele hin kunstmächtiger Titan
Im Schutz der Gottheit, Priester höchster Weihe! ‒
Die Stadt, der Du ja angehörst, fortan
Weiht ewig Dir Bewund’rung, Dank und Liebetreue.