Florenz den 28 Oktober
1824
Hochgeehrtester Freund
Ihrer gütigen Aufnahme und des Genusses eingedenk, welchen ich während meines Aufenthalts in Rom an Ihren herrlichen Kunstwerken und in Ihrer werthen Gesellschaft hatte, kann ich nicht unterlassen, schon vom nächsten Aufenthaltsorte wieder einige Worte mit Ihnen zu wechseln, besonders da der letzte Abend unseres Zusammenseyns mancherlei Störungen hatte, und nicht jede Mittheilung erlaubte. Zuförderst bekenne ich Ihnen wie gross mein Wunsch ist etwas von Ihrer Kunst in unseren berlinischen Sammlungen zubesitzen und dass es mir unendlich leid thut, dass dieser Wunsch, der sich mit dem so vieler anderer Personen vereinigt, nicht schon längst befriedigt worden ist, wozu die Gelegenheiten oft günstig genug waren und vielleicht nur durch Missverstand ungenutzt vorüber gingen. Könnte ich persönlich etwas dazubeitragen, dass auch wir uns rühmen könnten etwas von Ihrer Hand zu besitzen, so würde ich mich höchst glücklichschätzen; desshalb will ich die Gelegenheit nicht verabsaümen, welche sich mir darbiethet, nach meiner Reise über mancherlei Kunstgegenstände derselben officiell zu sprechen, diesen Gegenstand, der mir so sehr am Herzen liegt, ganz besonders hervorzuheben. Sie würden mich, hochgeehrter Freund, sehr verbinden, wenn Sie mir von den nachstehenden Kunstwerken Ihrer Werkstatt gütigst die Preise und die Zeit der Vollendung und Ablieferung wollten wissen lassen: 1) Vom Mercur, 2) Schäfer, 3) Grazien 4) Basrelief des Alexander NB: Gross u Klein, 5) Anacreontische Basreliefs, 6) Was Sie sonst noch hinzuzusetzen für gut halten.
Diese Auskunft soll Ihnen nicht viel Mühe machen, Sie hätten nur die Güte dies Register auf ein Zettelchen zu schreiben und an den Prediger Roth abzugeben der nächstens an den Doctor Waagen schreiben muss und es also in seinen Brief legen kann, wo ich es dann gleich empfange, sobald ich in Berlin angekommen bin.
Nun habe ich noch eine besondere Bitte für mich, das ist die, Sie mögten gütigst erlauben, dass der Mahler Dräger Copien der schönen Karstenschen Zeichnungen in Ihrem Zimmer nehmen dürfte, ich käme im Besitz dieser herrlichen Sachen und dem armen Manne würde zugleich in seiner dürftigen Lage etwas geholfen. Wollten Sie wohl zu dieser Güte die Grosse andere hinzufügen: ein Auge auf die treue Ausführung dieser Copien zu haben, so würden Sie mich noch mehr verpflichten und zu jedem Gegendienst aufs Bereitwilligste finden.
Meine Reisegefährten Kerll, Waagen u Brandt tragen mir die angelegensten Grüsse an Sie auf und ich wünsche dass Sie gütigst ebenso im besten Andenken behalten mögen als Sie es immer seyn werden bei Ihrem
ergebenen und aufrichtigen
Freunde
Schinkel