Sonett
an
Thorwaldsen
Zum Beiweise inniger Verehrung
von
Richard Hr. von Crailsheim,
Königl. Bayerscher Cavallerie-Offizier.
Rom, den 3ten May 1835.
Wer kennt den Quell der Himmels-Melodien?
Wer kennt der Farben wundervolle Pracht?
Und was die Schöpfung im Gebild’ gedacht,
Wer magt es, die Konturen nachzu ziehen?
Du bist es, Dir ward jene Kraft verliehen,
Dir ist sie klar der Schöpfung Wunder-Nacht,
Der Marmor folget Deines Meisels Macht,
Im Bilde sieht man frisches Leben blühen!
Du kennst des Schmerzes Thräne, kennst die Freude,
Kennst jeden Athem, der den Busen hebt,
Denn Wahrheit spricht der Stein, den Du belebt!
Dein Genius blickt in’s Tiefe, Große, Weite;
Doch – blick’ auch nieder, sieh’ mein Aug’ verklärt,
Dieß ist der Ehrfurcht Blick, der Dich verehrt!