No. 522 af 10318
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Carl Ludwig Fernow 1806 [+]

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Resumé

Kommentarerne til denne tekst er under udarbejdelse.

[p. 3:]

DER
EDLEN DICHTERIN
UND FREUNDIN DES SCHÖNEN
FRIEDERIKE BRUN
GEB. MÜNTER
IN KOPENHAGEN.


[p. 5-10:]
Vergönnen Sie, verehrte Freundin, dass ich Ihnen diesen Aufsaz, dessen erstem Entwurfe Sie schon in Rom Ihren gütigen Beifal schenkten, als ein kleines Denkmal der mir unvergesslichen Stunden zueigne, die ich in der ewigen Stadt, bald unter den Schätzen der Kunst, bald im Genusse einer klassischen Natur, in ihrer Geselschaft zu verleben das Glük hatte.
Unter allen Schätzen, die der Reisende aus Italien in seine Heimat zurükbringt, sind doch seine Erinnerungen , und die höhere Bildung seines Sinnes und Geistes, das Köstlichste; ohne sie bringt er nur sehr wenig heim, wenn er auch Schiffe mit Kunstladungen befrachtete. Und so kehrt oft der arme Pilger, der mit frommer Sehnsucht und reinem Sinne an seinem Stab dahin wallte, reicher zurük, als der goldschwere Nabob, der, von den schwelgerischen Genüssen seiner Insel gesättigt, nach dem schönen Lande eilt, um dem Überdrusse eines bis auf die Hefen ausgenossenen Lebens zu entfliehen.
Welche reiche Fülle schöner Erinnerungen haben Sie, edle Freundin, wärend Ihres zweimaligen Aufenthalts in Italien, der. glüklicher Weise in die Zeit des meinigen fiel, eingesammelt, um aus den lieblichsten Blüten derselben Sich und Ihren Freunden im winterlichen Norden immerduftende Sträusse zu winden! Aber Sie haben mehr gethan; und mehr als der begüterte Reisende thut, wenn er einen Theil seines Überflusses auf den Ankauf von Kunstwerken verwendet, um zu Hause seiner Eitelkeit in den Augen Anderer ein Fest damit zu bereiten. Sie haben, durch eine im entscheidenden Moment geleistete Hülfe, der Kunst selbst in Rom einen ihrer würdigsten Zöglinge erhalten, dessen erstes Werk schon ein rühmlicher Wetkampf mit dem Künstler war, den seit zwanzig Jahren sein Zeitalter einstimmig als den Ersten anerkennt.
Ohne Ihre Vermittlung hätte der wakere Thorwaldsen gerade zu der Zeit, wo die Früchte seines Studiums sich zu bilden begannen, Rom verlassen, und in seine Heimat zurükkehren müssen, wo, aus Mangel an belebender Wärme, schwerlich eine derselben zur glüklichen Reife gediehen wäre. Statt herrlichen Helden- und Göttergestalten das Dasein zu geben, hätte er dort vielleicht sein Leben mit arbeiten gewinnen, oder vielmehr verzehren müssen, die das Genie entwürdigen und zur Verzweiflung bringen.
Ihnen also gebürt der Dank dafür, dass dieser trefliche Künstler, der, eben so wie der für die Kunst zu früh verstorbene Carstens, durch die That erweiset, dass die göttliche Schöpferkraft des Menschengeistes an keinen Erdstrich gebunden ist, und dass auch im trüben gestaltlosen Norden ächtplastisches Genie, so gut wie in Griechenland und Italien, erzeugt wird, sich selb[s]t und der Kunst erhalten wurde, und in Rom, wo es allein, gedeihen und gute Früchte tragen kan, die Bahn betreten konte, auf welcher er jezt so rühmlich fortschreitet, und dereinst, so wie schon lange der würdige Zoega in seinem Fache, dort wo Künste und Alterthümer die vorzüglichsten Talente aller Nazionen versammeln, die Ehre der seinigeu behaupten wird.
Verzeihen Sie es dem lebhaften Antheile, den ich an den Schiksalen der Kunst nehme, dass ich dieser edlen Handlung , die eine natürliche Äusserung Ihrer stets durch das Gute und Schöne bestimmten Denkart war, hier zu Ihnen und öffentlich erwähne. Meine Absicht ist nicht das Verdienst derselben durch unbescheidenes Lobpreisen zu entweihen. Ich habe den schönsten Theil meines Lebens im Studium der Kunst und unter Künstlern verlebt, und gesehen, wie unzwekmässig das Meiste ist, das zur Unterstützung der Künste gethan wird, wie viel oft mit wenigem geschehen könte, und wie mit vielem so wenig geschieht; und da ist es dann doppelt erfreulich, einmal eine grosse und schöne Wirkung durch geringe Mittel glüklich vollbracht zu sehen.
Nehmen. Sie diese kleine, im Süden gezogene, Frucht deutscher Kritik mit Güte und Nachsicht auf, und erhalten Sie dem Sie aufrichtig verehrenden Verfasser derselben immer Ihr freundschaftliches Wohlwollen.

F e r n o w.


[p. 20:]
Erst nach zehn Jahren, wärend welcher Canova durch eine Menge grosser Arbeiten, die mit algemeinem Beifall aufgenommen wurden, seinen Ruhm in und ausser Italien verbreitet hatte, trat wieder ein neuer Mitbewerber, der Bildhauer Thorwaldsen aus Kopenhagen, in die Schranken, und kündigte sich auf eine sehr bedeutende Art durch die acht Fus hohe Figur eines Jason an, welche eine algemeine Aufmerksamkeit auf den jungen bis dahin völlig unbekanten Künstler erregte und selbst Canova’s erklärten Bewunderern das Bekentnis abdrang, dass dieser Jason eines der vorzüglichsten Werke der neueren Kunst sei.


[p. 196-199]
Der Perseus ist zwar nicht schlechthin eine Nachahmung des Apollo von Belvedere, aber doch, was auch seine Vertheidiger dawider vorbringen mögen, weder mehr noch weniger als ein travestirter, mit veränderter Stellung in einen Helden umgestalteter Apollo. Schon dies war der erste Misgrif des Künstlers, dass er, wenn er aus Mangel eines selbst erfundenen Karakters für seinen Perseus, denselben-ganz oder theilweise entlehnen wolte, ihn einem Gotte, nicht einem Helden, abborgte. Andern göttlichen Perseus, wie wir ihn öfter nennen hörten, ist gerade das der gröste Fehler, dass er göttlich ist: er solte nur Held seyn. Wir rufen hier jene Grundsätze wieder ins Gedächtnis zurük, die wir oben in der Beurtheilung der Gruppe Venus und Adon aufgestellt haben, und nach welchen der moderne Künstler verpflichtet ist, den idealischen Karakter seines Gegenstandes, wenn dieser aus der alten Fabel genommen ist, der Klasse von Kunstidealen gemäs zu bilden, welcher er seiner Natur nach angehört, und für welche noch Muster der alten Kunst vorhanden sind, also den Gott im Götter, – den Heroen im Heroenkarakter. Den individuellen Karakter wird er dann den besonderen Eigenschaften seines Gegenstandes gemäs durch äussere karakteristische Modifikazionen in Fisiognomie und Gestalt auszudrücken suchen. Ist ein solches Bild in der Einbildungskraft genialisch erzeugt, und in einem guten Stile dargestellt, so wird es ein karaktervolles, schönes, im Wesentlichen gelungenes Werk seyn. *)

*) Dass die moderne Kunst diese Fo[r]derungen wohl erfüllen kan, hat gerade in jener Zeit, als der Verfasser Obiges schrieb, ein junger in Rom lebender Künstler durch die That erwiesen. Der Bildhauer Thorwaldsen aus Kopenhagen stellte damals das Model eines Jason der siegreich das goldene Widderfel zurü[c]kbringt, in der Grösse des Vatikanischen Apollo auf. Diese, im ächten Heroenkarakter der Antike gebildete Figur ist, wie jedes ächte Erzeugnis einer schöpferischen Einbildungskraft, durchgängig in Uebereinstimmung mit sich selbst, und zeigt in einer natürlichen, belebten Stellung die kunstmassig schöne Entgegensetzung der Glieder, die einen reizenden Wechsel von Bewegung und Ruhe durch alle Theile der Gestalt, und eine gefällige Ansicht derselben von allen Seiten bewirkt. Der zur Seite gewandte Kopf giebt in einer jugendlichschönen, kraft- und geistvollen Fisiognomie den Ausdruk kühnen Muthes; und die Formen sind durchaus edel, kräftig und von der reinsten Bestimtheit. Model mit Model verglichen ist dieser Jason von Thorwaldsen, als ein durch Karakter und Stil seinem Zwecke entsprechendes Werk, dem Perseus von Canova in jedem Betracht weit vorzuziehen. Man sieht überdies in dem Jason des jungen Dänischen Künstlers jenen plastischen Sin, der das Wesen der Form ergreift, den wir in allen Werken Canova’s, selbst in seinen gelungensten, vergeblich suchen.

Generel kommentar

Disse uddrag fra Fernows bog: Über den Bildhauer Canova und dessen Werke, Zürich 1806, gengiver de tre steder, hvor Thorvaldsen omtales. Dedikationen, p. 3-10, er stilet til Thorvaldsens ven Friederike Brun; på p. 20 og p. 196-199, i den gengivne fodnote, hylder Fernow Thorvaldsens Jason som et ideal for den samtidige kunst.

Personer
Friederike Brun · Antonio Canova · Bertel Thorvaldsen
Værker
Sidst opdateret 11.01.2012 Print