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Italien.
* Kopenhagen, Januar. Folgende Nachrichten sind einem freilich schon alten Privatschreiben aus Rom vom 12 November 1834 entlehnt: „Thorwaldsen arbeitet an einem Jason in Marmor, man sagt, auf Bestellung von der Heimath. Gleichfalls ist er mit einigen Stüken des Alexanderzuges und mit einer fahrenden Victoria beschäftigt. Das Pferd für die Maximiliansstatue, welche in München auf dem Wittelsbacher Platze aufgestellt werden soll, ist in diesen Tagen in Gyps abgegossen, und macht alle seine früheren Pferde zu Schanden. Man sieht ein starkes Vollblutroß in kurzem Galop, von leichter Bewegung, und so groß als das der Poniatowsky-Statue. Nichts Weiches oder Fettes, sondern eine leichte und kräftige Natur. Es gehört zu dem Graziösesten und Kräftigsten, was die Kunst in diesem Genre jemals hervorgebracht hat. Die Poniatowsky-Statue, welche von den Einwohnern Warschau’s bestellt wurde, als Thorwaldsen in den Jahren 1819 und 1820 den Norden bereiste, steht noch in seinem Atelier; – natürlich, denn in Warschau wurde die Poniatowsky-Statue jetzt nicht an ihrem Platze seyn! – Aber die schönste Arbeit des Meisters ist ein Basrelief, welches gleichfalls in diesen Tagen abgegossen ward. Es ist von derselben Höhe wie der Aleranderzug, aber etwas flacher, und stellt einen Jäger zu Pferde vor, mit einer Lanze in der Hand, einem Hasen auf dem Rüken, und in eine Löwenhaut gekleidet. Das Roß ist in einem starken aber angehaltenen Trabe. Das Parthenon hat nichts Schöneres aufzuweisen. – Eine von den Arbeiten Bluncks, welcher in Rom bleibt, ist “die sorglose Liebe.” Amor liegt schlafend auf einer Klippe im Meer, welche fast von seiner ganzen Figur bedekt wird. Starker Seegang. Eine Wolke wirft einen dunkeln Schlagschatten über die halbe Figur, und seine Pfeile fallen aus dem Köcher in die Wellen. – In diesen Tagen hat Blunck ein hübsches Portrait Thorwaldsens vollendet: ganze Figur in halber Lebensgröße. Man sieht ihn in seiner Werkstatt stehen, in seinen täglichen Kleidern, Meisel und Hammer in der Hand, eine seiner Arbeiten betrachtend (die drei Grazien); hinter ihm steht der Jason, und im Hintergrunde sieht man den Triumphzug Alexanders. Das Ganze ist sehr interessant. Sonne ist mit einem großen Bilde fertig geworden, welches eine Stierhetze darstellt. Der Stier ist auf einem Marktplatze losgelassen; das Voll reizt ihn, der Eine mit einem Tuch, der Andere mit einer Pike, ein zerlumpter Knabe zieht ihn am Schwanze. Die Treppen sind mit Zuschauern angefüllt. Die Figuren sind sehr anmuthig zusammengestellt, und alles zeigt Leben und Theilnahme. – Küchler hat zwei Genrebilder unter Arbeit und E. Meyer hat zwei Stüke abgesandt, die keiner zu sehen bekam. Rörbye und Bindesböll sind erst in diesen Tagen in Rom angekommen.”
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