Gnädigster Prinz.
Durch den jungen Bildhauer Haller ist mir das gnädige Schreiben Ew. Königl. Hoheit zugestellt worden, ich werde es mir angelegen seyn lassen demselben so wie Stiglmair nüzlich zu seyn.
In wenigen Wochen hoffe ich das Glück zu haben mich Ew. Königl. Hoheit in Ihrem deutschen Lande persönlich vorzustellen, meine längst beschloßene Reise in mein Vaterland ist der Ausführung nahe, am Ende des nächsten Monats werde ich von hier gehen, und indem ich so eine Pflicht gegen mein Vaterland erfülle, verspreche ich mir zugleich davon sehr wohlthätige Folgen für meine Gesundheit, die einer solchen Erhohlung bedarf, denn ich habe im vorigen Winter viel gekränkelt und vorzüglich an Gichtschmerzen in der Brust gelitten; dieses hat mich abgehalten den Adonis ganz zu beendigen, weil ich mich der feuchten Luft des Studiums nicht aussetzen durfte; nach meiner Zurückkunft soll dieses meine erste Arbeit seyn. Noch vor meiner Abreise wird ein zweites Stük des Frieses geformt seyn, es ist die Verkündigung mit welcher ich jezt beschäftigt bin. Auch habe ich eine andere Darstellung modellirt. Sie waren ja auch nicht in dem Fries selbst angebracht werden, doch einen andere Plaz in der Kirche erhalten könnte, es ist unser Heiland in der Mitte der Apostel, dem H. Petrus die Schlüßel übergebend.
Während der Reise werde ich mich mit den Kompositionen zum Fries beschäftigen, und dann nach meiner Rückkehr werde ich ununterbrochen die zur Vollendung des Ganzes daran arbeiten, welches um so schnellern Fortgang haben wird, da nach einer solchen Erhohlung Geist und Körper durch die Reise gestärkt und belebt, gewiß mit größerer Leichtigkeit wirken können, ich freue mich sehr auf den Genuß, den ich mir von den mir unbekannten Kunstschätzen des obere Italiens und Deutschlands verspreche, wielleicht wekken manche derselben Ideen in mir, die ich mit Vortheil auf dieser Werk werde anwenden können. Die Kunstschätze die Ew. Königl Hoheit besitzen sind mir nur durch den Ruf und Beschreibungen bekannt, bald werde ich so großen Genuß haben, diese zu sehen.
In der Hoffnung Ew Königl Hoheit persönlich aufzuwarten, empfehle ich mich Ihrem gnädigen Wohlwollen.
Rom d. 7 Aprill 1819.
ganz unterthänigst
A. Thorvaldsen