Bredstedt d. 6. Martz 1822.
Lieber Herr Thorwaldsen!
Ich kann Ihnen wissen lassen, daß ich die angenehme Nachricht von Sr. Hoheit dem Prinzen habe, daß er, obschon er nochmals nach Kopenhagen, meine Madonna de Folignio wegen geschrieben, er auf jeden Fall für die von mir verlangte Summe der Bezahlung einsteht. Also bitte ich Ihnen unsere Abrede gemäß selbiges Bild nicht verkaufen zu wollen. Ich habe daher die gegründet
Ursache zu hoffen, daß ich bald im Stande seyn werde Ihnen das geleihene Geld bald wieder bezahlen zu können. Zum Sommer wird es ganz gewiß damit in Ordnung kommen und es wird mir ein großes Vergnügen seyn von dieser mir erzeugten Gefälligkeit des Wohlwollens mein innigsten Dank abzustatten. Obschon ich das schöne Italien verlassen mußte und das Vaterland der Kunst vielleicht auf immer lebe wohl zu sagen, welches fr[e]ilich sehr hart war, und ein wehmuthiges Gefühl in mir erregt; wie ich Rom verließ; so hab ich doch keinen Ursache zu klagen; denn alles will mir wohl und eine schöne Zukunft liegt heut vor meinen Augen. Ewig hätt ich ja doch nicht da bleib[en] können. Der Prinz will mir wirklich wohl, daran hab ich jetzt durch Sein an mich so sehr liebevollen Brief die größten Beweise und von meine Seite wird nichts ermangeln dies Freundschaft zu erhalt[en]. Ein sehr angenehmer Wint[er] hab ich hier im Haus mein lieb Aeltern und Brüder erlebt. Nachher wird mir dieser Aufenthalt sehr theuer und werth seyn und oft werde ich mich darnach zurückerinnern. Rechte Ruhe zum Malen hab ich freilich nicht gehabt, theils war ich nicht gut eingerichtet und theils hat es mir an mehrere Sachen daran gefehlt. Mehrere Studien nach der Natur hab ich doch gezeichnet, so daß diese Zeit doch nicht ganz verlohren gewesen ist. An 14 Tage oder 3 Woche reise ich nach Hamburg und ich erwarte mit Sehnsucht, welche Gelegenheit des Portraimalens sich da bieten wird. Zum Sommer gehe ich wohl nach Kopenhagen. Lebe[n] Sie stehts wohl und haben Si[e] zuweile[n] in Erinnerung
Tenerani bit ich freundschaftligst zu grüßen. |
Ihr dankbarer |
Christian Albrecht Jensen |