No. 2550 of 10319
Sender Date Recipient
Gabriel Schreiber von Cronstern [+]

Sender’s Location

Nemhten

4.5.1820 [+]

Dating based on

Dateringen fremgår af brevet.

Bertel Thorvaldsen [+]

Recipient’s Location

København

Information on recipient

Ingen udskrift.

Abstract

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Nehmten, d: 4ten May 1820.

Zugleich mit dem freundlichen Gruße, die wir durch den Herrn Conferenzrath von Essen von Ihnen, lieber Herr Etatsrath, bestellt erhalten haben, ist uns die Nachricht geworden, daß Sie bereits im Laufe dieses Monats unser Vaterland wieder verlaßen wollen, um nach Rom zurückzukehren. Wir beeilen uns daher Sie noch einmal schriftlich zu begrüßen, ehe Sie sich aus unserer Nähe entfernen, und dem Vaterlande der Kunst wieder zuziehen. – Bisher hofften wir noch immer, dafür, daß wir Sie auf Ihrer Hinreise nach Copenhagen nicht sehen und sprechen konnten, auf Ihrer Rückreise entschädigt zu werden. Jetzt indeßen hat man uns gesagt, Sie würden Ihren Weg über Stockholm und Petersburg nach Warschau, und so weiter durch Teutschland nach Italien nehmen. Wenn das gegründet ist, so müssen wir denn freylich wohl unsere Hoffnung aufgeben, und um so mehr fühlen wir uns veranlaßt, Ihnen zu schreiben, Ihnen für Ihren letzten Brief aus Rom zu danken, und Sie zu bitten, dem schönen Heimathslande der Kunst, das wir selbst wohl nie wieder sehen werden, unsere freundlichen Gruß zu bringen. Wie sehr müssen Sie sich wieder dahin gezogen fühlen, da selbst wir so oft eine Sehnsucht empfinden, uns einmal dahin versetzen, und all das dortige Schöne genießen zu können.
Mit großem Vergnügen haben wir gehört, und auch aus einer kleinen Schrift des Herrn von Warnstedt erfahren, wie manche schöne Werke Sie noch für die Frauenkirche in Copenhagen zu verfertigen übernommen haben. So hat doch unsere Hauptstadt auch die Hoffnung, noch einmal reich mit Ihren Werken geschmuckt zu werden. Besonders interessant wurde es uns seyn, Mehreres hiervon schon von Ihnen vollendet zu sehen, da Gegenstände aus der biblischen Geschichte, im Ganzen verhältnißmäßig noch so wenig von ausgezeichneten Bildhauern dergestellt sind. – Haben Sie vielleicht auf Ihrer Herreise Nürnberg berührt, so wird Sie dort das berühmte Werk Peter Vischer’s in der St. Sebaldskirche in diesem Fache nicht unbefriedigt gelaßen haben. Auch der kunstreiche Altar im Schleswigschen Dom wird Ihnen gefallen haben.
Wie hat Ihnen denn überhaupt unser teutsches Vaterland zugesagt, das Ihnen ja früher ganz unbekannt war. Es ist doch gewiß durch Natur und Kunst ein reiches Land, dem an Verschiedenartigkeit in sich wenig andere gleich kommen. Auch die östliche Seite, die Sie nun sehen werden, hat Manches aufzuweisen, was Ihnen Freude machen kann – Wir hören, der Herr von Warnstedt werde Sie auf Ihrer Rückreise nach Italien begleiten, und wir ersuchen Sie, demselben unser Grüße zu bestellen. Ueberhaupt befinden sich gegenwärtig viele Holsteiner in Italien, und viele reisen noch von hier dahin ab. Auch unsere Prinzen Christian werden Sie dort noch treffen, da er ja nach den Zeitungen den ganzen Sommer bey Neapel in Castellamare und Ischia zubringen wird.
Wie steht es mit den Abgüssen Ihrer Werke, von denen Sie uns schrieben, daß Sie sie für Copenhagen verfertigen lassen würden, und zu einigen von welchen Sie auch uns Hoffnung machen. Wir brauchen Ihnen nicht zu wiederholen, wie lebhaft wir wünschen, zu dem Besitz dieser Kunstschätze zu gelangen, und wir erneuern Ihnen unsere desfallsige frühere Bitte, mit dem Hinzufügen, daß wir sogleich die erforderlichen Maaßregeln desfalls nehmen werden, sobald wir nur näher unterrichtet seyn werden, ob und wann die Sache zur Ausführung gebracht werden wird. Für uns würde eine Versendung nach Hamburg wohl noch paßender seyn, als nach Copenhagen.
Wir erlauben uns, Ihnen einige Briefe an Reinhart, Rhoden und Koch einzulegen, um deran gütige Bestellung wie Sie ersuchen mögten. Auch die übrigen, uns bekannten Jünger und Verehrer der Kunst in Rom, die sich unserer noch erinnern, bitten wir, von uns zu grüßen, namentlich die Gebrüder Riepenhausen, Rud: Schadow, Baron Stackelberg, auch Herrn Verstappen, dem wir auch schreiben, und für sein schönes, für uns verfertigtes Gemählde brieflich danken würden, wenn wir gewiß wüßten, daß er sich noch in Rom aufhielte.
Wir schließen diesen Brief halb mit der Furcht, daß er Sie nicht mehr in Copenhagen treffen mögte; doch hoffen wir auf seine richtige Ankunft, da so manches Ihren Abschied von Ihrer Vaterstadt verzögern kann. Auch bleibt uns einige Hoffnung, daß es mit Ihrer Reise nach dem hohen Norden noch so ganz ausgemacht nicht seyn mögte, und wir Sie vielleicht noch hier in Holstein begrüßen könnten.
Leben Sie recht wohl und glücklich, lieber Herr Etatsrath, kommen Sie nach einer vergnügten Reise gesund und wohl wieder in Rom an, und erhalten Sie uns Ihr freundschaftliches Wohlwollen.

Hochachtungsvoll und ergebenst

ganz die Ihrigen

G. und L. v. Cronstern.

Archival Reference
m6 1820, nr. 16
Last updated 10.05.2011 Print