An
Albert Ritter von Thorwaldsen.
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Gedichtet und gesprochen von Dr. S. Daxenberger am 15ten July
1841.
Nordlands Sohn, erhab’ner greiser Däne, In der Seele weckst du mir Gesang: Spränge doch, wie von der Bogensehne Rasch ein Silberpfeil, mein Saitenklang! Du, der groß wie Phidias, der Hellene, In das alte Götterreich sich schwang, Den begeisterte der Christus-Friede, Meine Seele weckst du zu dem Liede. Hoher Meister, da ich dich erschaue, Öffnet sich die schöne Glaubenswelt; Und die Kunst mit ihrem Himmelsthaue Fühl’ ich, der in tausend Herzen fällt. Gottes Sonne strahlt mir, und der blaue Äther leuchtet durch das Sternenzelt; Deiner Werke, die vom Ew’gen stammen, Denk’ ich, die zum Höher’n uns entflammen. Heil’ge Marmorbilder und -Gestalten Sprechen an der Menschheit ganzes Herz: Da ergreifen es der Kunst Gewalten, Und erheben es vom Erdenschmerz. Traum und Vorzeit seh’n wir sich entfalten, Die Geschichte tönt uns aus dem Erz; Und zum Licht empor, wenn wir verzagen, Sind wir durch den Menschengeist getragen. Wir sind groß, wir sind’s durch Künstlergröße, Im Gefühl der stillen freien That; Hinter uns liegt rauhes Weltgetöse, Vor uns sproßt des Geistes gold’ne Saat. Wir sind groß: es weicht des Daseyns Blöße Vor dem Leben in der Sel’gen Rath: Aller Zeiten Dauer hat bezwungen, Was unsterblich dem Gemüth entsprungen. Spränge doch, wie von der Bogensehne Treffend schön der Pfeil, mein Saitenklang! Islands Sprosse, wunderbarer Däne, Du erweckst im Herzen den Gesang. Wie im Norden zieh’n die Silberschwäne, Königlich: so lebe Du noch lang An dem blonden Belt, am blauen Meere, Sanft geweigt vom Ruhm und von der Ehre. |