Auf den Simberge bey Bard Brukenau 11 Juli 1819
Freudelied
Last das uns zerstechrinde denken
In das Lethes Strom versenken
Diese Feindin aller Lust
Sie versheuchet uns Hygeen
Zwinget Hebe zu verwehen
Machet kalt des Menshen Brust
Fuhlen, last uns e[in]zig fühlen
Grübelend nicht das Blut uns kühlen
Hemmen nicht der Freude Lauf
Last uns immer Funken sprühen
Ewig flammen ewig glühen
Jugend Hört dann nimals auf
Und mit grünen Tyrsusstäben
Springen wir durchs lange Leben
Das es werde uns ein Fest
Die Pokale sollen sheumen
Shwingen zu den Himmelsräumen
Uns der Saft der Trauben läst
Daß uns nicht durch thörigt Sträben
Freudlos schwinde unser Leben,
Nur die Gegenwart erfreut;
Leben wir den Augenblike
Das uns Sorge nicht bestricke;
Und Genus sich stets erneut.
Was mit ihren flüchtigen Schwingen
Uns die Horen freundlich bringen,
Freundlich nehmen wir es an.
Aus Apolls und Bakchus Becher
Shlürfen Wonnerausch wir Zecher,
Bis uns Morpheus Arm umpfehn.
Und so schlummern wir hinüber
Wenn das Leben uns wird trüber,
Froh erwachend aus der Zeit
Zu den froheren Jubelliedern,
Die die Himmelischen erwidern,
Und das Glück wird Seligkeit.
[Resten af dokumentet er skrevet i anden hånd]
Römische Distichen.
Rom. 9 Nov. 1820.
VI. Vesta Tempel.
Klein bist du, doch warst du auch nur für Jungfern erbaut
Für die Frauen, die treu, wärst du in Rom noch zu groß.
9. Nov. 1820.
VII. Die Römer.
Längst sind entrömert die Römer, allein noch so heizsend,
Wollen entromen jetzt Rom, was auch mit Eifer beginnt.
18 Nov. 1820
XXX. Katzenliebe.
Gleich und gleich gesellet sich gern, so saget das Sprichwort,
Daß den Katzen, ihr Freund, Römer, bestättiget es.
18 Nov. 1820
XXXII. Immondezzai[i]o
Sparet die Mühe doch! hier, dort, Immondezzajo zu schreiben,
Ist, mir ein Hurenhaus ja, Immondezzajo ganz Rom.
Rom. 19 Nov. 1820.
XXXVIII. Auf die Römerinnen.
Fein sind die Frauen, die römischen, aber die feinsten von Allen,
Scheinen es um so mehr, just weil die Römer so dumm.
Rom. 26. Nov 1820.
LXII Auf das Forum Romanum.
Hier, umgeben von Altertum, denk ich vergangener Zeiten,
Klein ist der Raum, doch er hat einstens begriffen die Welt.
1 Decbr 1820.
LXXIII Der Hierophant.
Willst du Erklärung des Heiligen haben, so liebe; die Worte
Nur verdunkeln, du hebst liebend den Schleyer allein.
1 Decb. 1810
LXXV Il dolce far niente.
Denke nicht nach, nur sehe auf Rom, und du denkst am meisten;
Scheinbar in Müssiggang thut immer das Schönste der Geist.
Rom. 3 Decb. 1820.
LXXXIV. Michel Angelo Buonarotti.
– Milde
Heidnische Ruhe und christliche Liebe verblieben dir fre[mde],
Alttestamentisch bist du, zürnender wie es dein Gott.
Rom. 7. Decb. 1820.
LXLIII. Roms Streben.
Die Zeit ändert, in Rom doch nie das Streben zu herrschen;
Was der Alten Gewalt, suchet der neueren List.
R. 8. Decb 1820.
LXLVII. Scirocco.
Mühsam traget der Mensch sich, und langsamer noch ziehet
Die träg schleichende Zeit durch das ermattete Rom.
R. 9. Decb. 1820.
CIII. Die wahren Einheimischen.
Heimisch in Corso, in Rom doch Fremdlinge, leben die Römer
Und der Fremde allein kennet und fühlet auch Rom.
Rom. 20 Decb. 1820.
CXXIX. Die alten und neuen Römer.
Brod und Spiele des Circuss hieß bey den Römern es sonsten,
Hühner und Wagen, nunmehr, aber die Freyheit ist gleich.
R. 21. Decb. 1820.
CXXX. Auf der dänischen Gesandten Schubarte von Thorwaldsen ver-
fertigter Brustbild.
Ja! es scheint du sprichst, so traf dich der größte der Meister;
daß er so nur scheint, bleibet das beste jedoch.
R. 30 Decb. 1820.
CXLV. Auf den Cardinal Staatssecretair Hercules Consalvi.
Auch hier trachtet ein Hercules emsig die Ställe zu säubern,
Aber der Koth ist zu tief, ach! und gefesselt sein Arm.
Rom. 31. Decb. 1820.
CXLVI. An die unverheiratheten Römerinnen.
Ob Jungfrauen ihr seyd, das leuchtet aus euere Augen,
Ward das Feuer genährt, hat es am hellsten gebrannt.
Rom. 6. Jänner 1821.
CLVII. Das Sagro Collegio.
Das Collegium nennet sich heilig, es ist’s, auf die Weise,
Wie wenn die Hure, bejahrt, eine Andächtlerinn wird.
Rom. 7. Jänner 1821.
CLX. Katzen und Hunde in Rom.
Sehet! Die Katze, das Sinnbild der Falschheit, sitzt auf dem Stuhle,
Deß der treue, der Hund, liegt auf der Erde, verfolgt.
Rom. 8. Jänner 1821.
CLXII. Römische Wirthschaft.
Fleisch befiehlt die Frau dem Manne vom Markte zu holen,
Und sie schaffet indeß fleißig die Hörner herbey.
Rom. 10 Jänner 1821.
CLXVII. An Villa Mellinis besitzer.*
Fährst du Bäume zu fällen auch fort, wird dir doch des Oeles
Niemals genug, daß dir brenne das Licht der Vernunft.
Ihn darnach beurtheilend, daß um etwas mehr Oel von
dieser Villa zu ziehen, er bis auf eine, alle ihre herrlichen
Pinien, weil sie zu viel Schatten würfen, umhauen ließ.
Rom. 13. Jänner. 1821
CLXXIV. Roms Nahrung.
Von den Fremden ernährte und ernährt‘ sich immer der Römer
Draußen beraubt er sie sonst, prellet sie jetzo bey sich.
In der torre di Schiavi. 15 Jän. 1821.
CLXXIX. Die Gräber in der Campagna di Roma.
Wohl ja! eignet ihr euch hieher, ihr Gräber der Alten;
Hier herrscht Tod, ihr seyd trümmernde Gräber im Grab.
Rom. 18 Jänner 1821.
CLXXXV. Die doppelte Heilkraft
Nicht von Brod nur lebt man, das Clima allein nicht heilet;
Mehr noch als durch die Luft, heilst du uns, Roma, durch dich.
Rom. 21 Jänner 1821.
CLXLIII. Die Madonna von Foligno.
Die jungfräulichste Unschuld, die mütterlichst heiligste Liebe,
Leuchten vereinigt aus dir, Leuchten Entzücken in’s Herz.
R. 25 Jänner 1821.
CLXLIX. Auf die Campagna di Roma.
Entlos dehnt sie sich vor mir die Campagna di Roma;
Wenn der blick sich verliert, sammelte die Seel’ in sich ganz.
Rom. 27. Jänner 1821.
CCII. Die Colonnade vor der Peterskirche.
Unter dem Säulen-Gigantengeschlecht, gleichen die Wagen
Nur dem Spielzeug, in Rom Zwergen die Sterblichen nur.
Rom. 10 Februar 1821.
CCXXIV. Ponte rotto.
Rom ward besiegt von der Zeit, so wie von der Tiber die Brücke,
Beyde fluten sie längst über Getrümmer hinweg.
Rom. 12 Febr. 1821.
CCXXVI. Acqua Paolina.
Aus dafür errichtetem Bau stürzt Wasser. Ist selbsten
hier für’s Leben die Kunst? oder das Leben für sie?
Rom. 16 Feb. 1821.
CCXXXII. La Via Sacra.
Ich vernahm: entdeckt ist der heilige Weg. “das mußt ich:
Daß man ihn längstens [v]erlor, wenigstens nimmer betrat.
Rom. 6. Märtz 1821.
CCXLVI. Festini in Aliberti.
Aus den Augen der Frauen versengen aus Welten von Sonnen.
Doch in dem Lichte verklärt, stirbt es sich süßen gefühl’s.
Rom. 6. Märtz 1821.
CCXLVII. Der Römerinnen Macht.
Einzig bist du Rom! und einzig in dir sind die Frauen!
Folget der Schönheit die Welt, herrschet du über sie fort.
R. 8 Märtz. 1821.
CCL. Die Masken.
Fröhliches buntes Gewimmel, du giebst uns Wahrheit im Truge,
Wann der Körper vermummt, zeigt sich die Seele entlarvt.
Rom 17. Märtz. 1821.
CCLVII. Das Erstaunungswürdigste.
Dich verwundert das Blühen der Blumen umgeben vom Froste,
Doch, sieh‘ Rom! es blüht ewig im ewigen Tod.
Rom. 26. Märtz 1821.
Rom’s Lehre.
Eines erkannt ich in Rom! die Nichtigkeit irdischer Größe.
Was besaß mehr Macht! hätte geringere jetzt.
Rom 27. Märtz 1821.
CCLXIX. Auf der Bräute Zug in S. Maria sopra Minerva.
Ziehet nur in die Farbe der Unschuld verhüllet, ihr Bräute,
Amor der Schalck blickt euch doch aus den Augen heraus.
Rom. 9 April 1821.
An Canova.
CCLXXXIII. Auf die Bildsäule der Religion an den
von ihm verfertigten Grabmahl Benedicts XIV in der Peterskirche.
Religion besteht aus Glauben und Hoffnung und Liebe;
Deine hat Hoffnung allein, unter dem Herzen auch nur.
Rom. 11 April 1821.
CCLXXXVII. An Rom’s Trümmer.
Stumm nur stehet ihr da für die Menge, jedoch dem Geweihten
Redet ihr laut, so daß Alles darüber verstummt.
Rom. 25 Apr. 1821.
CCLXLVII. Des Quirinal’s Garten.
An der Baumgänge Pracht hängt sich die verworrene Pflanzung,
Zeigend Rom wie es war, zeigend zugleich wie es wird.
In der Villa Borghese. 27 Ap. 1821.
CCLXLIX. Genusses Verschiedenheit.
Mannigfach ist der Genuß; in feuriger Eile berauscht es,
Aber in Ruhe allein, fühlen wir jedlichen Reitz.
Zwischen d Villa Borghese und Rom. 27 April 1821.
CCC Gleiche Wirkung.
Wie mit des Frühlings Grün, sich das ewige, ernste verbindet,
So mit dem Alten was neu, zauberisch reitzend in Rom.
Aus dem Leben keimet frisches Leben,
Das zum Werk gewordene Gefühl,
Wird ein neues künftig herrlich geben,
Selber nach Jahrtausender Gewühl.
Von den schönsten Lorbeern dir gewinnen
Kann ein Held, doch Blut und Thränen rinnen,
Licht verwelkt der größte Siegeskranz;
Aber frey von einem jeden Flecken
Wird der eure, Künstler, euch bedecken,
Strahlet in verklärten Ruhmes Glantz,
Nur beglückend, freudevoll, erhebend;
Blüht, in ewig während hehrem Ruf.
Edle Thaten noch der Nachwelt gebend
War der Künstler Liebevoll erschuf.