Copenhagen den 17.te
Jannuar 1812.
Mein theuerster, Innig geliebtester Cramer; Du erhällßt diese wehnigen Zeilen, unter Addresse und durch Güte der Herrn Thorwaldson; weil ich nach mehreren Nachrichten würcklich glauben muß, daß Du Deiner Gesundtheit wegen nach Neapele gereißt bist – Dein langer Stillschweigen macht es mir immer Wahrscheinlicher, und erfüllt mich mit bangen Ahndungen. Ich bitte mit aufrichtigen Herzen zu Gott, daß Er Dich mir, mein einzigster treuester Freund erhallten möge, um[xx] uns noch ein mal froh und glücklich wiederzusehen und zu Umarmen. Wenn es Dir irgend möglich, wenn meine Ruhe und innigste Freundschaft Dir lieb ist, so benachrichte mir nur mit wehnige Zeilen von Deiner lieben Handt, – daß Du Lebst – Dencke Dir nun meine Angst und Sorge um Dich – und daß es mir in diesem Zustande, nicht möglich ist, weitläufig von mir und meinen Angelegenheiten zu schreiben, die ohnedem keinen gesunden weil [xxx] heizer meinen kranken Menschen erfreuen können.
Waß mir besonders viele Sorge macht, und recht innerlich quäldt, ist meine Schuldt von 100 Piaster (wie Du weißt) an Baron von Stackelberg, nach meinen Versprechen hätte ich schon längst bezahlen sollen – ich habe Ihm aber weder Geldt noch Nachricht von mir geben können. – Es ist mir unerträglich daß dieser gute, vort[r]efliche Mensch, mit Recht von mir glauben muß, daß ich ein Vertragen auf schändliche Weise gemißbraucht, und als ein [x]etrüh[x]ms mich Seiner ferneren Freundschaft und Zutragens unwürdig gemacht haben. Daher bitte ich Dier mein bester Cramer, oder von Huth auf daß angelegendlichsten, mir Seiner Addresse, oder die Ach[xxx] von Briefe zu Ihm gelangen, vor allem dringen baldt mitzutheilen – oder was ich eben so sehr wünsche, Ihm in meinem Nahmen unverzüglich zu benachrichtigen, daß ich meine aufrichtigen Gesinnungen, baldt mit der That zu Rechtfertigen hofften. Uebrigens kannst Du heraus schon Abrechnen, wie es mit meinem reellen Verdiehnst, und Oekonomischen Umständen beschaffen ist. –
von Seydewitz sagte mir, daß von Huth sehr böße auf mich sey im Ernste, kann ich aber nicht glauben um so mehr, da ich mit großer Verwunderung und Freude erfahre, daß ein Ehemann, also ein ganz anderes Wunsch aus Ihm geworden ist, daher hoffe ich auch mit Vertrauen daß Er mir Seine allte Freundschaft und Liebe nicht entziehen wirdt, und daß Ihr Beyde, mir dieses durch die Mittheilung und einige Nachricht von Euren Wohlbefinden zu erkennen gebt – wie sehr mir Darnach verlangt kann ich nicht mit Wohrte zu erkennen geben, und hoffe mit Gottes Hülfe daß diese Nachricht beruhigend und erfreulich für mich seyn wirdt. Lebt den wohl meine theuren wohl erschrobten Freunde, grüßt alle Bekandte von mir – und laßt nicht vergeblich bitten uns hoffen Euren
Euren aufrichtigen
Freunde C A Böhndel