Ew. Hochwohl- & Wohlgeboren
ermangele ich nicht, für das sehr geehrte Schreiben vom 4.e d. M. meinen aufrichtigen Dank und zugleich zu erkennen zu geben wie gern ich bereit bin, den Entwurf & die Anfertigung des Modells zu dem Standbilde Göthe’s zu übernehmen. Sonach erlaube ich mir Ihnen zu unserer gegenseitigen Verständigung einige vorläufige Andeutungen hinsichtlich meines Entwurfes zu dem beabsichtigten Denkmale mitzutheilen.
Ihrem geehrten Schreiben zufolge spricht sich der allgemeine Wunsch dahin aus, daß der Dichter in sitzender Stellung dargestellt werde, und sehr gern füge ich mich diesem Wunsche in soweit daß ich die Figur zwar nicht förmlich sitzend sondern beßer in halbsitzender an einen Felsblock lehnender Stellung darzustellen beabsichtige, und glaube auf diese Weise Ihren Erwartungen von der Wirkung des für den Raum im Freyen bestimmten Standbildes weit beßer zu entsprechen. Der linke Arm des Dichters würde die Lyra stützen; seine Rechte erhoben, wie in declamirender Stellung; das Haupt ziert der Lorbeerkranz. Durch Mantel, Untergewand, Beinkleider & Beschuhung werde ich dem Bedürfniß moderner Tracht soviel als möglich zu genügen suchen.
Hinsichtlich des Postaments, insofern Sie selbiges mit Basreliefs zu zieren wünschen, so würde ich jedenfalls den Figuren des Parnass mit Einschluß Minerva’s und der Grazien, auf allen 4 Seiten herum, den Vorzug vor allen anderen sinnbildlichen Darstellungen geben, und möchte auf diese Weise auch wohl der Andeutung des vielseitigen Wirkens des hohen Geistes unseres Dichters am ausdruckvollsten entsprochen seyn. Es soll mich freuen wenn Sie sowohl hierin als in der Darstellung der Hauptfigur mit meinen Ansichten übereinstimmen, und hoffe es um so mehr, als ich schon aus dem Inhalte Ihres sehr schätzbaren Schreibens folgern darf, wie Sie mit mir die Ueberzeugung theilen, daß: je freyer in seiner Idee sich der Künstler bewegen – desto Gelungeneres man von ihm gewärtigen darf.
Die Statue würde von zweimalnatürlicher Größe seyn müßen. Hinsichtlich des Postaments ist meine unmaßgebliche Meinung, es nicht zu hoch zu bringen, höchstens um 1/4 oder 1/3tel die gewöhnliche Mannshöhe überragend, denn die Wirkung der Hauptfigur kann eine weitere Entrückung vom Auge des Beschauers nach aufwärts hin, nur nachtheilig seyn.
In Betreff der Zeit zu Vollendung des Modells, so werde ich mich gern recht bald nach Empfang Ihrer gefälligen Antwort ans Werk machen, um alsdann binnen einem Jahre, wenn nicht das Ganze, wenigstens das Modell der Hauptfigur beendigt zu haben, & versichere uebrigens schließlich daß ich bey Uebernehmung dieses Kunstwerks mehr die Genugthuung dem Andenken Ihres hochbegabten Dichters meine Kräfte widmen zu können, mehr als mein anderweitiges Vortheil Interesse in Betrachtung ziehen werde. Ew. Hochwohl- und Wohlgeboren die Gesinnungen meiner ausgezeichnesten Hochachtung zu genehmigen.
Rom
d. 21e Juli
1837