Hamburg 12 Oktober 1840
Verehrtester H. Conferenzrath!
Am 24ste Junius 1838, als ich Ihnen meinen dritten und letzten Besuch vor meiner Abreise aus Rom machte, waren Sie so übergütig, mir für mein scherzhaftes “Lied für deutsche Künstler in Rom” eine Umrißzeichnung von Ihrer Hebe, mit Unterschrift Ihres Nahmens und des Datums, als unverhältnißmäßig werthvolle Gegengabe zu schenken. Ich versprach hierauf, Ihnen eins meiner schriftstellerische Werke als ein kleines Zeichen meiner Dankbarkeit zukommen zu lassen. Schon am 14te August in Paris leitete ich es ein, daß Ihnen von Wien aus ein Exemplar von meinem “Hanchen und die Küchlein” geschickt werden sollte. Ihre Abreise von Rom machte, daß dies nicht geschah. Nun ich höre, daß Sie wohl nach längere Zeit in Kopenhagen verweilen werden, sende ich Ihnen dorthin ein Exemplar von der eben fertig gewordenen neur[e]n Auflage jenes Bächleins, und füge noch ein andres: “Der erste Mensch und die Erde” hinzu, mit der Bitte, diese beiden kleinen Gaben mit freundlichen Sinne aufzunehmen.
Wie glücklich würde es mich machen, wenn ich Sie noch einmal wiedersähe! Ich verehre und liebe in Ihnen den Künstler und den Menschen auf das Herzlichste. Die Besuche bei Ihnen und das Durchwandern Ihrer reichen Atteliers gehören zu den Glanzpunkten meiner Reise-Erinnerungen! – Erhalte Sie noch recht lange der Himmel Ihren Freunden und der Kunst! Das ist der innigste Wunsch Ihres
Ihren dankbar ergebner AG Eberhard.