Lieber Herr und Freund
Endlich habe ich dazu gelungen können das von Ihnen gewünschte und von mir versprochene Bild – Außicht des kleinen Hafens von Pirano in Istrien – zu vollenden. Es erfolgt durch Frachtfuhr und ist schon abgegangen. Soll ich dem Urtheil hiesiger Künstler und Kunstfreunde glauben, so ist es so ausgefallen daß ich es wagen darf ihre Sammlung damit zu vermehren – aber freilich ist der römische Maßtab größer als der unsrige. Sollte ihre Güte wirklich mir dagegen eine kleinen Arbeit von Ihrer Meisterhand senden wollen, wie Sie mir anboten, so darf ich sagen daß eines der schönen kleinen Anakreontischen Reliefs mich sehr glücklich machen würde.
Mit Besorgniß habe ich hier gehört wie Rom so lange von Unruhe und Krieg bedroht war, eine Gefahr welche jedoch nun glücklich abgewendet zu sein scheint.
Von H Ritschel habe ich mit großem Vergnügen erfahren, daß Sie davon beschäftiget sind den Adonis zu beendigen, die leere Stelle in der Glyptothek erwartet denselben mit Ungeduld. Hoffentlich werden Sie nun nach Vollendung des Denkmals für Pius VII auch Muße z ein Beginn unserer Reüterstatüe bekommen, an welche S Majestät der König mich oft erinnert.
Ich bitte Sie mir bald ihr offens Urtheil über mein Bild zu schreiben, und die Versicherungen der ausgezeichnetsten Hochachtung zu empfangen
Ihres
ergebenen Dieners und Freundes
Lv Klenze
München d 31 März 1831