Hrrn Etatsrath Thorwaldsen in Rom
Lübeck d 29t. Juny 1830
Das ausgezeichnet freundl. Entgegenkommen, womit Sie meinem Auftrag für die gewünschte Gruppe (Frau mit’m Jüngling, die kindl. Liebe darstellend) entgegennahmen, berechtigte mich in den freudigsten Erwartungen und so harre ich mit der größten Ungeduld des Augenblicks wo einige Worte von Ihrer Hand mich durch die Gewißheit glückmachen, daß Sie dies Kunstwerk für mich begonnen haben.
Ich fühle ganz welche Aufopferung es für Ew Wohlgeboren bleibt, sich dieser Arbeit zu unterziehn, während Sie bekanntl. von allen Seiten durch Bestellungen von hohen Fürsten bestimmt, doch verlaße ich mich in dieser Hinsicht gänzl. auf Ihre Zusicherung, daß, bei Ihrer Vorliebe für’s heimischen Norden, die Bestimmung dieses Kunstwerkt Ihnen vermehrten Reitz für die Anfertigung giebt und endlich die Ueberzeugung, daß bei dem ungeheueren Zusammenfluß von Reisenden durch die von hier nach Copenhagen, Petersburg u. Riga fahrenden Dampfboote, dies Werk gewiß mehr Leuten von Kunstsinn Genuß gewähren wird, wie irgend ein Meisterstück Ihres Geistes, das in einer andere Stadt aufgestellt.
Meinen, Ihnen über dies Werk mitgetheilten Ideen weiß ich nichts hinzuzufügen, sondern wiederhole: die Ausführung Ihnen gänzl. zu überlassen wie Sie es richtig. Kunstsinn angemessen finden. Wolten Sie meine rohne Andeutungen in den Briefen an Sie & Hrrn Rehbenitz nochmal durchlesen, so soll es mir lieb seyn, falls Sie meinen Ansichten mit Ihren Ideen in Einklang bringen können, doch wie gesagt! Sie müßen Sich nur nicht gebunden erachten, laßen Sie vielmehr den Geist sich frei emporschwingen um der Ueberzeugung leben zu dürfen, daß die Kindliche Liebe in einer recht gelungenen Gruppe der Mit und Nachwelt geschaffen werde. – Erfreuen Sie mich gef. bald durch die Anzeige, daß das Werk begon[nen ist, papiret mangler] genehmigen meinen hochachtungs[vollsten papiret mangler]
Begrüssung | Jacobj |