S.T.
Herrn Etatsrath Alberto Thorwaldsen in Rom
Lübeck d. 10. Dec 1828’
Mit dem verbindtlichsten Dank erkenne ich Ihre gefl. Bereitwilligkeit womit Sie sich entschließen mir eins Ihrer Meisterwerke zu überlassen & würde schon früher Ihre beehrenden Zeilen vom 11t. Janr 1828 erwiedert haben, käme ich nicht erst vor wenig Tagen von einer Tour aus in Norden Europas zurück, die mich bis zu Asiens Grenzen brachte und 7 Monate von Lübeck abwesend hielt.
Nach Ihrer Aufforderung: Ihnen die Idee anzugeben die ich ausgeführt wünsche, erlaube ich mir Ihnen zu sagen, daß es einen Haupt Hauptaugenmerke bleibt meiner Vaterstadt Lübeck, die jetzt, bey der regelmässigen Fahrt von Dampfbooten von Copenhagen, Stockholm & Petersburg auf hier so fleißig von hohen und ausgezeichneten Reisende besucht wird, wie vielleicht keine an derer Art einen bleibenden Schatz durch dies Kunstwerk zu schaffen. – Dies erfüllt zu sehn, dafür bringt Ihre gütige Zusage die Ausarbeitung mit eigener Hand zu übernehmen und so gestatte ich es mir lediglich Ihnen anzudeuten: wie ich gerne die kindl. Liebe, eines Sohnes zu seiner Mutter in grichischen Stiele dargestellt hätte, paßend nur in eine privat Kapelle oder Kirche aufgestellt zu werden. Dem heiligen Orte angemeßen müßte folglich wohl ein leichtes Gewand beide Figuren theilweise umhüllen, doch nur so viel wie das Gotteshaus heischt wird, ja nicht der Kunst in schöner Ausführung des Körpesbaus zu nahe tretend, denn lieber stelle ich dies Werk in einen Haus auf, als hier Ihr Talent zu feßeln, falls Sie eine freiere Darstellung wie die Kirche erlaubt vorziehen. Wenn Sie es angemeßen finden, so bitte ich die Mutter in voller Schönheit / wie die Kunst die Madonna bis ins höchste Altar giebt / dem Meißel entspringen zu laßen und den Sohn in jugentlicher Kraft / etwa 18 bis 20 Jahr / hier kann ich Ihnen kein schöneres Ideal vorführen wie Ihren Altbekannten kleinen Schäfer, sich liebend anschmiegend; beide Figuren in Lebensgröße. Dies ist meine Idee, aber ich bitte es auch nur als solche zu beachten d:h: ich bin vernünftig genug um meine profanen Ansichten gänzlich Ihrem richtigen Kunstsinn unter zu ordnen. Kurz! ich bin nach der Zusicherung des Herrn Rebenitz auf ein recht gelungenes Werk Ihrer Kunst, da Sie mit Intereße auf meinen Wunsch einging
Wählen Sie einen recht reinen Marmor Block zur Ausführung dieses Kunstwerkt und laßen gütigst Izt die größte Sorgfallt bei der Verpackung anwenden, indem man in diesen Gegenden schlecht mit solchen Sachen umzugehen weiß. Wie wäre der Transport von zweckmäßigsten zu beschaffen ? von Copenhagen ist stets Schiffsgelegenheit auf hier, mithin ist die Abladung von der Tibre directe auf jenen Hafen möglich, so scheint mir dies um geeigneten, sonst mußte die Gruppe von Rom nach Marseille oder Livorno um von einer dieser Hafen nach Lübeck verschifft zu werden.
Dankend mehrere Ihr gefl. Versprechen entgegen die Vollendung in 18 Monaten zu übernehmen und bitte mir wißen zu laßen wie ich Ihnen die zweytausend römischen Piaster zahlen solle, am liebsten weiße ich Ihnen deren Werth auf Wien oder Paris an.
Ew Wohlgebohren
halte ich mich hochachtungsvoll mit Ergebenheit empfehl.
Jacobi
[i marginen er med næsten helt blegnet skrift tilføjet:]
A[ls] ich vorstehende Zeilen d 10 Dec 1828 an Sie abgesendet [habe, aber] mich noch ohne Antwort befinden, muβ ich fürchten, daβ d Brief verloren ging; bestätige dennoch Gesagte u hiedurch meine erbitte eine baldige Gewissheit: wann auf d Vollendung rechnen darf
Lübeck d 12te May 1829
Jacobi