S.T.
Herrn Etatsrath Alberto Thorwaldsen in Rom
Lübeck d 29t. Nov 1828
Mit dem verbindlichsten Dank erkenne ich Ihre gefl. Bereitwilligkeit, womit Sie sich entschließen mir eins Ihrer Meister Werke zu schaffen und würde schon früher Ihre beehrenden Zeilen vom 11t. Janr 1828 erwiedert haben, hätte eine 7monatl. Tour die mich bis in Asiens Grenzen führt, mich nicht erst vor wenig Tagen aus in Norden Europas nach Lübeck zurück gebracht.
Nach Ihrer Aufforderung: Ihnen die Idee anzugeben die ich ausgeführt wünsche, erlaube ich mir Ihnen zu sagen, daß es einen Hauptaugenmerk bleibt meiner Vaterstadt Lübeck, die jetzt, bei der regelmässigen Fahrt von Dampfbooten von Copenhagen Petersburg und Stockholm auf hier veilleicht mehr, wie jeder andere Art von ausgezeichneten und hohen Reisenden besucht wird / so z B kamen S königl. Prinz Fried: Karl Christian, wie die Prinzessin Charlotte v Dänemark hier durch, zu dem Festen in Copenhagen gehend / einen bleibenden Schatz durch dies Kunstwerk zu geben. Dies erfüllt zu sehn, dafür bringt Ihre gütige Zusage die Ausarbeitung mit eigener Hand zu übernehmen und so gestatte ich es mir lediglich Ihnen anzudeuten: wie ich gerne die kindliche Liebe, eines Sohnes zu seiner Mutter, im grichisch Stiele / falls Sie diesen für den edelsten halten / dargestellt hätte; passenen nur in eine Kirche oder privat Kapelle aufgestellt zu werden. – Dem heiligen Orte angemeßen müßte folgl wohl ein leich[t]es Gewand beide Figuren theilweise umhüllen, doch nur so viel wie das Gotteshaus heischt, ja nicht der Kunst, in schöner Ausbildung des Körpesbaus zu nahe tretrend, denn ich ziehe es vor: den Werke einen andern Platz zu geben, als hier Ihr Talent zu fesseln, falls Sie eine freiere Darstellung, wie die Kirche erlaubt, vorziehen. Wenn Sie es angemeßen finden, so bitte ich die Mutter in voller Schönheit / wie die Kunst, selbst im höchsten Altar die Madonna giebt / dem Meißel entspringen zu lassen, wie den Sohn: in jugentl. Kraft / etwa im Alte[r] v 18-20 Jahren. Hier kann ich Ihnen kein schöneres Ideal vorführen wie Ihren altbekannten “kleinen Schäfer / sich liebend anschmiegend; beide Figuren in Lebensgröße.
Dies ist meine Idee – ich bitte es aber auch nur als Idee eines Profanen zu beachten d.h. ich bin vernünftig genug um meine Ansichten gänzl. Ihren richtig Kunstsinn unter zu ordnen. Erlaubt es Ihre Zeit, so werden Sie mich ungemein durch einige leichte Skizen in Antwort hinreich, verpflichten um zu sehen wie Sie die Gruppirung beabsichtigen, ich würde Ihnen dann weitgehend schreiben: welche der 2 oder 3 Zeichnungen, die Sie die Güte hätten Ihrem Briefe bei zu legen: mir am besten gefällt. Doch finden Sie dies zu Zeit raubend, so bin ich, nach der Zusage d:Hrrn Rehbenitz gegeben, fast auf Empfang eines recht gelungene Werks Ihrer Kunst, da Sie mit Interesse für inheimischen Norden arbeiten, der leider nur zu wenig von Ihnen aufzuweisen und jene Gruppe gewiß vielen, die nicht bis zum schönen Italien kommen, ein reicher Genuß seyn wird.
Ich habe mir angemerkt, daß Sie die Vollendung in 18 Monaten versprechen und ersuche Sie höfl. mir gelegentl. wissen zu lassen: ob ich Ihnen die Summen von 2000 Röm Piasters dort, oder in Paris oder Wien anzuweisen habe.
Ew Wohlgeboren
halte ich mich hochachtungsvoll mit Ergebenheit bestens empfohlen
Jacobi
Lassen Sie gef. einen ganz fehlerfreien Marmorblock zu obigen Zweck auswählen.