Hochgeehrtester Herr!
lieber guter Herr von Torwaldsen!
Wenn auch schon mein alter Tobias, mir die Versicherung giebt, daß Sie sich manchmal meiner erinnern; so ist es mir doch höchst erfreulich – Anlaß gefunden zu haben – Ihnen, mein geehrtester Herr! durch diese Zeilen einige Nachricht von mir geben, und dabei die Versicherung meiner wahren Liebe und Hochachtung wiederholen zu dürfen. –
Nach dem ich mich zwei Monat lang auf der Reiße herum getrieben, in Florenz – Venedig – München und Studtgart mit Kunst und Leben mich gefreut habe, traf ich Gottlob gesund und wohl, bei den lieben Meinen ein. – Nicht so gut bekam die Reiße meinen Bildern. – Bei dem Aufmachen der Kiste, die der Tischler bei St. Giuseppe di capo le casa gepakt hat (che sia amazato!) fand ich meine Sussanna, als wenn das Urtheil der Alten, bei ihr wirklich vollzogen worden wäre – ganz gesteinigt und verkrazt. – Ich hatte keine andere Wahl als die Rolle des jungen Daniel zu übernehmen, und sie aus ihre Ohnmacht ins Leben zurük zu bringen, wobei ich jedoch auf den beiden Sündern eine Lection der Besserung geben mußte. – Nachdem das arme Weib (die wirklich in einer schrekliche Lage war) wieder ehrbar geworden, und unter die Leuten sich wieder sehen lassen durfte, habe ich erst die Empfehlung an Hr. v. Bethmann (mit welcher Sie mich beehrten) abgegeben der eine halbe Stunde darauf, meinen Besuch gleich erwiederte. – Da wir so viel von Ihren Werken sprachen, bemerkte ich wie erfreulich es wäre wenn Frankfurt etwas bedeutendes von Ihnen besäße, und daß es schön wäre wenn man ihm diese Verschönerung zu verdanken hätte. – und erlaubte mir ihm den kleinen Alexander-Zug, der bei meiner Abreiße; so viel ich weis noch keinen weitere Bestimmung hatte, zum Ankauf vorzuschlagen. – Er bat mich darauf Sie um den Preiß dafür anzufragen, jedoch ohne Ihnen, zu erwähnen daß er es zu kaufen Lust habe; als wenn ich bloß für mich in Auftrag eines ungenannten Liebhabers bei Ihnen anfragte. – Hr. v. Bettmann wünschte dießes von mir, weil er mit einem Künstler über den Preiß sprechen und abzuhandeln zu delicat sey, und im Fall ihm die Außgabe zu groß schiene – bei Ihnen alsdann sich nichts vergeben hat wenn er es nicht nähmet [nähme]. – Ich ersuche Sie deßhalb, mich umgehend mit einer Antwort zu erfreuen, die Sie gefälligst so einzurichten belieben, daß ich Hr v. Bettmann den Brief den zeigen kann er wahrscheinlich zu lesen wünschen wird vorzeigen kann, und er daraus ersehe, daß ich sein Namen bei Ihnen als Kunstliebhaber noch nicht genannt habe – Auf jeden Fall wird er etwas für sein Museum von Ihnen kaufen; Ich bitte Sie deßhalb wenn allenfalls jenes Basrelief inzwischen sollte vergeben sein, einiges Andere zu nennen was Sie bald fertig bekommen und den Preiß dabei gütigst zu bestimmen – Der Alexanderzug wäre mir freilich am Liebsten wenn er hierher käme – Ich lasse deßhalb von Amsler die schon davon fertige Kupferstich herkommen, und wünschte von Ihnen die Höhe, und Länge vom Ganzen zu wissen um einstweilig ein passender Local dafür zu bestimmen.
Meine Arbeiten scheinen viele Beifall hier einzuernden, und ich darf wohl hoffen, da ich Aufträge von Rom mitbrachten, und hier kein zu suchen nöthig habe viel Beschäfftigung zu bekommen – das Traurige dabei ist, daß keine Kunst=Emulation hier statt findet, und wenn ich nicht hoffte daß die Errinnerung am Vatican und Rafael an Sie und Ihrer Werkstadt immer so lebendig wie jetzt mir mit Innere fortleben wird; so hätte ich wohl zu befürchten daß mit der Zeit, die Leute mir wirklich einreden könnten, daß meine Malerei hübsch und ich im Ernste was Rechts sey. – Um diesem Uebel vorzubeugen wünschte ich besonders – hier – von Ihren Triumpfzug des Alexanders, der alle Orientalen zu unterwerfen wuste, auch mich gedehmüthigt zu sehen und zurecht weißen zu lassen.
Mit der nochmaliger Bitte mich recht bald mit Ihrer gütige Antwort zu beglüken wünsche ich von ganzen Herzen recht gesund und vergnügt zu leben – und glauben Sie der Versicherung meiner wahrer Liebe und Hochachtung von Ihrem Sie herzlich grüßenden und sehr ergebener Diener
Moritz Oppenheim
pr. Adresse dHerrn S.D. Oppenheim
Juwelier auf der Zeil in Frankfurt.
I miei dovuti rispetti alla Stimattissmo Signora Butti con tutta la sua famiglia e particolaremente alla Sigra Olimpia con suo caro sposino – forse sono gia partito per la Germania, in caso mai, che no – mi sarebbero piacere di farmi sapere il giorno preciso del loro sposalizio, per poterlo celebrar anche in Francoforto
Ich erlaube mir hierbei noch einige Grüße beizufügen an allen die sich gütigst noch meiner errinnern. –
Besonders viel Herzliches an meinen gutherzige Polterer Lengerich und meinen lieben Freund Wolf – beide würden mich sehr freuen wenn sie mir einige Nachricht von sich geben wollten. – Von Lengerichs Bild hörte ich, daß es ausgestellt sei, und viel gutes davon. – Mila wird gewiß weg sein, ich bitte Wolf ihn von mir herzlich zu grüßen. – à Monsieur Senf mes respects.
Wenn ich nicht befürchtete, diesen Brief mit unnützer Porto zu erschweren würde ich mir die Freiheit genommen haben, einige Zeilen an meine gute Hausfrau la Sgra Teresa Vanzolini (via due macelli 83.) beizuschlagen. – Ich unterstehe mich Sie lieber Wolf! zu ersuchen viele Grüße von mir dort hinzubringen, und zu sagen daß ich in Florenz zu der Sra Marchesa Incontri gegangen, ihr aber nichts nützen konnte weil der Hr Luder inzwischen gestorben ist – Ich gönne nur Ihnen, mein galanter Hr Wolf diesen Auftrag, weil es sehr dankbar ausfallen kann. – zu Ihrer größere Bequemlichkeit sage ich Ihnen daß die alte Sra Teresa gewöhnlich von 10 bis 12 nicht zu Hauß ist. – und was sonst noch dort ist dürfen Sie auch Grüße außrichten. – Es sind gar gute Leute und will sie jeden Deutschen empfehlen. – Dem Herrn Professor Wagner und allen seinen Zuhörern beim Frühstück, bitte ich mich in Gedächtniß zurükzurufen. Sagen Sie ihm gefälligst daß ich mich bei jedem Knötel den ich inzwischen in Deutschland (ohne weitere Bedingniße) zu essen bekam, seiner mit vielen Vergnügen errinnern. Für jedes Wort das Sie mir lieber Wolf! von Rom und von unseren dortigen Landsleuthe mitzutheilen die Güte hätten wäre ich Ihnen besonders Dank schuldig – Geben Sie auch mir Gelegenheit, mich Ihnen gefällig zeigen zu können es werde mir wahrlich die größte Freude gewähren –
Wo, und wie befindet sich nun S.E. der Graf v Ingenheim ?
Frankfurt d 20 Juni 1825.