[...] 6) Lob verdient endlich noch vor allen Thorwaldsens Büste von dem Dänen Bissen, indem sie [n]icht weniger durch große Treue, als durch zarte und doch zugleich freie Behandlung sich auszeichnet.
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Zu Ostern ist auch das Denkmal Pius VII. von Thorwaldsen dem schaulustigen Publikum enthüllt worden. Der Platz in der Peterskirche ist so vortrefflich, wie ein so bedeutendes Werk es nur immer für sich in Anspruch nehmen kann. In einer geschmackvoll geordneten Nische sizt auf einem prächtigen Sessel die ehrwürdige Gestalt des Papstes, über Lebensgröße. Er ist, mit der gewöhnlichen Papsitracht, dem starken Untergewande, und einem glänzend geschmückten, unendlich sorgfältig und schön gearbeiteten Mantel bekleidet, so eben im Begriff das Volk zu segnen, und mit der Rechten die dazu übliche Bewegung zu machen. Die Linke ruht im Schooße, die Füße sind auf leichte Weise übereinandergelegt, das Haupt bedeckt der dreikronige Schmuck. Unter dem hohen Piedestal sind zwei Thüren auf die Weise angebracht, wie wir es bei neueren Monumenten der Art zu sehen gewohnt sind; über demselben bezeichnet die Inschrift den Cardinal Consalvi, von Pius VII. zum Cardinal ernannt, als Stifter des Denkmals. — Zu beiden Seiten des päpstlichen Hauptes, aber niedriger als dasselbe, scheinbar aber auf demselben Marmor, sitzen zwei Genien; der eine rechts blickt auf seinen Helden zurück, und läßt die Hand mit dem Stifte auf dem schon geschlossenen Buche ruhen. Die Thaten sind verzeichnet und der Nachwelt aufbewahrt; der andere links hebt das Stundenglas empor, und sieht ebenfalls auf den Papst zurück. Unter diesen, zu Seiten des Papstes, jede auf einem besonders Piedestal, stehen die religiöse Stärke und die Religion. Jener fällt das Lammfell vom Haupt herunter, auf die Brust zusammengeknotet herabhangend; die Hände sind auf der Brust kreuzweis zusammengelegt, der Blick gen Himmel gerichtet. Die Religion auf der linken Seite der Porträtstatue, hat die Bibel in der Hand, in dessen Inhalt sie denkend verloren scheint. Die Rechte bewegt sie deshalb an das Kinn und zu ihren Füßensteht die Eule der Minerva. Ueber dem Untergewand hat sie einen breiten Ueberwurf der von der rechten Schulter unter dem linken Arm durch geht, und dann ausgenommen wird; ein schöner Kranz schmückt die herabhängenden Loken. — Wer die Werke Thorwaldsens mir Aufmerksamkeit und Unbefangenheit betrachtet hat, wird bald fühlen, daß man bei diesem Werke nicht allein auf dem Boden Thorwaldsen’scher Erfindung steht, und daß die zwei Genien nur durch äussere Veranlassung binzugekommen. Scheint es mir doch noch fraglich, ob die zwei andern Figuren nicht mehr für die zweckmäßige Benutzung des Platzes, als für die Porträtstatue selber nothwendig waren; erklären sie diese auch, so werden sie doch zu abhängig von derselben, [u]nd lassen den Wunsch rege werden, daß das für diese Sphäre gehörende Relief seinen eigenthümlichen Platz einnehmen möge.
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