Römische Leben
von
Friedrike Brun,
geborene Münter.
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Erster Theil
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Weihnachtsfreude in Rom.
Abends.
Der Saal war in einen hesperischen Hain verwandelt; Bogen von Lorbergebüsch wölbten sich über den Spiegeln, mit allen Farbennuancen der Limonen, Orangen, Cedraten, Pomeranzen durchstralt und mit Silberblüten durchduftet. Myrtenbäume standen umher, mit den bescheidenen Gaben des Mutterherzens behangen. Alles war hell beleuchtet; Deine lieben Gespielen, unsers Humboldt’s Kinder, die unsers Zoega und Du, ihr waret mit mir im finstern Zimmer, als Bonstetten die Flügelthür öffnete, und Zoega, Fernow, Thorwaldsen, Keller, Lund, Hetsch und Graß uns im glanzstralenden Hain entgegenkamen, in dem die treue Maria Alles nach meinem Willen geordnet.
Aber Bonstetten hatte sich noch eine Ueberraschung vorbehalten; denn als Du nun in süßer Freude des Schauens verloren dastandest, klangen hinter dem Gebüsche die Töne einer Harfe. Von Deinem dritten Jahre an hatte unerwartet ertönende Musik Dich zu pantomimischem Tanze veranlaßt; nun kam noch die Freude hinzu, und Du, holdseliges Kind, schwebtest leicht wie eine Hora der Freude zwischen den glanz-, duft- und goldstralenden Gebüschen und Bäumen umher, das Entzücken der gegenwärtigen Künstler und des Mutterherzens Wonne. Tief in sich geschmiegt, still und schweigend stand der junge Däne Thorwaldsen da, diese noch verschlossene Knospe der Unsterblichkeit. Schon liebte ich ihn, allein noch kannte ich ihn nicht.
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