Das Correspondenz-Blatt hält Stand!
Die “Kiøbenhavnspost“ hat es sehr übel aufgenommen, daß das “Correspondenz-Blatt“ sich gegen die Unterstützung des Baues eines Thorwaldsen’schen Museum in Kopenhagen als einer patriotischen Handlung für die Schleswig-Holsteiner erklärt hat. Im Eingange eines gegen uns gerichteten Artikel in No. 85 jenes dänischen Blattes sucht zwar der Verf. Uns, die Radaction des Corr.Bl., außenvor zu stellen, indem er behauptet, “es sey offenbar, daß die Polemik gegen das Museum nicht von der Redaction herrühre.“ Hierin ist “Kiøbenhavnspost“ aber sehr im Irrthume. Alles was über jenes Unternehmen gesagt ist, ist als von uns ausgehend zu betrachten. Das “Correspondenz-Blatt“ berichtete anfangs ganz einfach über das Unternehmen als eine Thatsache citirte darauf einige Stimmen, das sich in Dänemark selbst, namentlich gegen Geldsammlungen bei Landleuten und Bauern, erhoben, und erklärte sich erst bestimmt gegen das Sammeln von Beiträgen unter den Bauern und Landleuten in Schleswig-Holstein, als Beamte an die Spitze von Comiteen traten und ihren Untergebenen das Beitragen zu diesem Unternehmen als eine patriotische Handlung anpriesen. Die “Kiøbenhavnspost“ erklärt es nun zuvörderst für eine höchst anstößige Anmaßung, daß wie erklären, für Schleswig-Holsteiner keinen Patriotismus in diesem Geldspenden finden zu können, ohne unsere Gründe gleich dabei auszuführen. Sehen wir, was es mit diesem Vorwurfe auf sich hat.
Der Journalistik darf allerdings nicht, seine individuellen Ansichten durch seine persönliche Auctorität verbreiten wollen; er wird es auch sehr selten können. Gewiss kann es der Redacteur der Corr.Bl. nicht, denn er besitzt keine solche Auctorität unter seine Landsleuten. Es konnte deshalb auch nie seine Absicht seyn, seine Gründe gegen diese freiwillige Contribution zu unterdrücken, denn nur durch diese Gründe konnte er zu wirken hoffen und er versprach die Ausführung derselben für die nächste Nummer. Die Wirkung, die er sich von dieser “anmaßenden Declaration“ versprach, war aber die, die etwaige Wirkung der Aufforderungen zur Subscription bis zur näheren Erwägung der Sache zu suspendieren, indem auf eine entgegengesetzte begründere Ansicht hingewiesen wurde, welche sich übrigens schon privatim, namentlich in Kiel, dessen Bewohner stets dem Danismus abhold gewesen, und zum Theil durch die angesehensten Männer laut ausgesprochen hatte.
Nun hat der Erfolg am besten gezeigt, daß die von uns ausgesprochene Ansicht keineswegs blos die individuelle einiger Kieler war, und wenn man den Geist und die Gesinnung seiner Landsleute kennt, so darf man wohl, vorzüglich gegen Fremde hin, in ihrem Namen sprechen, ohne der Arroganz beschuldigt werden zu können. Will man uns dänisches Wesen aufdringen, will man uns ein dänisches Nationalunternehmen als holsteinisch-volksthümlich aufschwatzen – so darf jeder Holsteiner kühn im Namen der ganzen Masse des Holsteinischen Volks des Wort ergreifen und widersprechen.
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Es ist nicht gegen das dänisches Volk, wogegen wir gekämpft haben und kämpfen, es ist gegen die Aristokratie der Residenz, gegen einen Theil Hofleute und hoher Beamten und die mit ihnen in naher Beziehung stehen, gegen die wir fortfahren werden zu kämpfen. Für diese soll der arme jütländische Bauer so gut wie der Schleswig-Holsteinische, erst die Abgaben aufbringen wovon doch auch ein Theil für den Luxus der Residenz verwandt wird, und dann noch Kunstschätze kaufen, die nur die Residenz zu sehen bekommt. “Freiwillig“ wäre die Gabe? Ja, so wie die Lotto-Einnahme ein freiwilliges Geschenk an den Staat ist. Wenn der Amtmann seinen Bauern zu Beiträgen auffordert, so ist in gewissen Districten ein halber Befehl, und eine Weigerung eine halbe Widersetzlichkeit, die eine halbe Strafe, d. h. die amtmännische Ungnade, nach sich ziehen kann. Solche Freiwilligkeit ist fast schlimmer als der Zwang; sie ist eine widerliche Zumuthung an ein freies Volk.
Ueber die Sache selbst ist nichts mehr hinzusetzen, sie ist erschöpft. Die, welche durch die so sehr übereinstimmende Opposition diesseits der Belte, etwas blosgestellt seyn mögen, thun am besten zu schweigen. Das Project ist ein moralisches Unding. Ich will hier nicht an die Einzelheiten unserer öffentlichen Zustände erinnern; sie erfüllen die Gemüther Aller mit Kummer. Ist dieser Zeitpunct, ist das Jahr 1837 ein passender Zeitpunct, um ein Pallast für die Kunst zu begründen? Nicht auf Talent kommt es hier an oder auf etwas Beredsamkeit mehr oder weniger, sondern auf Aufrichtigkeit, auf gerade Sprache, auf Gefühl für die Noth des Volkes, welches endlich aufhören muß, zu Gunsten einer fernen Hauptstadt ausgebeutet zu werden. Mit der Kunst hat die Aristokratie stets den seltenen Democratismus der Gebildeten zu fangen gesucht. Geht nicht in die Falle, liberale Dänen! Was ist in Dänemark, für die Kunst geschehen und was ist in Dänemark, d. h. im ganzen Königreich, und in den Herzogthümern dafür geschehen, was Ihr selbst tagtäglich nennt, das “was Noth thut“?