Rom d. 31. Jul. 1819.
Verehrtester Herr und Freund!
Künftigen Montag wird wie ich hoffe das kleine Modell, den Löwen in der Grotte enthaltend, abgehen, nach welchem die Zeichnung gemacht worden. Die Eile die die [sic] ich hatte dieselbe zu schicken, bestimmte mich Sie Ihnen zu senden, so weit sie bis Sonnabends gediehen, sonst wäre es gut gewesen, wenn man da dieselben zum Stechen bestimmt ist, ihr ein wenig mehr Kraft und Effect gegeben hätte, welches der Kupferstecher berücksichtigen muß, und in der Zeichnung selbst nach dem großen Modelle, wenn es wird angekommen seyn, auf der Zeichnung nachholen kann welche sehr genau und schön gezeichnet ist. Ich muß aus Ihrem Letzten schließen, daß Sie meinen Brief mit dem Einschluß der römischen Zeitung nicht erhalten haben, weil Sie keine Meldung davon thun, auch mir nicht auf Verschiedenes Andre antworten, was derselbe enthielt, rücksichtlich auf welches ich mich nun auf mein Letztes vom vorigen Courier berufe. Ich hoffe mit Nächsten den Wechsel zu erhalten, um dann sogleich das große Modell einzupaken, zu welchem die Kisten schon bereit liegen.
Was Ihre Anfrage wegen der Altarblätter betrifft, so bitte ich Sie zu erklären, ob dieselben Copien nach erhaltlichen Bildern alter Meister seyn sollten, oder eigene Compositionen der Künstler, im letzteren Fall hatte ein Deutscher Künstler eine herrliche Madonna komponieret, welche sich gerade dazu eignet, sie ist stehend mit dem Christuskinde abgebildet in einer Glorie von Engeln, die alle sehr geistreich und schön sind miten eine sehr phantasievolle Landschaft unter alle Madonnen die ich bist jezt sah, welche neuere Künstler gemacht gefällt sie mir ohne Vergleich am besten. Ich fragt H. Senff, so heißt der Künstler was er für die Ausführung von 7 Fuß Höhe und 4 à 5 Breite verlange. Er forderte 70 Louidor. Freilich wenn Cammucini oder Landy solch eine Werk unternähmen so wäre es ganz andre Preise und ich würde, wenn sie Alles thäten was sie könnten doch H. Senffs Arbeiten vorziehen. Beide sind meine Freunde und Collegen in der Akademie, allein die Arbeiten der izigen römischen Schule haben das mit der französischen gemein, daß sie nach dem Theater studiert zu haben scheinen, und weil ihre Künstler statt nach dem Leben nach den Skulpturen der Alten studieren frostig ausfallen, diese Werke sind nicht für die Ewigkeit, es erhebt sich nun aber eine schöne Kunst, welche bald Werke solcher Art verdrängen wird. Es wär dazu verführen dieses weitläufig aus einander zu setzen. So wie der Nordländer Thorw[ald]son durch den heiligen Ernst seiner Kunst, das marklose, gezierte und lüsterne in Canova’s Werken überflügelt hat, so wird deutsches Gemüth und deutsche Kunst die italienische und französische Leerheit niederwerfen, nur hängen die meisten z[ur] Zeit noch zu sehr am Alten aus der Zeit vor Raphael. Schon der Franzose Quatremaire sag[t]e von Canova’s Statuen; sie hielten sich aufrecht, weil sie von Marmor seyn, sonst müßten sie zusammenfallen, weil sie keine Knochen hätten. Allein gerade die schlaffe Weichheit, die den Marmor dem Wachs ähnlich macht, ein Eindruck der geflißentlich durch kaustische Färbereyen erzweckt, das wohllüstige, Reizende wod[urch] es dem damaligen Zeitgeschmak schmeichelte und weil er anfangs allein stand, verschaffte ein Canova seinen Ruhm. Ich wünschte das Glük zu haben Sie in Rom zu sehen, auf Zeitungsartikel und Lobpreisungen der im Studium Canovas st[xx] [xxxxx] [xxxx]rt werden, muß man sich nicht verlaßen. Die Stimme der Kenner hat schon [xxx] entschieden. Ich spreche von diesem Menschen als Künstler, obgleich Alles [xxx xxx xxx] gleich werth sind und spreche so frei mit Ihnen, als Freund, sub rosa.
So bald die großen Kisten abgehen, w [papiret mangler] th[xxx] den Weg genau anzeigen, und habe meine Anstalten getroffen, daß dieselben so sicher und schnell, als möglich weiterbefördert werden. Was die geforderte Rechnung anbetrifft so läßt sich dieß nicht so genau detaillieren, ich schike Ihnen hier einen Empfangschein, ich habe nur noch 9 Thaler in den Händen, was Kisten und Emballage, Licenzen &c, mehr kosten, werde ich auf die Rechnung der Spediteurs setzen und Ihnen den Conto schiken, hättte sich mir schon Gelegenheit gezeigt, der kl. Modell durch einen bekannten Reisenden der nach Mailand ginge dahin zu senden, so wäre dieß sehr schön gewesen, allein einem Vetturin kann ich es nicht vertrauen und schike es durch die Fuhr. Ich hoffe bald die Ankunft der Zeichnung zu hören und wünsche daß das Modell noch zu rechter Zeit anlangen möge. Es thut mir sehr leid, daß die Sache Ihnen verehrter Freund so viele Unangenehmlichkeiten zugezogen hat, auf andre Art war auch ich geplagt und oft in Verzweiflung über die lange Verzögerung ich bin fest überzeugt, wenn die Sache Torwaldson allein überlaßen worden wäre er würde abgereißt schon, ohne etwas gemacht zu haben, wie es Andern mit ihm gegangen ist, die ihn nicht so plagten und trieben, wie ich, er hatte nirgends von mir Ruhe. Mit Achtung und Freundschaft
Ihr
Keller