Rom den 15 März 1823.
Sr. Hochwohlgeboren Hrn. Obristlieutenant v: Wettstein
Hochzuverehrender Herr! Mit dem grössten Vergnügen erfülle ich den Wunsch den Ew. Hochw-n geschätzte Zuschrift vom 31 Jenner d.J. enthielt indem ich Ihnen meine Meinung über das Talent u. die Fortschritte des jungen Künstlers Hrn. Hieronymus Hess durch gegenwärtige Zeilen mitzutheilen die Ehre habe: Der Wahrheit und auch, wenn ich darüber befragt werde, meiner Pflicht gemäss kann ich versichern dass der genannte junge Künstler durch alle seine Arbeiten u. Entwürfe ein sehr vorzügliches und seltenes Talent für die Kunst bewährt und dass seine jetzige Thätigkeit und sein geistvolles Treiben in abwechslenden Bezirken der Kunst zu den allerschönsten Hoffnungen berechtigen. Indem ich diese erfreuliche Erfahrung gemacht, habe ich nicht nur dem Hrn. Hess einen kleinen Auftrag gegeben sondern ich werde ihm auch, wenn sich Gelegenheit darbietet, herzlich und angelegentlich empfehlen, indem ich völlig überzeugt bin dass die Beförderer und Gönner des Herrn Hess nicht leicht Ihr Wohlwollen einem Würdigeren konnten angedeihen lassen und weil es das reinste und würdigste Vergnügen des Künstlers ist wenn er das vorzügliche Talent eines jungen Künstlers auf irgend eine Weise durch Wort oder Talent zu fördern im Stande ist. Ew. Hochwohlgeboren und die übrigen edlen Gönner des vortrefflichen jungen Mannes erwerben sich nicht nur um den Hrn. Hess sondern selbst um die von uns allen so hoch verehrte Kunst ein wahres Verdienst wenn der junge Künstler durch Ihre Güte in den Stand gesetzt werden möchte sein ungemein schönes Talent in dieser alten Kunststadt wo die edelsten Muster vorhanden sind, recht harmonisch und gründlich auszubilden.
Für was Sie mir in Ihrem lieben Brief Wohlwollendes und Ermunterndes von meinem Model zu dem ehrwürdigen Denkmal Helvetischer Tapferkeit und Treue sagen, empfangen Sie meinen besten Dank. Das grösste Lob gebührt aber den patriotischen Männern, zu welchen hr. Obrist von Pfyffer und Ew. Hochwohlgeb. selbst gehören, welche die schöne Idee gefasst haben und selbige auszuführen rastlos bemüht gewesen sind. Mir rechne ich es zu der grössten Ehre dass ich zu einem wahrhaft nationalen Denkmal eines so tapfern und weltberühmten Volks in Etwas habe behülflich seyn können. Von meinen schon ziemlich zahlreichen Werken wüsste ich bis jezt keine der eine schönere Bestimung geworden sey.
Ew: Hochw. empfange die Versicherung der ausgezeichneten Hochachtung womit ich die Ehre habe zu seyn Ihr
ganz gehorsamster Diener T.