Ihre mir so oft bewiesene Wohlgewogenheit gibt mir den Muth, Sie abermals um eine Gefälligkeit zu bitten:
Da den öffentlichen Blättern zufolge Thorwaldsen in München eingetroffen ist, so ersuche ich Sie recht sehr, denselben meiner vollkommensten Hochachtung zu versichern, und Namens Meiner an ihn die Anfrage zu stellen, wenn ich mir dann schmeicheln dürfe, die in seinem mir eingehändigten schriftlichen Versprechen vom 25ten Jänner 1823 mir verheißene Statue des Schäferjungens, und die zwey kleine anakreontische Basreliefs, wozu später noch ein drittes, Amor, der sich bey Anacreon wärmt, gekommen ist, endlich zu erhalten, auf deren Empfang ich mit so vieler Sehnsucht täglich warte ?
Bemerktes Versprechen lautet, wie folgt:
[Her følger jf. Bott, op. cit., teksten fra Thorvaldsens erklæring af 25.1.1823]
Wobey ich bemerke, daß die hier angeführten beyden Basreliefs Amoretten vorstellen, welche bey dem einen Früchte von den Bäumen abpflüken, und bey dem andern Trauben mit den Füßen treten, und Thorwaldsen mir noch nebstdem mündlich zugesagt hat, mir auch die Büste unsers jetzigen Königs Ludwig um die Summe von 100 Dukaten in kararischem Marmor zu liefern, welcher Büste ich auch mit großem Verlangen entgegensehe.
Ferner bitte ich Sie, bey Thorwaldsen auszuforschen, was er bey der Composition des einen der vier sich hier befindenden und von der Herzogin von Leuchtenberg erstandenen Basreliefs, nämlich jenes mit der Vorstellung Jupiter’s und der ihm aus einer Schriftrolle vorlesenden Nemesis habe ausdrüken wollen, oder ob er vielleicht das Motiv dazu aus irgend einem alten Schriftsteller, und von welchem genommen habe? Da diese Composition wirklich undeutlich ist, und daher zu den allersonderbarsten Auslegungen Anlaß giebt, so kann nur der Künstler durch Angabe seines Zweks bey derselben die Undeutlichkeit heben. Ich werde mit dem herzlichsten Danke die Rükäußerung Thorwaldsen’s auf die vorbesagte Fragen von Ihnen erfahren, und ersuche Sie um die Mittheilung derselben hieher mit der Bitte, mich wegen der desfalls Ihnen verursachten Ungelegenheit zu entschuldigen.
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