Henriette Herz
Berlin
Omnes
Disse erindringer blev udgivet efter Herz’ død, 22.10.1847. Hun forfattede dem sent i sit liv, men de vedrører hendes ophold i Rom 1817-19, så de omtalte begivenheder skal dateres til dette tidspunkt.
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XX. Aus Rom.
Die Zeit meines Aufenthalts in Rom von 1817 bis 1819 bezeichnet einen Wendepunkt in der deutschen Kunst. Der Geist, welcher damals von den vielen dort anwesenden vaterländischen Künstlern ausging, verbreitete sich von jener Zeit an über Deutschland, und namentlich über das nördliche, und dies um so mehr, als manche derselben nach ihrer bald darauf erfolgten Rückkehr in das Vaterland sehr besuchte Schulen gründeten.
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Den meisten dieser KunstjüngerI haftete, bei der sonst höchst liebenswürdigen Persönlichkeit sehr Vieler derselben, doch eine gewisse Krankhaftigkeit an, und nur zwei der damals in Rom lebenden Künstler gaben eigentlich den Eindruck zugleich von Ursprünglichkeit und unverkümmerter innerer Gesundheit, diese aber gehörten eben zu den älteren. Dies waren Koch und Thorwaldsen, der Letztere allerdings kein Deutscher, der sich jedoch zu den deutschen Künstlern hielt, beide freilich durch ihre Kunstfächer, der Erste als Landschafter, der Andere als Bildhauer, jener frommen Kunstrichtung enthoben. Nur war mit beiden nicht allzuviel zu sprechen, mit Koch namentlich für ein Frauenzimmer nicht. Dieser Schöpfer so vieler schönen, geistvollen, von tief eindringender Naturbeobachtung zeugenden Landschaften und auch in der Unterhaltung von geistreicher Lebendigkeit, ist ein Tyroler Bauer, und gewohnt alles, was es auch sei, mit den nächstliegenden und derbsten, wenngleich oft bezeichnendsten und am meisten charakteristischen Namen zu nennen; mit Thorwaldsen nicht, weil er eigentlich gar keine Sprache spricht, denn seine Muttersprache hat er fast vergessen, und doch keine andere Sprache gut genug gelernt, um sich mit Leichtigkeit in derselben auszudrücken. Oft betrachtete ich den herrlichen Kopf, das wunderbar strahlende blaue Auge des großen Künstlers, und dachte: wie trefflich müßte der Mann sprechen wenn er überhaupt sprechen könnte! – Was er aber auszudrücken wußte, zeugte von Gesundheit und Tüchtigkeit. –
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Ich bin in der That geneigt zu glauben, daß die Lebhaftigkeit der Phantasie der Dichter, geeignet alle Gefühle in ihnen zu steigern, auch das der Furcht mächtiger in ihnen erregen kann, als in uns gewöhnlichen Sterblichen. So erzählte man sich bei meiner Anwesenheit in Rom von der Furchtsamkeit Oelenschlägers gar wundersame Geschichten. Folgende ist eine derselben. Als er einmal mit den Brüdern Riepenhausen, den bekannten Kupferstechern, von Rom aus einen Ausflug nach Tivoli machte, beschlossen diese, welchen seine Furchtsamkeit bekannt war, einen Scherz auf sie zu gründen. Nach getroffener Verabredung mit der Wirthin im Gasthofe, lief diese, anscheinend sehr unruhig bald Treppe auf und Treppe ab, bald im Zimmer umher. »Was mag der Frau sein?« fragte Oelenschläger, aufmerksam geworden. – Einer der Riepenhausen befragte sie um den Grund ihres Treibens. Nach einigem Zögern erklärte sie, daß sie alle Vorzeichen eines Erdbebens bemerke. Ein gelblicher, schwefelfahler Ton der Luft, noch andere Erscheinungen welche sie angab, alles deute auf ein Solches hin. – Oelenschläger erbleichte, seine Begleiter waren anscheinend betroffen. – »Aber was ist in solchem Falle zu thun?« fragte er endlich mit bebender Stimme. – »Ja was wäre da zu thun!« rief einer der Riepenhausen. »Sich seinem Schicksal zu ergeben! Wohl dem der klettern kann! Denn auf einem hohen Baume allein giebt es einige Sicherheit.« – Oelenschläger schwieg in sich versunken. – Plötzlich hob einer seiner Begleiter unbemerkt mit dem Knie den Tisch, so daß die Flaschen schwankten, und aus den Gläsern Wein überfloß. – Entsetzt fuhr Oelenschläger auf und eilte aus dem Hause. – Bald bemerkten die Anderen durch das Fenster, wie der wohlbeleibte, unbeholfene Mann mit Händen und Beinen eine hohe Pinie umklammerte, und hinauf zu klettern begann. Mit unsäglicher Anstrengung gelang es ihm endlich den Gipfel zu erreichen. Da saß nun hoch oben unbeweglich, geduckt und ängstlich der Dichter, der den Muth so mancher Nordlandsrecken zu singen gewußt hatte, und erwartete bange die krampfhaften Zuckungen der Erde. Diese blieben freilich aus, aber nur mit Mühe gelang es endlich seinen Begleitern durch die beruhigendesten Versicherungen, ihn von dem Baume herabzukirren und zur Rückkehr nach Rom zu bewegen. –
Von den italienischen Künstlern wüßte ich nicht viel zu sagen. Ich gestehe, daß sie weder als Künstler noch als Menschen mich besonders zu interessiren wußten. Selbst den damals hochgefeierten und bis zum Uebermaaße beschäftigten Canova kann ich davon nicht ausnehmen. Als Künstler hat er zwar die bis zu seiner Zeit in größter Ausartung durch geistlose Nachahmer herrschende Berninische Manier beseitigt, aber meiner Meinung nach nur eine andere Maniertheit an die Stelle gesetzt. Diejenige Berninis betraf hauptsächlich die Gewandung, und dies war allenfalls zu ertragen, bei Canova äußert sie sich in den Linien und in der Bewegung der Figuren. Die Ersteren sind von einer Weichheit, die bis zur Verweichlichung geht. Ein Perseus, welchen er nebst einem Paare unausstehlicher Fechter in einem Zimmer des Vatikans in fast unmittelbarer Nähe des Laokoon und des Apoll von Belvedere aufzustellen die Stirn hatte, gleicht einem schönen tänzelnden Mädchen.
Im Umgange war Canova von feiner Sitte und vieler Lebendigkeit. Wie fast alle Italiener, denen ihr Italien in jeder Beziehung genügt, bewunderte er es wenn man noch eine andere Sprache sprach als die eigene. Aber er konnte auch gleich den meisten seiner Landsleute sein Erstaunen nicht bergen, wenn man ein vernünftiges Wort sagte. Italiener, wenn sie fremde Länder nicht sehr genau kennen, betrachten die Bewohner derselben noch immer mehr oder weniger als Barbaren.
Canova besuchte mich in Begleitung eines Freundes sehr bald nach meiner Ankunft in Rom. Als er das zweite Mal kam, hatten meine Reisegefährtin und ich einen Abguß des Reliefs der »Nacht« von Thorwaldsen, welcher in meinem Zimmer hing, und welchem die gleichfalls weiße Wand unvortheilhaft stand, soeben mit einem Kranze von Lorbeern und Immergrün umgeben, welche wir zu diesem Behufe in den Orti inglesi gepflückt hatten. Der Zufall wollte, daß Canova der Erste war, welcher es so umkränzt sah. Er äußerte nichts, aber er kam von da an nie wieder, ungeachtet ich ihn später noch mehre Male in seiner Werkstatt besuchte. – Das Verhältniß zwischen beiden Künstlern war nicht das beste, und konnte es bei eben so abweichender Persönlichkeit als künstlerischer Richtung auch kaum sein. –
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Noch ein anderer, im engeren Freundeskreise mit dem PrinzenII sehr heiter verlebter Abend ist mir lebhaft im Gedächtnisse, und zwar wurde dieser in einem HauseIII zugebracht, welches oberflächliches Urtheil vielleicht dem Rang und der Würde eines Thronerben noch weniger entsprechend erachtet haben möchte, als das meine. Es war das der Signora ButiIV, einer achtungswerthen Wittwe, welche Fremde logirte, meist aber Deutsche, und vorzugsweise deutsche Künstler, bei welcher aber auch Thorwaldsen fast während der ganzen Zeit seines Aufenthalts in Rom wohnte. Das Abendessen nahmen in der Regel alle Hausbewohner gemeinschaftlich ein, wobei die Wirthin und ihre sehr hübschen Töchter denn auch nicht fehlten. Es ging da in interessanter Gesellschaft sehr heiter zu, und Frau von Humboldt, eine andere Freundin und ich hatten uns deshalb auch einmal für den Abend anmelden lassen. Dem Kronprinzen war durch Herrn von Eckardtstein ein Wink davon geworden, und ganz unerwartet stellte auch er mit seinem Gefolge sich ein. Der Abend, welcher sich bis zwei Stunden nach Mitternacht hinzog, war einer der fröhlichsten meines Lebens, ja ich darf ihn von Ausgelassenheit nicht freisprechen. Und man denke sich die bunte Zusammensetzung der Gesellschaft von dem Kronprinzen an bis zu den Töchtern des Hauses, welche man dem Stande der Arbeiterinnen beizählen durfte, weil sie, um ihrerseits der früh verwittweten Mutter, welcher auch noch die Sorge für einen unmündigen Sohn oblag, die Bürde zu erleichtern, für Geld nähten und wuschen, durch die verschiedensten Nüancen der Stände und Bildungsstufen hindurch! Aber ein solch buntes Gemisch der Gesellschaft ist auch nur in dem glücklichen Süden möglich, wo nächst gesundem Verstande, Grazie, Takt und gute Sitte in der Regel auch dem Geringsten inwohnen, und die Macht über die anmuthigsten Wendungen einer schönen und wohlklingenden Sprache Gemeingut ist. In Deutschland ist eine solche Gesellschaft fast eine unmögliche. Den Theilnehmern an derselben aus den höheren Ständen würde hier sofort der Vorwurf der Unschicklichkeit gemacht werden, ja es würden vielleicht sehr bereitwillig unsittliche Absichten präsumirt werden. –
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Dette er uddrag er Herz’ erindringer, der omhandler hendes ophold i Rom 1817-19. Erindringerne blev skrevet i slutningen af hendes liv og udgivet posthumt, jf. Fürst, op. cit.
Der gengives kun de dele, der har med Thorvaldsen at gøre.
Natten, Tidligst juni 1815 - Senest august 1815, inv.nr. A369 |
Sidst opdateret 26.09.2014
Dvs. de ovennævnte tyske kunstnere i Rom.
Dvs. Ludwig 1. af Bayern, mens han endnu var kronprins.
Dvs. Casa Buti, se nedenfor.
Dvs. den italienske værtinde Anna Maria Buti.